Hallo liebe Hobbyfotografen,
Nachdem ich in meinen letzten Posts die technischen Grundlagen grob umrissen habe, finde ich wird es jetzt einfach mal Zeit für ein paar praktische Grundlagen.
Da hier viele von den eingereichten Bildern Portraits sind, möchte ich mich hier mal der Portraitfotografie mit ihren verschiedenen Arten widmen. Grundsätzlich schimpft sich jede Aufnahme, auf dem der Körper und das Gesicht eines Menschen ganz oder teilweise zu sehen ist Portrait. Eine Ausnahme bilden Fotos, bei denen der zu portraitierende komplett mit dem Rücken zur Kamera steht, dazu komme ich später.
Je nachdem, wie ich einen Menschen einfange, hat jede Technik ihre Auswirkungen auf den Betrachter.
Hier einmal die Varianten, nach denen man Portraits einteilt.
1. Einteilung nach Format
Bereits das Format des Portraits spielt eine Rolle.
a) Das Querformat eignet sich sehr schön, wenn man ein sog. Umgebungsportrait schießen, Mensch und Umgebung also in Szene setzen möchte. Natürlich ist hier der Hintergrund wichtig, aber dieser sollte eher simpel gehalten werden. Zu viele andere Menschen und sonstiges buntes Treiben hinter dem Hauptmotiv macht das Bild eher unangenehm hektisch.
b) Das Hochformat betont den Menschen, sollte kaum einen Hintergrund erkennen lassen, bzw einen unscharfen, damit sich die Betrachtung wirklich und nur auf das Portrait an sich bezieht, und nicht von einem überladenen Hintergrund abgelenkt wird. Diese Art Portrait nennt sich Nahportrait.
2. Einteilung nach Darstellungsgröße
Weiter lassen sich Portraits nach Darstellungsgröße einteilen, also wie weit ein Mensch von dem Fotografen entfernt ist, und was man von seinem Körper sehen kann.
a) Totalansicht
Mal sehr grob unterteilt reden wir als erstes von der Totalansicht. Im Extrem kann man einen Menschen auf größere Entfernung in einer Szene fotografieren, was sich z.B. als Darstellung von Emotionen wie Verlorenheit und Einsamkeit, aber auch Freiheit sehr gut eignet. Je weiter wir die Totale heranziehen, also je größer die Person wird, desto mehr verschwindet die Umgebung, und desto wichtiger wird auch der Mensch auf dem Bild.

In einer näheren Totalen eignet sich so etwas auch gut für Gruppenaufnahmen. Hier kommt es natürlich auf die Größe der Gruppe an, und es sollte auch noch ein wenig Hintergrund zu sehen sein.

Weitere Möglichkeiten sind neben der Totalen, die stets den Menschen im Kompletten darstellt:
- b) American Shot oder auch Knieportrait
- c) Medium Shot oder auch Hüftportrait
- d) Medium Close-up oder auch Brustportrait: Die Figur wird ab der Mitte des Oberkörpers abgeschnitten. Da dies im groben der normalen Sehsituation entspricht, wirkt eine Aufnahme dieser Art gewohnt und familiär.
- e) Shoulder Close-up auch Büsten- oder Schulterportrait: Hier werden Kopf und Schultern gezeigt
- f) Close-up oder auch Großaufnahme: Der Kopf der Person wird gezeigt, oft auch mit einem Teil der Schultern.
- g) Extreme Close-Up oder auch Cut-In oder Teilaufnahme: Hier wird nur ein einziges Detail der Person hervorgehoben, wie Mund, Augen oder Hände.
- h) Italian Shot oder auch italienische Einstellung: eine besondere Art der Detailaufnahme, bei der nur die Augen des Menschen zu sehen sind.

3. Einteilung nach Kopfhaltung
Neben diesen Punkten kann man Portraits weiter auch nach der Kopfhaltung kategorisieren. hier handelt es sich um ein Stilmittel, das von Fotografen oft exzessiv ausgeschöpft wird, da man hier auf einfache Art und Weise sehr viel am Portrait und seiner Wirkung herumbasteln kann.
a) Frontalansicht: Diese Ansicht, bei dem das Gesicht frontal mit Blickrichtung auf den Fotografen dargestellt wird, nutzen Hobbyfotografen recht häufig, und sie erlebt durch die neue Mode der Selfis derzeit auch eine Widergeburt. Professionelle Portraitfotografen nutzen sie eher selten, da diese Fotos ganz allein auf den Gesichtsausdruck des Motivs angewiesen sind, und auch immer etwas gestellt und ein wenig steif wirken.
b) Viertelprofil: Das Gesicht der Person ist leicht aus dem Bild gedreht, oftmals geht der Blick trotzdem zum Betrachter und vermittelt einen nachdenklichen Ausdruck.
Diese Variante ist grundlegend beliebter, weil sie mehr Ausdruck und Lebendigkeit zeigt.
c) Halbprofil: Das Gesicht wird so weit aus der Kamera gedreht, dass das zweite Auge noch klar Erkennbar ist. Auch hier kann sich der Blick noch auf den Betrachter richten, öfter schweift er aber zur Seite, ein gutes Stück an der Kamera vorbei.

d) Dreiviertelprofil: Das Gesicht dreht sich noch weiter Richtung Profil. Die Nase dominiert, das zweite Auge ist nur noch zum Teil zu sehen oder nur angedeutet. Auf diese Weise verdeutlicht man am besten das nachdenkliche beziehungsweise gedankenverlorene, einen Blick, der in die unbestimmte Ferne schweift.
e) Profilansicht: Das Gesicht zeigt sich hier im Profil, es ist also nur eine Hälfte des Gesichtes zu sehen. Da aber auch hier das Motiv eher statisch wirkt, und nur wenig Lebendiges herausgezogen werden kann, wird auch diese Ansicht eigentlich kaum noch genutzt.
f) Verlorenes Profil: Diese Ausrichtung nennt man auch Dreiviertelansicht von hinten. Hier werden meist nur noch die Konturen der Wange sichtbar.
Diese Einstellung vermittelt dem Betrachter, die Person quasi unbemerkt beobachten, ihr über die Schultern schauen zu können, was sehr reizvoll bis kokett wahrgenommen wird.
g) Rückenfigur: Hierbei wird die Person gerade von hinten fotografiert, das Gesicht ist also nicht mehr erkennbar, daher handelt es sich nicht mehr eigentlich um ein Portrait. Auf diese Weise aufgenommene Personen spielen in der Hinsicht eine Rolle, indem sie zwischen Betrachter und Szenerie eine Verbindung herstellen. Unser Blick richtet sich automatisch nach der Blickrichtung der eingefangenen Person, und der eigentliche Hintergrund wird somit extra betont. Ein Mittel, das auch gern in der Landschaftsfotografie genutzt wird, wie etwa eine Person, die auf ein Gewässer schaut oder einen Sonnenuntergang oder Bergpanorama betrachtet.

4. Einteilung nach Perspektive
a) Normalperspektive: Das ist die Perspektive, die gerade im Alltäglichen wohl am häufigsten anzutreffen ist. Die Person wird in Augenhöhe fotografiert, was für das Auge gewohnt ist, und damit auch sehr aufgelockert erscheint. Dies ist auch für Schnappschüsse die beliebteste Perspektive.
b) Untersicht: Die Person wird von schräg unten aufgenommen. Es entsteht der Eindruck von Macht, Übermacht, Bedrohlichkeit oder auch Distanziertheit des zu portraitierenden.
c) Aufsicht: Hier wird die Person von schräg oben fotografiert. Oft wirkt sie dadurch kleiner, unterwürfig, es kann aber auch so eine Art Beschützerinstinkt oder Fürsorge seitens des Beobachters entstehen.

5. Einteilung nach der Blickrichtung
Nun mag der eine oder andere denken: „Warum soll ich das auch noch berücksichtigen, wenn ich doch schon die Kopfhaltung berücksichtige.“ Tatsächlich kann ich bestimmte Aspekte aber sogar noch verstärken oder komplett verkehren, wenn ich zu einer bestimmten Kopfhaltung noch eine bestimmte Blickrichtung hinzufüge.
a) Abgewandter Blick: Die Person wirkt in Gedanken vertieft und ganz bei sich selbst. Der Betrachter kann sie also sozusagen ungestört beobachten.
b) Zugewandter Blick: Hier entsteht quasi ein direkter Blickkontakt zwischen der aufgenommenen Person und dem Betrachter. Es geht also nicht in erster Linie darum, was wohl in der Person vorgeht, sondern um das, was sie und ihr Blick in uns auslöst.
Wenn man noch etwas mehr Dynamik in ein Portrait bringen möchte, kann man beim Fotografieren auch darauf achten, dass die Körperhaltung nicht mit der Kopfhaltung übereinstimmt. Der Körper kann beispielsweise im Profil fotografiert werden, während das Gesicht im Halbprofil eingefangen wird. Zusätzlich könnte man dann noch mit der Blickrichtung der Augen oder der Neigung des Kopfes arbeiten.
Probiert einfach mal aus, was herauskommt, wenn ihr mehrere Elemente kombiniert, denn so kann man die Charakteristika einer Person sehr schön herausarbeiten
Das soll erst einmal für den Anfang reichen. In Teil zwei gebe ich noch ein paar allgemeine Tipps zur Portraitfotografie.
Bis dahin!
Eure Nadine
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