Oh jetzt wirds richtig spannend!
Elke hat die drei Portraits von Jenny (hier, hier und hier) die Charlotte schon einzeln beschrieben hat, nochmal zusammen beschrieben:
Jenny wurde schon sehr genau und treffend beschrieben. Ich beschreibe sie deshalb anders. Ich sehe alle Fotos nur kurz an und reagiere dann – so wie man auf jemanden reagiert, den man nur kurz zu Gesicht bekommt, also flüchtig, schnell, unkonzentriert, vielleicht imaginär, auf jeden Fall mit einer Wahrnehmung, die stark auch durch die eigenen, inneren Bilder mitbestimmt ist.
Das sehe ich: Alles an Jenny wirkt wie ein Zeichen. Der Mund ist rot markiert, die Augen sind durch grüne Lidschatten und schwarze Wimpertusche markiert. Es gibt Menschen, bei denen Gesichtszonen eher ineinander übergehen, das ist hier nicht der Fall. Jede Partie steht für sich und trägt Bedeutung. Ja, der Mund ist rot. Ja, die Augen sind katzenhaft. Ja, die Fingernägel glänzen fast metallisch grün. Jenny wirkt also wie jemand, die die Zeichen, die den menschlichen Körper ausmachen, expressiv hervorhebt. Auch durch den Hut, den Jenny trügt, wirkt das Bild im Ganzen und Jenny im Besonderen gerahmt, betont, präzise. Das Ganze wird durch eine künstliche Haltung verstärkt – das Gegenteil also eines Fotos, das Spontanität ausdrücken soll.
Das erste Foto mit Hut kontrastiert mit einem zweiten Foto, da Jenny hier einen Schleier trägt, der das Bild diffus werden lässt. Zwar sind die Gesichtszeichen hier genauso markant, aber durch den Schleier verwischt. Zudem sind die Haare offen, das lässt das Bild von Jenny an den Rändern unscharf werden, sozusagen auslaufen, mit dem Hintergrund diffundieren. Das Bild ist aber nicht weniger künstlich als die anderen. Interessanterweise ist die Sicht auf das Decollté, das wie auch auf den anderen Fotos auch auf diesem zu sehen ist, denn es ist nicht verschleiert. Anders als bei den anderen Fotos gibt das dem Bild einen Bruch, von dem ich nicht annehme, dass er bewusst hergestellt wurde. Der unverschleierte Busenansatz steht im starken Kontrast zum Rest des Bildes. Er ist so etwas wie ein nacktes, fast obszönes Moment in einem Bild, das das Geheimnisvolle in Szene setzen will. Das Obszöne ist ja das direkte Gegenteil des Erotischen, das eben mit Verhüllen und nur kurzem Zeigen arbeitet. Es ist gewissermaßen das Foto, das am wenigsten gelungen und deshalb das interessanteste ist, denn es hat etwas Aufdringliches – das einen, zumindest mich, auf sich selbst zurückziehen lässt. Soll man Jenny nahekommen? Das Bild sagt ja und nein.
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