100 Meisterwerke: 25. „Der grüne Streifen. Bildnis Madame Matisse“ von Henri Matisse

Der grüne Streifen. Bildnis Madame Matisse

Der grüne Streifen. Bildnis Madame Matisse“ von Henri Matisse ist eine Ölgemälde aus dem Jahr 1905. Darauf stellt Matisse seine Frau im fauvistischen Stil jener Zeit dar. Der Fauvismus war eine Stilrichtung in der Malerei die sich vom damals vorherrschenden, orthodoxen Impressionismus abhob. Fauvistische Künstler waren nicht darauf aus Gegenstände illusionistisch oder naturgetreu darzustellen, vielmehr wollten sie durch den Zusammenklang von Farbflächen Aussagen treffen. Dementsprechend sind fauvistische Bilder von leuchtenden Farben und flächigen Farbgebungen sowie durch stark vereinfachte Darstellungen geprägt. Farbschattierungen gehen nicht wie im Impressionismus fließend ineinander über, vielmehr bleiben Farbflächen ungebrochen, um das Farbempfinden des Künstlers darzustellen.

Das hochformatige Gemälde ist mit groben, pastösen Pinselstrichen in Farbe gemalt. Im Fordergrund zeigt es eine Frau mittleren Alters, die ab oberhalb ihrer Brust zu sehen ist. Aus ihrer Perspektive gesehen, ist der Kopf der Frau leicht nach rechts gerichtet, so dass sie den Betrachtenden geradewegs anschaut. Ihr Körper hingegen ist mehr nach links gedreht.

Sie trägt ein rotes Oberteil, dass ihre Schultern bedeckt. Von ihren Armen ist nichts zu sehen. Das Oberteil hat einen V-Ausschnitt mit einem weißen Kragen mit unregelmäßigen dunklen Punkten, die Fell andeuten könnten. Ihr schwarzes Haar ist mittig auf ihrem Kopf hochgesteckt, die Ohren liegen frei. Dadurch dass ihre Haare streng nach oben gekämmt sind, wirkt ihre Stirn relativ eckig und breit. Die Frisur ist von Blautönen durchzogen, die wahrscheinlich Lichteffekte andeuten sollen. Besonders die Akzente in der Mitte sind allerdings zu großflächig und mittelblau um natürlich zu wirken.

Links im Hintergrund, von ihrer Schulter bis kurz über ihr Ohr reichend, befindet sich eine orangrote Fläche, wahrscheinlich die Lehne eines Sessels oder Sofas, auf dem sie sitzt. Es könnte sich aber auch lediglich um einen Teil des mehrfarbigen Hintergrundes handeln.

Die Frau hat ein sehr schmales Gesicht, dünne rosarote Lippen, eine längliche Nase, dunkle Augen und dicke, schwarze Augenbrauen. Ihre rechte Augenbraue ist leicht nach oben gezogen, was zusammen mit der Frisur und den schmalen Lippen einen etwas strengen und ernsten Gesichtsausdruck andeutet.

Das Gemälde trägt den Titel „Grüner Streifen“, weil sich mitten durch das Gesicht eine klare Grenze zwischen der hell beleuchteten linken und der im Schatten liegenden dunkleren Gesichtshälfte zieht. Diese Grenze ist durch einen senkrechten, grünen Streifen, der sich von der Stirn über die Nase, den Mund und das Kinn hinab über den Hals zieht, gekennzeichnet. Der leuchtend grüne Streifen ist genauso breit wie der Abstand zwischen den Augenbrauen. Er ist zu gerade und deutlich, um lediglich wie ein Schatten zu wirken.

Ihre, aus Sicht des Betrachtenden rechte Gesichtshälfte liegt im Schatten und hat bräunliche Haut, in der mehr Schatten und Fältchen als auf der anderen Seite angedeutet sind. Der Hintergrund auf dieser Seite ist dunkeltürkisgrün, während der Hintergrund zur linken, beleuchteten Gesichtshälfte oberhalb des roten Sessels lilapink ist. Diese Gesichtshälfte ist durch eine gelbere Hautfarbe gekennzeichnet und wirkt beleuchtet und weicher.

Formen und Farben des Gesichts sind so stark vereinfacht, dass sich nichts darüber sagen lässt, welche Augenfarbe und ob sie viele oder wenig Falten hat oder ob sie wirklich auf einem Sessel sitzt, oder es sich nur um einen mehrfarbigen Hintergrund handelt. Zusätzlich ist ihr Gesicht eher starr. Trotz des strengen Blicks wirkt sie ruhig und gelassen. Durch die starke Vereinfachung der Gesichtszüge tritt das Zusammenspiel der unterschiedlichen, miteinander kontrastierenden Farben um so deutlicher hervor. Durch die grobe Linienführung wirkt das Bild zudem sehr flächig und mehr linear als plastisch.

Henri Matisse beabsichtigte nicht seine Frau so naturgetreu wie möglich darzustellen, sondern spiegelt seine eigenen Emotionen für sie farblich wider; daher zielt er auf eine emotionale und nicht auf eine ästhetische Repräsentation ab, was ihm schlussendlich gelungen ist.

Bildquelle: pinterest.de

Text: Anna Blankenburg

 

 

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