Das „Selbstporträt mit Lampionfrüchten“ von Egon Schiele ist im Jahr 1912 entstanden und hängt heute im Leopoldmuseum in Wien. Das Gemälde wurde mit Öl und Deckfarben auf Holz angefertigt. Es hat die Maße 32,2 cm x 39,8 cm.
Das expressionistische Portrait zeigt einen jungen Mann vom Brustkorb aufwärts. Er nimmt etwa die Hälfte des gesamten Bildes ein und trägt ein schwarzes Hemd mit einem Kragen und einem schwarzen Unterhemd oder T-Shirt darunter. Die Abgrenzungen sind kaum zu erkennen, da beide Kleidungsstücke in sehr ähnlichen Schwarztönen ineinander übergehen. Die Musterung begünstigt die schwer erkennbaren Abgrenzungen. Sie wirkt linienförmig, als wäre das Hemd mit einem groben Borstenpinsel gemalt. Ein schwarzer Knopf ist im oberen Drittel des Oberkörpers erkennbar. Die Arme sind lediglich bis oberhalb der Ellenbogen zu sehen. Die Haltung des Mannes lässt vermuten, dass er die Arme zusammenführt und seine Hände sich, auf dem nicht sichtbaren Teil des Portraits, berühren. Der Hals ist vollständig zu sehen und die rechte Schulter ist hochgezogen und daher nicht auf einer Linie mit der Linken.
Das Haar des Mannes ist ebenfalls dunkelbraun bis schwarz. Es ist dichtes, voluminöses Haar, welches nicht in voller Gänze auf dem Bild zu sehen ist, da der obere Rand des Gemäldes mitten in der Frisur abschließt. Die Haare sind an den Seiten kürzer und werden mit einem Übergang nach oben hin länger. Die Stirn ist gänzlich zu sehen und über ihr noch ungefähr ein bis zwei Zentimeter der Frisur. Man erkennt die Fülle des Haars, jedoch nicht, wie weit sie noch in die Höhe gehen. Es ist glattes Haar.
Die Augenbrauen des Mannes sind auffällig schwarz und hochgezogen. Sie sind dünn mit einem Knick in der Mitte. Die rechte Augenbraue ist komplett zu sehen. Die andere nur zur Hälfte. Der Kopf ist leicht nach seiner linken Seite gedreht, so dass hauptsächlich die rechte Gesichtshälfte zu sehen ist. Es ist jedoch kein Profilbild, sondern nur etwas nach links geneigt, so dass von der linken Gesichtshälfte dennoch ein Teil des Auges, ein Teil der Augenbraue, der linke Wangenknochen und die Lippen in voller Gänze zu sehen sind. Es ist ein sehr auffälliges Profil mit einer markanten Nase. Sie zeigt mit der Spitze nach oben und hat große Nasenlöcher und große Nasenflügel, wobei nur der rechte Nasenflügel zu sehen ist und das linke Nasenloch lediglich im Ansatz. Das rechte Ohr ist rautenförmig, mit gerade verlaufenden „Spitzen“. Das linke Ohr ist nicht zu sehen.
Der Blick und die Haltung des jungen Mannes vermitteln einen etwas arroganten Eindruck. Er guckt den Betrachtenden direkt an. Da sein Kopf leicht nach links geneigt ist, befindet sich sein rechtes Auge ganz rechts außen. Er hat volle und leicht zugespitzte Lippen in bräunlicher Färbung. Ein Muttermal auf dem rechten Augenlid ist erkennbar. Die Augen sind offen und haben große Lider, eine schwarz-graue Iris, kurze Wimpern und Augenringe. Vom linken Auge ist nur die äußere Hälfte, die dem anderen Auge sehr ähnelt zu erkennen.
Die Haut des Mannes hat einen hellen Grundton. Sie ist mit verschiedenen bläulichen, gelblichen und bräunlichen Farbtönen durchzogen. Sie lassen die Grundfarbe der Haut durchscheinen. Es sieht aus als wäre Faschingsschminke wild auf der Haut verwischt worden. Teilweise entstehen durch die Farben Linien in seinem Gesicht, die sich zum Teil kreuzen und Flecken bilden. Auf dem Hals zum Beispiel ist eine Linie so ausgeprägt, dass sie der Zahl fünf stark ähnelt.
Der Hintergrund des Gemäldes ist hauptsächlich in einem schmutzigen Weiß gehalten. Wie beim Hemd wirkt die Farbe, als wäre sie mit einem groben Borstenpinsel aufgetragen worden. Auf der linken Seite des Mannes ist eine Pflanze mit drei dünnen Zweigen zu sehen, an denen vier vertrocknete Blätter und genauso viele orange-rote Früchte hängen. Drei der Früchte befinden sich am unteren Teil der Pflanze und eine weit oben. Sie sehen aus wie Physalisfrüchte, die auch Lampionfrucht genannt werden. Die Pflanze nimmt ungefähr ein Drittel des gesamten Bildes ein. Sie beginnt, wie der Mann, am unteren Bildrand und endet am oberen Bildrand. Es ist nicht zu erkennen, woraus sie wächst. Sie scheint kurz vor dem Vertrocknen zu sein.
Text: Esther Khiveh
Bildquelle: zeno.org