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100 Meisterwerke: 51. „Wilder Shores of Love“ Von Cy Twombly

Wilder Shores of Love

Cy Twombly  (geboren: Edwin Parker Twombly Jr. war ein US-amerikanischer Maler, Fotograf und Objektkünstler. Er zählt zu den bekanntesten Vertretern des amerikanischen Abstrakten Expressionismus. Sein unverwechselbarer Stil ist durch Schlieren, Kritzeleien, unfertige Skizzen und schriftähnliche Codes auf den Werken charakterisiert. Seine Malerei erinnert oft an „Schmiererein“ an Häuserwänden und Toilettenwänden und erweckt Assoziationen an die Bildsprache der später entstandenen Graffiti-Kultur.

Twomblys Bilder vereinen die Züge der abstrakten Malerei mit schriftzugartigen Zeichnungen zu einem sehr feinen gewebeartigen Grundkonzept. Dies trifft auch auf das Gemälde „Wilder Shores of Love“ (dt. „wildere Küsten der Liebe“) von 1985 zu. Das großformatige und fast quadratische Kunstwerk wurde mit Ölfarbe und Fassadenfarbe, Buntstift und Bleistift auf Holz angefertigt und ist 140 cm hoch und 120 cm breit. Es befindet sich in einer Privatsammlung.

Das Bild wird von den Farben Weiß, Schwarz und Rot bestimmt. Ein Großteil des Gemäldes ist durch einen Hintergrund in verschiedenen Weißtönen ausgefüllt. Dieser nimmt etwa zwei Drittel des oberen Bildes ein. Im unteren Teil des Bildes, ausgehend von der linken Ecke ist ein hügelförmiger dunkler Farbbereich angeordnet. Er wird vor allem von Schwarz- und Brauntönen und einem roten Bereich in der rechten unteren Ecke gefüllt. Es sind deutliche Strukturen in den aufgetragenen Farbschichten zu erkennen. Diese könnten durch Pinselstriche oder durch Bunt- beziehungsweise Bleistiftlinien in frischer Farbe entstanden sein. Es scheint als ob der Künstler in der frisch aufgetragenen Farbe herum gekritzelt hätte.

Auf der Spitze in der Mitte des dunklen Hügels der in Form und Farbe an einen abstrakten Mist –oder Erdhaufen erinnert, befindet sich ebenfalls ein roter gekritzelter Klecks mit lilablauen Strichen darin. Von diesem abgehend führt ein krakeliger, roter Strich in Richtung des linken Bildrands. Durch die Kritzeleien in der Farbe wirkt alles wild, stürmisch und aufgebracht.

In der oberen Bildhälfte ist vor dem weißen Hintergrund ein großer Schriftzug zu sehen, der dem Gemälde seinen Namen gibt. In zwei Zeilen steht dort in wilder, krakeliger, roter Schreibschrift: „Wilder Shores of Love“. „Wilder“ befindet sich in der ersten, „Shores of Love“ in der zweiten Zeile. Die Schrift verläuft leicht schräg. Am obersten Bildrand sind zusätzlich in kleiner Schrift die beiden Datierungen „August 29 1984“ in schwarz und „June 21 1985“ in rot zu sehen.

Bildquelle: cytwombly.info

Text: Mirjam Knes-Zierold

 

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100 Meisterwerke: 47. „Kleines Tannenbild“ von Paul Klee

kleines Tannenbild

Paul Klee war ein deutscher Maler und Grafiker, dessen vielseitige Werke als expressionistisch, kubistisch, primitivistisch und surrealistisch bezeichnet werden. Er gehört zu den bedeutendsten bildenden Künstlern derKlassischen Moderne des 20. Jahrhunderts.

Das Kleine Tannenbild ist ein hochformatiges Ölgemälde auf Karton mit den Maßen 31,6 x 20,2 Zentimeter. Es wurde von Klee am unteren rechten Rand signiert und auf 1922 datiert. Derzeit befindet es sich im Kunstmuseum Basel. Die farbliche Grundstimmung des Bildes wird von eher schweren und dunklen Grüntönen und von Schwarz bestimmt, wobei es zur Mitte hin lichter und heller wird; und fast leuchtende, gelblich weiße und trotzdem gedeckte Farbflächen aufweist. Während das Bild an den äußeren Rändern dunkle, flächige Farbverläufe zeigt ist es in der Mitte von farbigen, rechteckigen Elementen geprägt. Diese verlaufen vom oberen Bildrand, links von der Mitte, nach unten.

Die um eine dünne gerade schwarze Linie herum angeordneten Rechtecke sind mit schwarzen Konturen umrandet und in verschiedenen, teils kräftigen Farben ausgemalt. Trotzdem erscheint das Bild leicht verschwommen und eher düster. Die Farbflächen lassen deutlich die Struktur des Untergrundmaterials erkennen. Ganz oben beginnt die Komposition mit einem kleinen schwarzen Quadrat rechts von der beschriebenen Linie. Darunter ist etwas freier Platz der mit einem braunen Farbverlauf gefüllt ist. Es folgen zwei gleich hohe und unterschiedlich breite Rechtecke, die sich jeweils links und rechts von der Linie befinden. Das Rechte ist schmal und hellrosa, das Linke breit und ohne erkennbaren Seitenrand. Es ist zweiteilig ausgemalt: mit einer braunen, an die Linie angrenzenden Hälfte und einer grün-schwarzen Hälfte, die in Richtung Bildrand zeigt. Unter der braunen Rechteckhälfte befindet sich an der Linie ein fast ebenso großes gelbes Rechteck. Darauf folgt diagonal darunter ein kräftiges rotes Rechteck, das aber nur etwa halb so groß ist. Wieder diagonal darunter, also links der schwarzen Geraden befindet sich ein noch kleineres Rechteck, das mit einem kräftigen Blau gefüllt ist. Alle Farbflächen sind nicht monochrom, sondern wirken eher “dreckig”, als ob sie mit der grün-schwarzen Grundfarbe des Bildes abgemischt wurden.

Ein weiteres markantes Element aus geometrischen Flächen befindet sich im rechten unteren Bildviertel. Hier werden große Flächen ähnlich dem Computerspiel Tetris aneinandergereiht und zu einer Art Turm aufgestapelt. Die verschiedenen Rechteckformen liegen so aneinander, dass sie genau zusammen passen. Es sind drei solcher Flächen, die hier aufeinander gestapelt sind. Sie reichen auf der rechten Seite etwas höher als die Bildmitte. Der untere und der obere Bausteine sind in kräftigem Schwarz-Grün, der mittlere in einem hellen, dreckigen Gelb-Weiß gemalt.

Auf diesem Gebilde aus Rechtecken steht im rechten oberen Bildviertel ein Tannenbaum. Dieser besteht nur aus wenigen dunklen, kräftigen Strichen. Der dickste Strich stellt den Stamm dar. Jeweils vier breite Striche an beiden Seiten des Stammes deuten die Äste und Zweige an. Direkt über der Spitze des Tannenbaumes ist die Sonne zu sehen. Sie wird durch einen gedeckten, dunkel-orange und konturlosen Kreis dargestellt, der wiederum von einem etwas helleren, gedeckten Gelb-Orange umgeben wird.

Bildquelle: pinterest

Text: Mirjam Knes-Zierol

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100 Meisterwerke: 32. „Sterbezimmer“ von Edward Munch

Sterbezimmer

Edvard Munch war ein norwegischer Maler und Grafiker des Symbolismus. Neben zahlreichen Gemälden fertigte er ebenfalls Grafiken und Zeichnungen an. Munch gilt als wegweisend in der expressionistischen Malerei der Moderne. In Deutschland und im übrigen Mitteleuropa genoss er früh den Ruf eines epochemachenden Neuschöpfers. Heute sind seine Werke weltweit berühmt.

Das Bild mit den Maßen 38 x 58,5 cm zeigt einen Raum, in dem sich sieben sitzende oder stehende Personen um ein Bett mit Beistelltisch gruppieren. Der Raum hat einen hellbraunen Holzfußboden, dessen Dielen vertikal verlaufen. Der Boden hat im unteren rechten Teil des Bildes einen Fleck, der als Umriss eines horizontal liegenden Kopfes interpretiert werden kann. Der Raum wird von zwei olivgrünen Wänden begrenzt. Von der linken Wand ist nur ein Bruchteil in der hinteren Ecke sichtbar. Dort befindet sich ein vertikal angebrachtes Holzbrett. An diesem Brett stützt sich ein Mann mit der rechten Hand ab, seine linke hat er in der Hosentasche. Er trägt einen blauen Pullover und eine Hose, bei der das linke Bein braun und das rechte grün ist. Der Kopf des Mannes ist in Richtung der Wand nach unten geneigt. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen, da keine Details wie Augen oder Nase gezeichnet sind. Die Gesichtsfarbe des Mannes ist leicht rötlich. An der Wand, die von vorne nahezu in ganzer Breite sichtbar ist, hängt mittig über dem Bett ein Bild. Es hat einen Holzrahmen und hängt mit einer Schnur an einem Nagel und zeigt in wenigen schwarzen Strichen die Abbildung eines Mannes mit wollener Seefahrermütze und Bart.

Das hölzerne Einzelbett ist mit weißer Bettwäsche bezogen. Ein Teil davon hängt auf der rechten Seite herab. Das Kopfkissen liegt auf der Wandseite. Rechts des Bettes befindet sich ein Beistelltisch, auf dem zwei Fläschchen mit roter Flüssigkeit stehen sowie ein Glas mit einem Stab auf dem rechten vorderen Rand.

Rechts des Bettes sitzt eine Frau in einem blauen Kleid und weißer Kutte darüber auf einem Stuhl. Sie hat eine braune, halbdurchsichtige Decke mit roten Punkten auf dem Schoss. Ihr Gesicht ist nicht zu erkennen. Sie sitzt mit dem Stuhl Richtung Kopfkissen. Der Stuhl ist aus Holz und Rund geschwungen. Seine Lehne ist hoch und eine zweite Frau stützt sich mit der linken Hand daran ab. Diese Frau ist schlank und trägt ein langes, graublaues Kleid. Sie hat eine blasse Gesichtsfarbe. Ihre Haare sind schwarz und zu einem Dutt zusammengeknotet. Die rechte Hand hält sie mit der Innenfläche nach oben gerichtet auf Hüfthöhe.

Hinter der Frau im Stuhl und nahe am Beistelltisch, steht ein alter Mann mit einem grauen Vollbart. Sein Oberlippenbart verläuft spitz zur Seite. Der Kopf ist leicht geneigt und die Augen geschlossen. Mittig auf dem Kopf hat er eine Glatze, seine seitlichen Haare sind grau. Er trägt ein blaues Jackett und eine blaugraue Hose. Seine Hände sind vor der Brust wie zum Gebet gefaltet.

Am Fußende des Bettes steht ein Mann mit dem Gesicht zum Bett gewandt. Er hat braune Haare und helle Haut. Sein Kopf ist leicht gesenkt. Das Gesicht ist nicht erkennbar, da es Richtung Bett zeigt. Er trägt einen blauen Anzug mit weißem Kragen.

Fast Rücken an Rücken mit diesem Mann steht eine junge Frau, die in Richtung des Betrachtenden schaut. Sie hat lange, dunkle und mit einem Mittelscheitel zur Seite gekämmte Haare. Ihr Gesicht ist blass und traurig. Die blauen Augen haben tiefe Augenringe. Der Blick ist traurig und leer. Sie trägt ebenfalls ein dunkelblaues und schlichtes, langes Kleid. Das Kleid hat entweder ein Lochmuster oder gewollte Akzente über den ganzen Stoff verteilt. Es handelt sich um etwas tropfenförmige, nach unten zerlaufende, rötliche Farbtupfer.

Ganz im Vordergrund, vor der Frau mit den Augenringen sitzt eine weitere junge Frau in einem kleineren Holzstuhl. Ihre rot-braunen Haare sind zu einem langen Zopf geflochten. Sie sitzt gebeugt, hat den Blick nach unten gewandt und ihr Gesicht ist nicht erkennbar. Die Hände sind auf ihren Knien zum Gebet verschränkt. Ihr Kleid ist ebenfalls lang und blau.

Bildquelle: Wikimedia

Text: John Patzwaldt

 

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100 Meisterwerke: 7. „Selbstportrait mit Lampionfrüchten“ von Egon Schiele

Selbstportrait mit Lampionfrüchten

Das „Selbstporträt mit Lampionfrüchten“ von Egon Schiele ist im Jahr 1912 entstanden und hängt heute im Leopoldmuseum in Wien. Das Gemälde wurde mit Öl und Deckfarben auf Holz angefertigt. Es hat die Maße 32,2 cm x 39,8 cm.

Das expressionistische Portrait zeigt einen jungen Mann vom Brustkorb aufwärts. Er nimmt etwa die Hälfte des gesamten Bildes ein und trägt ein schwarzes Hemd mit einem Kragen und einem schwarzen Unterhemd oder T-Shirt darunter. Die Abgrenzungen sind kaum zu erkennen, da beide Kleidungsstücke in sehr ähnlichen Schwarztönen ineinander übergehen. Die Musterung begünstigt die schwer erkennbaren Abgrenzungen. Sie wirkt linienförmig, als wäre das Hemd mit einem groben Borstenpinsel gemalt. Ein schwarzer Knopf ist im oberen Drittel des Oberkörpers erkennbar. Die Arme sind lediglich bis oberhalb der Ellenbogen zu sehen. Die Haltung des Mannes lässt vermuten, dass er die Arme zusammenführt und seine Hände sich, auf dem nicht sichtbaren Teil des Portraits, berühren. Der Hals ist vollständig zu sehen und die rechte Schulter ist hochgezogen und daher nicht auf einer Linie mit der Linken.

Das Haar des Mannes ist ebenfalls dunkelbraun bis schwarz. Es ist dichtes, voluminöses Haar, welches nicht in voller Gänze auf dem Bild zu sehen ist, da der obere Rand des Gemäldes mitten in der Frisur abschließt. Die Haare sind an den Seiten kürzer und werden mit einem Übergang nach oben hin länger. Die Stirn ist gänzlich zu sehen und über ihr noch ungefähr ein bis zwei Zentimeter der Frisur. Man erkennt die Fülle des Haars, jedoch nicht, wie weit sie noch in die Höhe gehen. Es ist glattes Haar.

Die Augenbrauen des Mannes sind auffällig schwarz und hochgezogen. Sie sind dünn mit einem Knick in der Mitte. Die rechte Augenbraue ist komplett zu sehen. Die andere nur zur Hälfte. Der Kopf ist leicht nach seiner linken Seite gedreht, so dass hauptsächlich die rechte Gesichtshälfte zu sehen ist. Es ist jedoch kein Profilbild, sondern nur etwas nach links geneigt, so dass von der linken Gesichtshälfte dennoch ein Teil des Auges, ein Teil der Augenbraue, der linke Wangenknochen und die Lippen in voller Gänze zu sehen sind. Es ist ein sehr auffälliges Profil mit einer markanten Nase. Sie zeigt mit der Spitze nach oben und hat große Nasenlöcher und große Nasenflügel, wobei nur der rechte Nasenflügel zu sehen ist und das linke Nasenloch lediglich im Ansatz. Das rechte Ohr ist rautenförmig, mit gerade verlaufenden „Spitzen“. Das linke Ohr ist nicht zu sehen.

Der Blick und die Haltung des jungen Mannes vermitteln einen etwas arroganten Eindruck. Er guckt den Betrachtenden direkt an. Da sein Kopf leicht nach links geneigt ist, befindet sich sein rechtes Auge ganz rechts außen. Er hat volle und leicht zugespitzte Lippen in bräunlicher Färbung. Ein Muttermal auf dem rechten Augenlid ist erkennbar. Die Augen sind offen und haben große Lider, eine schwarz-graue Iris, kurze Wimpern und Augenringe. Vom linken Auge ist nur die äußere Hälfte, die dem anderen Auge sehr ähnelt zu erkennen.

Die Haut des Mannes hat einen hellen Grundton. Sie ist mit verschiedenen bläulichen, gelblichen und bräunlichen Farbtönen durchzogen. Sie lassen die Grundfarbe der Haut durchscheinen. Es sieht aus als wäre Faschingsschminke wild auf der Haut verwischt worden. Teilweise entstehen durch die Farben Linien in seinem Gesicht, die sich zum Teil kreuzen und Flecken bilden. Auf dem Hals zum Beispiel ist eine Linie so ausgeprägt, dass sie der Zahl fünf stark ähnelt.

Der Hintergrund des Gemäldes ist hauptsächlich in einem schmutzigen Weiß gehalten. Wie beim Hemd wirkt die Farbe, als wäre sie mit einem groben Borstenpinsel aufgetragen worden. Auf der linken Seite des Mannes ist eine Pflanze mit drei dünnen Zweigen zu sehen, an denen vier vertrocknete Blätter und genauso viele orange-rote Früchte hängen. Drei der Früchte befinden sich am unteren Teil der Pflanze und eine weit oben. Sie sehen aus wie Physalisfrüchte, die auch Lampionfrucht genannt werden. Die Pflanze nimmt ungefähr ein Drittel des gesamten Bildes ein. Sie beginnt, wie der Mann, am unteren Bildrand und endet am oberen Bildrand. Es ist nicht zu erkennen, woraus sie wächst. Sie scheint kurz vor dem Vertrocknen zu sein.

Text: Esther Khiveh

Bildquelle: zeno.org

 

 

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