Portfolio der Blinden Fotografen, Seite 14

Hier das Portfolio es in Einzelseiten. Die Bild- bzw Seitenbeschreibungen findet ihr auch im Alt-Text. Komplett findet ihr es hier als PDF: 1. die bebilderte Version, und 2. die Version zum Lesen.

Das Portfolio der Blinden Fotografen in Berlin von 2024/2025.  

Seite 14:

Oben ein Text:

“Die Auferstehung” stammt aus einer
Reihe von Arbeiten von Mary Hartwig aus
dem Jahr 2018. Es war eine schwere Zeit.
Marys Model war schwer krank, schon der
Weg ins Studio erschöpfte sie völlig. Mary
hatte daher vor, sie als Liegende zu foto-
grafieren. Doch sie gab den Models immer
nur einen Rahmen vor, den sie dann ge-
meinsam ausfüllten. Das Gespräch kam
auf Themen wie Heilung und Gesundung.
So kam dann das Model auf den Begriff der
Auferstehung. “Weil ich war ja ziemlich tot
damals. Also es fühlte sich an wie tot.”
Dies alles müssen Sie sich nun in der aller-
freundlichsten, heitersten Atmosphäre
vorstellen. “Mit Mary haben wir immer viel
gelacht. Egal wann und wie, mit wem und
was. Das war ihre Art, deshalb haben sich
ihre Models so wohl gefühlt. Das war ihre
Stärke.”
Bei den Aufnahmen waren sie zu dritt,
Mary, das Model und Marys Ehemann und
Assistent Ralf. Heute ist die junge Frau die
einzige, die noch davon berichten kann.
Mary Hartwig starb 2019, Ralf Hartwig
2023.
Mary hatte erst circa 2013, als sie schon
nahezu vollständig erblindet war, be-
gonnen zu fotografieren. In den wenigen
Jahren, die ihr in der Fotografie geblieben
waren, schuf sie ein beeindruckendes
Werk.
Das Fotostudio für Blinde Fotografen hat
es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Nach-
lass zu erschließen. Katharina Mouratidi
von der Gesellschaft für humanistische
Fotografie wird sie zukünftig in ihrem Aus-
stellungsraum fhoch3 vertreten.”

Darunter ein Bild, Mary Hartwig: “Auferstehung III”

Fünf Aufnahmen einer jungen Frau in ein und demselben Foto. Die Einzelbilder sind so angeordnet, dass sie wie die fünf Phasen einer Bewegung erscheinen. Erst liegt die Frau demnach, dann richtet sie sich in drei Etappen auf, dann, schon aufgestanden, blickt sie zurück. Sie trägt eine Glatze, die ihrem Kopf eine markante, rundliche Form verleiht, so dass die Köpfe der fünf Phasen vor dem nachtschwarzen Hintergrund wie Punkte auf einer Kreisbahn liegen. 

In der ersten Phase liegt die Frau ruhig auf einem weißen Bettuch, ihre Augen sind geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet, als schliefe sie oder eben als sei sie gestorben. In der zweiten Phase hat sie den Kopf angehoben, was sie offenbar sehr anstrengt, in der dritten hat sie sich noch etwas weiter aufgerichtet. Ihr Gesicht verrät nun weniger Anstrengung als ein wenig Müdigkeit und Leiden. In der vierten Phase sitzt sie schon ganz aufrecht und ihre Mimik bricht in ein wie seliges, erleichtertes Lächeln aus. Ihr Blick geht nach oben und in die Ferne. In der fünften Phase steht sie, wohl am Fußende ihres Lagers, und blickt an ihren vier “Vorgängerinnen” vorbei zurück. Ihr Blick wirkt nachdenklich, vielleicht skeptisch.

Das Portfolio der Blinden Fotografen in Berlin von 2024/2025.  

Seite 14:

Oben ein Text:

“Die Auferstehung” stammt aus einer

Reihe von Arbeiten von Mary Hartwig aus

dem Jahr 2018. Es war eine schwere Zeit.

Marys Model war schwer krank, schon der

Weg ins Studio erschöpfte sie völlig. Mary

hatte daher vor, sie als Liegende zu foto-

grafieren. Doch sie gab den Models immer

nur einen Rahmen vor, den sie dann ge-

meinsam ausfüllten. Das Gespräch kam

auf Themen wie Heilung und Gesundung.

So kam dann das Model auf den Begriff der

Auferstehung. “Weil ich war ja ziemlich tot

damals. Also es fühlte sich an wie tot.”

Dies alles müssen Sie sich nun in der aller-

freundlichsten, heitersten Atmosphäre

vorstellen. “Mit Mary haben wir immer viel

gelacht. Egal wann und wie, mit wem und

was. Das war ihre Art, deshalb haben sich

ihre Models so wohl gefühlt. Das war ihre

Stärke.”

Bei den Aufnahmen waren sie zu dritt,

Mary, das Model und Marys Ehemann und

Assistent Ralf. Heute ist die junge Frau die

einzige, die noch davon berichten kann.

Mary Hartwig starb 2019, Ralf Hartwig

2023.

Mary hatte erst circa 2013, als sie schon

nahezu vollständig erblindet war, be-

gonnen zu fotografieren. In den wenigen

Jahren, die ihr in der Fotografie geblieben

waren, schuf sie ein beeindruckendes

Werk.

Das Fotostudio für Blinde Fotografen hat

es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Nach-

lass zu erschließen. Katharina Mouratidi

von der Gesellschaft für humanistische

Fotografie wird sie zukünftig in ihrem Aus-

stellungsraum fhoch3 vertreten.”

Darunter ein Bild, Mary Hartwig: “Auferstehung III”

Fünf Aufnahmen einer jungen Frau in ein und demselben Foto. Die Einzelbilder sind so angeordnet, dass sie wie die fünf Phasen einer Bewegung erscheinen. Erst liegt die Frau demnach, dann richtet sie sich in drei Etappen auf, dann, schon aufgestanden, blickt sie zurück. Sie trägt eine Glatze, die ihrem Kopf eine markante, rundliche Form verleiht, so dass die Köpfe der fünf Phasen vor dem nachtschwarzen Hintergrund wie Punkte auf einer Kreisbahn liegen. 

In der ersten Phase liegt die Frau ruhig auf einem weißen Bettuch, ihre Augen sind geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet, als schliefe sie oder eben als sei sie gestorben. In der zweiten Phase hat sie den Kopf angehoben, was sie offenbar sehr anstrengt, in der dritten hat sie sich noch etwas weiter aufgerichtet. Ihr Gesicht verrät nun weniger Anstrengung als ein wenig Müdigkeit und Leiden. In der vierten Phase sitzt sie schon ganz aufrecht und ihre Mimik bricht in ein wie seliges, erleichtertes Lächeln aus. Ihr Blick geht nach oben und in die Ferne. In der fünften Phase steht sie, wohl am Fußende ihres Lagers, und blickt an ihren vier “Vorgängerinnen” vorbei zurück. Ihr Blick wirkt nachdenklich, vielleicht skeptisch.   

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Eingeordnet unter Mary Hartwig, schon beschrieben

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