
Das zwischen 1506 bis 1515 geschaffene Hauptwerk von Matthias Grünewald, der Isenheimer Altar, besteht aus drei trennbaren Gemälden in rechteckiger Form und einem ebenfalls bemalten, breiten Sockel. Der Aufbau dieser Gemälde erinnert an ein Fenster mit Fensterläden.
Das Werk in der Mitte misst eine Breite von knapp drei Metern und eine Höhe von ca. zweieinhalb Metern und ist somit der zentrale Punkt des Triptychons. Der Sockel ist ein kleines bisschen breiter als das mittlere Werk und scheint sehr massiv zu sein. An der Unterseite wurde der Sockel durch eine Art Bodenplatte ergänzt, die nur einige Zentimeter dick ist.
Das Linke Bild
Das hochkant aufgestellte Werk links außen bildet den heiligen Sebastian ab. Es handelt sich hierbei um einen etwa 45 Jahre alten Mann, der auf den ersten Blick nur ein rotes, großes Tuch, vermutlich aus Leinen, um seinen Körper geschlungen hat. Bei genauerer Betrachtung erkennt man allerdings, dass er auch eine Art Unterhose trägt. Diese scheint ebenfalls aus Leinen, ist aber hell, beinahe beige. Der rote Umhang wirkt, als wäre er aus mehreren Teilen zusammengenäht. Die Nähte setzen sich deutlich von der übrigen Farbe ab.
Der heilige Sebastian steht auf einer flachen Säule, deren oberes Ende durch eine sternförmige Platte ergänzt wurde, auf welcher er steht. Unterhalb dieser steinernen Platte schlingt sich Efeu um die Säule. Hierbei handelt es sich aber nur um eine steinerne Verzierung und nicht um echte Pflanzen. Der Boden der Säule ist weiter ausgestellt als der Rest. Die Bodenplatte besteht ebenfalls aus Stein und ist quadratisch angelegt. Ergänzt wird dieses Quadrat durch kleine, flache Dreiecke, die mittig an jeder Seite hervorstehen. Neben Sebastian steht eine weitere Säule, welche Sebastian um wenigstens einen Meter überragt. Um die Spitze diese Säule ranken sich Pflanzen. Diese scheinen aber echt zu sein.
Sebastian nimmt eine seltsame Pose ein. Die Hände sind in einer bettelnden oder betenden Geste gefaltet. Er blickt in eine andere Ecke des Bildes. Seine linke Schulter ist nackt und er trägt einen Topfschnitt. Die etwa kinnlangen, braunen Haare wellen sich in den Längen etwas. Sein Dreitagebart ist grau meliert und seine Mundwinkel hängen nach unten. Er leidet, denn in seinem Körper stecken drei Pfeile. Zwei davon spießen in seinem linken Bein, genauer gesagt der Wade. Der dritte Pfeil ragt aus seiner rechten Schulter, von der Vorderseite her durchbohrt.
Neben Sebastian auf seiner Säule stehen 3 weitere Pfeile, angelehnt an die große Säule rechts neben ihm auf dem Bild. Hinter Sebastian ist in der linken, oberen Ecke des Bildes ein Fenster. Es wirkt, als scheine die Sonne ganz leicht in seinen Raum. Wenn man aus dem Fenster blickt, eröffnet sich einem eine grüne Landschaft mit einigen Bäumen. Der abgebildete Himmel ist in helleren Blau- und Grautönen gehalten. Dort schweben zwei Engel, die gemeinsam einen orangenen Ring in der Luft halten, der eine Kugel an der Vorderseite hat. Der rechte Engel ist ein dickliches, kleines Kind mit blondem Haar. Allem Anschein nach ist das ein Junge. Der linke Engel hingegen ist fast komplett mit einem blauen Tuch verhüllt, auch das Haupt. Nur das Gesicht ist frei und es scheint ein junges Mädchen zu sein, das etwas älter als der Junge ist.
Das Mittlere Bild
An dieses Teilwerk schließt sich die Mitte des Triptychons an, welches ungefähr vier mal so breit ist wie das zuvor beschriebene. Die Größe unterscheidet sich auch zum Teil in der Höhe. Die Mitte des Bildes wurde nach oben hin ein Stück erweitert, aber nicht über die komplette Breite des Bildes, sondern circa ein Drittel. Das Bild an sich wirkt auf den ersten Blick sehr düster. Es ist eine dunkle Szenerie abgebildet. Offensichtlich wurde hier ein Landschaftsmotiv gewählt, man kann aber keine konkrete Landschaft ausmachen. Es sind keine Bäume oder andere Pflanzen erkennbar, auch keine Sonne oder der Mond. Ein wenig Geröll und braunes Gestein sind am unteren Teil des Werks auszumachen.
Das Zentrum bildet Jesus am Kreuz. Für das hölzerne Kreuz, an dem Jesus hängt, wurde anscheinend auch das Bild nach oben hin erweitert. Links von Jesus sind drei Personen abgebildet. Hierbei handelt es sich um zwei Frauen und einen Mann. Die eine Frau kniet flehend zu Jesus gewandt. Sie scheint sehr jung zu sein mit rosa leuchtender Haut und langem, blonden, gelockten Haar. Sie trägt ein orangenes Gewand, welches an ein Kleid erinnert, aber keinen konkreten Schnitt hat. Der Saum ihres Gewandes hat einen relativ breiten, grünen Besatz. Ihr Haupt ist mit einem Tuch bedeckt, wenngleich ihr Haar darunter hervor fällt und sich bis über ihre Hüfte über den ganzen Rücken ausbreitet. Vor ihr steht ein kleines, silbernes Gefäß. Das Gefäß ist zylindrisch geformt, wird nach oben hin aber wesentlich breiter und hat einen Deckel mit kugelförmigem Griff.
Hinter dem Mädchen steht eine Frau, komplett in ein weißes Gewand gehüllt. Nicht ein mal ihr Haar ist zu sehen, sondern lediglich ihr blasses, flehendes Gesicht. Ebenfalls mit dem Blick zu Jesus gewandt, wird sie von einem Mann gestützt. Sie ist offenbar sehr schwach. Aus ihrem weißen Gewand ragen ihre gefalteten Hände. Ihre Arme sind von einem dunkelgrünen, samtig wirkenden Stoff umhüllt. Auch an den Füßen scheint ein wenig dieses Stoffes unter dem weißen Gewand hervor. Vermutlich trägt sie ein Kleid unter dem weißen Gewand. Ihre Augen sind verschlossen und sie sieht sehr verzweifelt aus. Der Mann der sie stützt und auf dem Bild hinter ihr steht, ist nicht komplett zu sehen. Er trägt ein rotes Gewand und hat blondes Haar, ebenfalls ein Topfschnitt bis zum Kinn. Er hat einen Arm über den Rücken und um die Hüfte der Frau geschwungen, um sie zu stützen. Mit seiner anderen Hand hält er die Frau am Arm. Sein Blick ist zu der Frau gewandt, aber auch seine Augen sind geschlossen. Der Mund dagegen ist leicht geöffnet.
Das mittlere Bild selbst scheint aus zwei Teilen zu bestehen, denn durch die komplette Mitte zieht sich von oben nach unten ein feiner Riss. Entweder sind zwei Leinwände zusammen gefügt worden, oder das Bild wurde repariert. Parallel zu dem Riss befindet sich über fast die gesamte Höhe des Bildes der senkrechte Holzpfahl, an dem Jesus angebracht wurde. Am oberen Bildrand ist der Querbalken, an dem Jesus mit Nägeln in den Händen angebracht wurde. Über seinem Kopf hängt ein hölzernes Schild, mit einer weißen Fläche, auf der INRI zu lesen ist. Der senkrecht aufgestellte Pfahl besitzt am unteren Ende einen Vorsprung. Dort sind die Füße von Jesus übereinander gelegt angenagelt worden. Blut läuft dort herunter.
Jesus‘ Haut wirkt sehr fahl, leicht grünlich. Er ist stark ausgemergelt. Jede einzelne Rippe tritt hervor und man sieht jeden verbliebenen Muskel am Körper. Sein Kopf hängt schlaff herunter, leicht zu seiner rechten Körperhälfte gedreht. Unter seinen Rippen tritt ebenfalls Blut in einem Rinnsal aus. Der Lendenbereich ist lediglich durch ein weißes Tuch bedeckt, das vorn geknotet wurde. Es sieht aus wie ein Fetzen und ist stark verschmutzt, wie auch der Körper, den es verhüllt. Auf dem Kopf trägt Jesus einen Dornenkranz. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, obwohl er schon tot zu sein scheint.
Zu Jesus’ Füßen ist auf der rechten Seite ein kleines, weißes Lamm zu sehen. Es hält mit seinem Hufen ein dünnes, langes Kreuz umschlungen. Dieses ist fast so groß wie das Lamm. Das Tier blickt zu Jesus hinauf. Direkt vor dem Lamm steht ein kleiner, goldener Kelch mit einem breiten Fuß. Neben dem Lamm steht ein weiterer Mann, ebenfalls in ein rotes Gewand gehüllt und mit kinnlangem, glattem Haar. Er trägt einen Vollbart und hält in seiner linken Hand ein aufgeschlagenes Buch, dessen Seiten sich leicht wellen. Mit der anderen Hand zeigt er auf Jesus und es sieht aus, als würde er aus dem Buch vorlesen. Er trägt keine Schuhe, hat aber noch einen Knoten aus weißem Stoff an der Hüfte. Auf Höhe seines Gesichts befinden sich mehrere Zeilen in roter Schrift. Der lesbare Teil lautet: „ILVM OPORTET CRE SCLRE ME TEM MIVVI“.
Das Rechte Bild
An das mittlere Bild schließt sich rechts ein weiteres Werk an, in gleicher Größe wie das Werk an der linken Seite. Hier steht der heilige Antonius auf einer flachen Säule, die oben mit einer sternförmige Platte abschließt, auf welcher er steht. Unterhalb dieser steinernen Platte schlingt sich Efeu um die Säule. Der heilige Antonius trägt ein dunkelblaues, samtenes Gewand und darüber, über der rechten Körperhälfte einen roten Umhang und auf dem Kopf eine rote Kappe. Er scheint als einzige Person auf allen Werken lederne Schuhe zu tragen. In seiner linken Hand hält er einen mannshohen Stab, der mehrere, goldene Verbreiterungen hat und am oberen Ende noch über ein filigranes, großes T verfügt. Antonius scheint schon relativ alt zu sein, ungefähr 65. Er hat graues, lockiges Haar, welches unter der Kappe hervortritt. Darüber hinaus hat er einen mächtigen, grauen Bart, der ihm fast bis zur Brust reicht und in der Mitte geteilt ist. Er blickt missmutig, wirkt insgesamt aber gut genährt und wohlhabend im Vergleich zu allen anderen Personen.
Auch er befindet er sich, allem Anschein nach, in einem Gebäude, denn es gibt ein Fenster nach draußen. Das Fenster besteht aus vielen, gläsernen Kreisen und ist zum Teil kaputt. An der einen gesplitterten Stelle kann man nach draußen sehen und erkennt eine seltsame Person. Sie sieht mehr wie ein Tier aus, möglicherweise ein Dämon. Er hat den Mund weit aufgerissen und scheint etwas zu werfen. Er blickt irgendwo hin, man erkennt aber nicht wohin genau.
Der Sockel, auf dem die drei Gemälde aufgestellt sind, ist ebenfalls bemalt. Die abgebildete Szenerie ist ähnlich der von Jesus‘ Kreuzigung. Es ist ein Ausschnitt einer Landschaft. Links außen erkennt man einen bemoosten, braunen Felsen. Davor liegt quer der rechteckige, steinerne Rahmen des Grabes. Vor diesen Steinen liegt Jesus‘ Dornenkrone. Jesus wurde vom Kreuz genommen und liegt jetzt rechts auf einem weißen, langen Leinentuch und wird von hinten von dem Mann gehalten, der bei der Kreuzigung links von ihm stand und die Frau stützte. Die blonde Frau ist auch da und kniet neben dem Grab mit Blickrichtung zu Jesus. Sie hat wieder die Hände flehend zum Gebet gefaltet. Sie wirkt im Vergleich zum oberen Bild aber verändert. Ihr Gesicht ist etwas aufgedunsen und sie scheint zu weinen. Vor ihr sitzt die Frau, die während der Kreuzigung auf dem mittleren Bild gestützt wurde. Das weiße Tuch auf ihrem Kopf ist über ihre Augen herunter gerutscht. Ihre Hände sind ebenfalls gefaltet.
Im Hintergrund erkennt man noch die Stämme von vier Bäumen. Die Kronen sind aufgrund des Bildausschnitts nicht zu sehen. In der linken Bildhälfte ist weit hinten ein heller Berg zu sehen, der womöglich mit Schnee bedeckt ist. Die Landschaft ist allgemein leicht hügelig.
Text: Max Scheller
Bildquelle wikipedia.de
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