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100 Meisterwerke: 60. „Madonna im Grünen“ von Rafael

Madonna im Grünen

Raffaels Madonna im Grünen“, Langtitel: „Madonna im Grünen, Szene: Maria mit Christuskind und Johannes dem Täufer“ ist ein im Jahr 1506 auf Holz entstandenes Ölbild, das der Künstler für den Patrizier Taddeo Taddei anfertigte. Es hat eine Höhe von 113 cm und eine Breite von 88 cm und hängt heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.

In der Mitte des Bildes sitzt Maria, etwa 20 Jahre alt, in freier Natur, wie vor einer Kulisse. Sie wendet uns ihre halbrechte Seite zu und hat den Kopf zu ihrer rechten Schulter gedreht. Sie trägt ein rotes Kleid  mit langen Ärmeln aus scheinbar dickerem Stoff. Der flache, an den Schultern abschließende Rundhalsausschnitt hat einen Goldsaum. Um ihren linken Arm, die Hüfte und die Beine ist eine blaue, gold gesäumte Decke geschlungen, sodass der Rock des Kleides nicht zu sehen ist. Darunter lugt nur ein Fuß am rechten unteren Bildrand hervor. Ihre dunkelblond bis rötlichen Harre sind vom Mittelscheitel aus zu zwei Zöpfen geflochten, die jeweils rechts und links über die Ohren und um den Hinterkopf gelegt sind. Der Kopf ist zur linken unteren Bildecke gedreht, ihr Blick ist gesenkt. Die Augen schauen freundlich, aber eher abwesend. Der Mund zeigt ein dezentes Lächeln. Sie hat eine schmale, kleine Nase, wobei der Nasenrücken insgesamt recht lang erscheint.

Maria sitzt leicht erhöht vom Boden, wie auf einem Stuhl oder Stein. Der Gegenstand ist jedoch nicht zu sehen. Ihr Unterkörper ist zur rechten unteren Bildecke gerichtet, ihr rechtes Bein ist leicht gestreckt. Der Oberkörper dreht sich leicht zur linken Bildseite und ist etwas vornüber gebeugt.

Zwischen ihren beiden nach unten greifenden Händen, an der Außenseite ihres rechten Beines, steht ein nackter, zwei- bis dreijähriger Knabe mit kurzem rötlichem Haar in der Mitte der unteren Bildhälfte. Er ist leicht gegen sie gelehnt, hat seine linke Hand auf ihrer rechten Hand abgelegt und hält wiederum mit seiner Rechten

Der Knabe schaut zur linken Bildseite. Sein Blick geht in Richtung eines zweiten, etwas älter wirkenden Knaben mit kurzen roten Locken. Dieser kniet auf seinem rechten Bein, seine einzige Kleidung ist ein gräuliches Tuch, das um die linke Schulter und den Rumpf gebunden ist. Er hält mit beiden Händen ein zierliches, scheinbar hölzernes Lateinisches Kreuz, dessen Längsbalken den Knaben überragt. Der Querbalken am oberen Ende ist eher kurz. Er schaut dem Jüngeren direkt ins Gesicht. Dieser hält mit seiner rechten Hand den oberen Teil des Kreuzes umfasst. Die Blicke der Knaben erscheinen leer, ihr Gesichtsausdruck ist neutral. Die Münder sind geschlossen.

Schräg über beziehungsweise hinter den Köpfen aller Figuren schweben sehr feine goldene Ringe, der „Mittelpunkt“ eines jeden Ringes berührt quasi jeweils einen Hinterkopf wie ein Heiligenschein.

Die Landschaft im Hintergrund ist überwiegend hellbraun bis grün gefärbt. In näherer Umgebung der Figuren sind kniehohe Hügel zu sehen. Rechts von der Madonna, etwa auf Höhe der Bildmitte, wächst eine Mohnblume mit zwei geöffneten und einer geschlossenen Blüte. Am unteren Bildrand sind vielleicht Erdbeerpflanzen zu erkennen. Auf Höhe der Schultern der Madonna verschwinden links ein Baum und rechts ein Busch aus dem Bild. Weiter hinten, leicht verschwommen, wird die Landschaft grüner und bergig. Links kurz vor dem Horizont ist ein kleiner Berg mit einem Tempel oder ähnlichem darauf zu sehen. Das Hauptgebäude ist eher rund und besitzt ein Kuppeldach, daran anschließend steht ein schmaler, runder Turm mit Zeltdach. Am Fuße des Berges stehen weitere Gebäude, vielleicht ein Dorf. Der Berg und die darauf befindlichen Gebäude erscheinen grünlich-grau, das Dorf beige. Dies alles ist eher unscharf gezeichnet; es ist Kulisse. Der Himmel ist sehr hell, unten fast weiß, weiter oben hellblau gefärbt. Es hängen einzelne größere Wolken am oberen Bildrand.

Das rote Kleid Marias und die blaue Decke heben sich deutlich vom Hintergrund ab und bilden einen farbenfrohen Kontrast zu der zwar bewachsenen aber eher karg wirkenden Umgebung.

Bildquelle: zeno.org

Text: Philipp Zeitler

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Matthias Grünewald: Stuppacher Madonna

STATUS: SCHON BESCHRIEBEN

Anja schreibt: ich würde sehr gern die momentan in Dresden ausgestellten Gemälde der Sonderausstellung „Himmlischer Glanz“ beschreiben lassen. Es handelt sich um 2 Bilder von Raffael (Sixt. Madonna u. Madonna di Foligno) und um die Stuppacher Madonna von Grünewald.

Hier das Bild aus dem Artikel der deutschen Wikipedia, der allerdings keine Bildbeschreibung in unserem Sinn enthält:

Grünewald: Stuppacher Madonna

Bildbeschreibung von Aljoscha:

Um dieses Bild wirklich zu verstehen, reicht eine einfache Bildbeschreibung nicht aus. MAn muss schon zur Bildanalyse in der Wikipedia greifen. Aber ich versuche es trotzdem.

Es ist ein Bild der Zweisamkeit: eine Mutter und ihr noch ganz kleines Kind schauen sich an. Maria sitzt und das Kind steht auf ihrem Schoß, sie hält ihn mit der rechten Hand, der Kleine guckt zu ihr nach oben und lächelt ihr zu. Der Blick der Mutter zum Kind ist voller Zärtlichkeit, sie hat ihren Kopf leicht zu ihm geneigt, ihr Gesicht ist ganz entspannt und klar, aber es scheint, als würde sie auch lächeln.

Die beiden haben alabasterweiße Haut, der kleine Junge ist strohblond, und seine Mutter hat langes wellendes rotblondes Haar.

Eine sehr prominente Stelle auf dem Bild nimmt Marias linke Hand mit langen Fingern ein. Mit dem Daumen, Zeigefinger und dem dritten Finger hält sie eine kleinen Frucht vor ihrem Kind, als würde sie sie ihm reichen. Dabei sind der Ringfinger und der kleine Finger in einer gekünstelt graziösen Geste weit abgespreizt. Auch die Fingerchen des Kindes sind lang und wohl definiert für sein Alter. Sie zeigen aber auf Marias Halsschmuck und den Baum, unter dem sie sitzt, und hier beginnt schon die nächste Bedeutungsebene des Bildes.

Denn alles hier hat eine symbolische Bedeutung. All die zahlreichen Details und Elemente des Bildes gehen über den Moment der liebevollen Zweisamkeit zwischen Mutter und Kind hinaus und geben sinnfällige Botschaften ab: Neben Maria wachsen weiße Lilien, hinter ihr ist eine mittelalterliche Kirche zu sehen, zu ihren Füssen stehen eine weiße Porzellanschale und ein Krug, dahinter ein Kreuz und Bienenstöcke, über ihr der Regenbogen und ganz oben Gottvater mit Engeln. Diese kleinen Botschaften des Bildes kann man dank Kunsthistorikern einwandfrei enträtseln, doch ein ewiges Rätsel wird wohl dieser Blick der Mutter auf ihr kleines Kind bleiben: so ruhig und so liebend.

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Raffael: Madonna di Foligno

STATUS: SCHON BESCHRIEBEN

So, liebe Bildbeschreiber,

schalten wir doch nochmal einen Gang hoch:-)

Anja schreibt: Hallo,

ich würde sehr gern die momentan in Dresden ausgestellten Gemälde der Sonderausstellung „Himmlischer Glanz“ beschreiben lassen. Es handelt sich um 2 Bilder von Raffael (Sixt. Madonna u. Madonna di Foligno) und um die Stuppacher Madonna von Grünewald. Fällt das in den Bereich eures Blogs?

Raffael: Madonna di Foligno

Das Bild stammt aus der englischen Wikipedia. Ebenso wie diese behelfsmäßige Beschreibung:

„The painting is a sacra conversazione, where holy figures seem to be in conversation and draw the audience into their discussion. Rather than sitting under a canopy, of the Umbrian or Florentine style, the Virgin is seated on clouds, embracing Jesus, while surrounded by angels. They look down upon Sigismonde de‘ Conti, kneeling in a red, fur lined cape. Conti is presented by St. Jerome on the right with his lion, appealing for the Virgin’s protection. On the left are the kneeling St. Francis of Assisi and St. John the Baptist, who is standing and wearing a tunic of skins. As St. John points to Jesus, he clearly looks out to us, pulling us in, while St. Francis points to us and looks at the Christ Child. Between the men is an angel, linking the saints of earth to the seraph host of heaven. Behind them are the towers of Foligno.“

Bildbeschreibung von Aljoscha:

Ich versuche hier das Bild „Madonna di Foligno“ zu beschreiben und dabei die kunsthistorischen Aspekte erstmal außer Acht zu lassen. Ich versuche nur das wiederzugeben, was ich sehe.

Eine Frau im prächtigen Gewand sitzt auf einem Wolkenthron. In ihrem linken Arm hält sie ein kleines, etwa drei Jahre altes Kind fest. Das Kind windet sich aus dieser Umklammerung heraus, es hat schon der Mutter den Rücken gekehrt und das linke Bein steht schon sicher auf einer Wolkenstufe des Throns, doch sein Kopf ist noch an die Schulter der Frau gelehnt und das rechte Beinchen stützt sich auf das Schoß der Mutter. Die Mutter hält das sich befreiende Kind mit zwei Fingern der rechten Hand an einem Leitband fest, das um das Kind gebunden ist, und schaut zärtlich auf seinen Nacken herab. Doch das Kind sieht ganz entschlossen nach unten.

Genau unter dem Wolkenthron mit Frau und Kind steht ein anderes Kind, ein etwas älteres. Es ist ganz nackt und im Gegensatz zum Kind oben hat es zwei kleine Flügelchen, die hinter seinen Schultern zu sehen sind. Dieses Kind hält in den beiden Händen eine längliche leere Tafel und schaut zu Mutter und Kind in den Himmel hoch.

Ebenso hier unten auf der Erde stehen rechts und links jeweils zwei Männer. Die beiden rechts schauen zum Wolkenthron empor. Der Mann im Vordergrund kniet, seine Hände sind wie beim Gebet gefaltet. Er scheint blind zu sein, oder er hält die Augen geschlossen, oder er kann die auf den Wolken Thronende nicht real sehen: Er schaut nämlich nicht genau zur Mutter mit dem Kind hoch, und nur die linke Hand des stehenden Mannes hinter ihm hält ihn zart am Nacken und gibt ihm die richtige Richtung an, wo der Kniende hinschauen soll. Dieser stehende zweite Mann ist kahlköpfig und hat einen buschigen grauen Bart. Er sieht die thronende Frau an und weist mit seiner rechten Hand auf die Gegend im Hintergrund hin: eine große Wiese mit einem Dorf und einem Kirchenturm. Rechts von den beiden Männern sieht man einen kleinen gehorsamen Löwen.

Links stehen auch zwei Männer, aber zwei ganz andere: nicht in prächtigen Gewändern, sondern in der Mönchskutte der eine und im Fell der andere. Auch hier kniet der Mann im Vordergrund, und der zweite hinter ihm steht. Der kniende Mann in der Mönchskutte wendet sich direkt an die beiden auf dem Himmelthron und zeigt mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand nach unten, auf die Erde oder sogar noch tiefer.

Der Mann im Fellgewand hinter ihm steht in einer genau umgekehrten Position: Er zeigt mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf die Frau und das Kind im Himmel, wendet sich aber mit dem strengen Gesichtsausdruck direkt an uns, die vor dem Bild stehenden Betrachter. Und jeder der beiden Männer hält ein Kreuz in seiner linken Hand.

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Raffael: Sixtinische Madonna

STATUS: SCHON BESCHRIEBEN

Anja schreibt: ich würde sehr gern die momentan in Dresden ausgestellten Gemälde der Sonderausstellung „Himmlischer Glanz“ beschreiben lassen. Es handelt sich um 2 Bilder von Raffael (Sixt. Madonna u. Madonna di Foligno) und um die Stuppacher Madonna von Grünewald.

Hier wieder eine kurze Beschreibung aus der deutschen Wikipedia, auf der man vielleicht aufbauen kann:

„Das Altarbild stellt eine Sacra Conversazione dar: Die klassisch in Rot und Blau gewandete Madonna mit dem Jesuskind wird von Papst Sixtus II., der die Porträtzüge von Julius II. trägt und der Heiligen Barbara flankiert. (Die Gebeine dieser beiden Heiligen wurden in der Kirche San Sisto als Reliquien aufbewahrt.) Die drei Figuren sind im Dreieck angeordnet; zurückgeschlagene Vorhänge in den oberen Bildecken betonen die geometrische Komposition. Der Heilige, zu dessen Füßen die Tiara (Papstkrone) als Würdezeichen abgestellt ist, weist aus dem Bild hinaus, und die Madonna und das Kind blicken ernst in die gewiesene Richtung, während die Frau zur Rechten den Blick demütig niederschlägt. An seinem ursprünglichen Platz war das Bild an der Rückwand des Altars gegenüber einem großen Kruzifix angebracht; das Spiel der Figuren steht also im Bezug zum Kreuzestod Christi.

Der Blick des Betrachters wird von Links herein auf die linke Figur geführt. Danach wird durch die Bildkomposition der Blick im Bild gehalten. Die linke Figur blickt auf die Madonna mit Kind, der Blick des Betrachters wird im Weiteren auf die rechte Figur geleitet. Deren Blickrichtung weist auf die Engel am unteren Bildrand, die durch ihre Kopfhaltung wiederum zu Barbara führen. Von der anderen Seite wird der Blick des Betrachters mit dem Arm von Sixtus auf die Engel, von diesen zu Barbara und dann wiederum auf die Madonna gelenkt. Zusätzlich wird das Kind in der Hand durch den Gegenschwung des Schleiers aufgefangen. Dieser Kreis fängt den Blick des Betrachters immer wieder auf und lenkt ihn auf die Madonna.

Eine maltechnische Meisterleistung dieses Werkes birgt der Hintergrund – aus größerer Entfernung glaubt man, Wolken zu sehen, bei näherer Betrachtung sind es jedoch zahllose Engelsköpfe.“

Raffael: Sixtinische Madonna

Bildbeschreibung von Aljoscha:

Die oben angeführte Beschreibung trifft die Gesamtkomposition des Bildes und seine einzelnen Figuren schon sehr genau, denke ich. Doch da gibt es noch etwas, was über den objektiven Bericht hinausgeht. Ich hoffe, es ist okay, ihm noch einen persönlichen Eindruck anzufügen.

 

Das alles Überragende an diesem Bild ist der Gesichtsausdruck der Madonna. Viele kluge Menschen von Dostojewskij bis Martin Walser haben versucht, das Geheimnis dieses Blicks zu enträtseln und wiederzugeben. Und tatsächlich ist es nicht in einem Wort zu fassen.

Es ist auf jeden Fall das Gesicht einer sehr jungen Frau. Sie hat einen entspannten Gesichtsausdruck, man könnte glauben, sie würde sonst im Leben immer lächeln. Doch jetzt ist eine Unruhe zu spüren. Keine einzige Falte auf der glatten Stirn, und trotzdem hat man das Gefühl, dass die Stelle zwischen den beiden Augenbrauen sogleich nach oben gehen würde, wie bei den Menschen, die unerwartet den körperlichen Schmerz erleben oder plötzlich etwas sehr Unangenehmes erfahren oder zu sehen bekommen.

Einen solchen Gesichtsausdruck bekommt man nicht als Reaktion auf den Schmerz sondern als eine Vorahnung. Ein Polizeipsychologe würde vielleicht vom Zögern sprechen.

Doch die gesamte Körperbewegung ist vorschreitend, nach vorn gerichtet. Die Falten ihres Gewands und des Umhangs deuten darauf hin, dass die Madonna sich auf den Betrachter zu bewegt. Und dieser Widerspruch zwischen dem entschlossenen Gang und dem zaudernden Blick macht für mich dieses Bild und diese Frau lebendig.

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