100 Meisterwerke: 63. „Hexensabbat“ von Francisco de Goya

Hexensabbat

Das Gemälde Hexensabbat wurde zwischen 1797 und 1798 angefertigt. Auf den ersten Blick wirkt das Werk von de Goya sehr düster und geheimnisvoll. Das Gemälde ist hauptsächlich in Erdfarben, also Braun, Ocker und dunklen Gelb- und Orangetönen gehalten, sowie viel Grau, Schwarz und Blau. Es ist hochkant aufgestellt und ist fast doppelt so hoch wie breit.  Vom unteren bis zum oberen Bildrand erstreckt sich eine hügelige Landschaft mit anschließendem Horizont. Die Szenerie spielt in der Abenddämmerung, beinahe schon in der Nacht.

Der Bildmittelpunkt sticht einem sofort ins Auge, da hier ein aufrecht sitzender, mannshoher Ziegenbock platziert wurde, der von ca. 13 Personen umgeben ist. Bei den Personen handelt es sich hauptsächlich um Frauen. Der Ziegenbock sieht im ersten Moment beinahe wie ein Baum aus, so wie er da auf seinen Hinterläufen sitzt. Sein braunes, scheckiges Fell und die Schatten an seinem Körper wirken wie ein Baumstamm mit Wurzeln und sein Geweih wie die Baumkrone. In seinem großen, gedrehten Geweih ist auch eine Art Kranz aus Blättern zu erkennen, der sich im die beiden Hörner schlingt. Die Blätter wirken wie Hände bzw. Finger, dennoch ist schwer zu erkennen, um welche Pflanze es sich genau handelt. Es könnten Eichenblätter oder Kastanienblätter sein. Auch Efeu wäre bei der dunkelgrünen Färbung nicht auszuschließen.

Der Blick des Bockes ist starr und die Augen sind von einem satten Gelb. Die Pupillen hingegen sind tiefschwarz und liegen mandelförmig in den gelben Augen. Seine Schnauze ist geschlossen und der Bart hängt lang von seinem schmalen Kiefer herunter. Man kann etwas graues Fell in seinem Bart erkennen, was den Bock älter erscheinen lässt. Die Vorderhufe hat er von sich gestreckt. Es sieht fast danach aus, als würde der Bock etwas sagen wollen, während er seinen linken Huf zu einer Frau hin ausgestreckt hat, wie um ihr die Hand zu reichen.

Die Frau mit den blonden Haaren, der er seinen Huf reicht, steht als einzige aufrecht im Bild und hält in ihren Armen ein Baby mit braunem Haar. Sie hält es fast so, als würde sie es ihm überreichen wollen. Dabei ist ihr Mund geöffnet und sie scheint ihn anzuflehen. Sie wirkt verzweifelt. Unterhalb ihrer Arme erkennt man das Gesicht einer sehr alten Frau. Sie hat viele Falten. Eine weitere alte Frau in einer Art blauen Schürze mit Kopfbedeckung streckt dem Bock ein Kleinkind entgegen. Das Kleinkind trägt braunes Haar und sieht sehr mager aus. Es besteht nur aus fahler Haut und Knochen. Selbst das mimiklose Gesicht wirkt eher wie ein Totenschädel.

Links neben der alten Frau mit Kleinkind liegt eine weitere Frau im Kreis um den Bock. Man sieht nicht ihr Gesicht, sondern nur ihren Hinterkopf samt weißer Bedeckung und ihr gelb-weißes, knielanges Kleid, aus dem ihr linkes Bein hervor lugt. Eine  Leiche liegt neben ihr und anhand der Körpergröße handelt es sich hierbei ebenfalls um ein Kind. Vollkommen regungslos liegt es da und scheint zu verblassen. Die Farbe des Körpers ist nur ein wenig heller, als die des sandigen und harten Bodens dieser kargen Einöde.

Eine weitere Frau, diese jedoch mit dunklem Haar, welches sie zusammenrafft an ihrem Kopf trägt, sitzt direkt zwischen der Leiche und dem Bock. Ihre Schultern sind fast gänzlich entblößt und sie formt mit ihrem Schmollmund Worte, welche sie an den Ziegenbock richtet. Ihr weißes Gewand fließt an ihrem Körper herunter und wird nur durch eine Schnur um die Taille zusammen gehalten. Ihre Augen blicken verzweifelt hinauf zum Bock.

Neben ihr sitzt die letzte Frau im Kreise links vom Bock. Ihr Gesicht ist schon sehr verzerrt. Es ist schwierig auszumachen, wie alt sie ist. Sie ist im Gesicht kaum mehr als Frau zu erkennen, da es aussieht, als würde ihr Fell im Gesicht wachsen. Nasen- und Mundpartie haben sich zunehmend verformt und sie wirkt eher animalisch statt menschlich. Ihr Oberkörper ist komplett entblößt, jedoch ist ihre Brust von der Frau neben ihr verdeckt. Sie trägt einen hellgrünen Rock und eine weiße Schürze und hat einen langen, vermutlich hölzernen Stab an ihr Schlüsselbein gelehnt, welcher noch über ihren Körper hinaus ragt und am oberen Ende angespitzt ist. An diesen Stab sind drei Babykörper gebunden. Allesamt sind aschfahl und hängen völlig ohne Körperspannung vom Stab herab, an ihren Hälsen gehängt. Das Mittlere hat die Arme verschränkt, vermutlich sind sie zusammengebunden. Bei den anderen beiden Kindern hängen die Arme schlaff vom Körper.

Hinter dem Ziegenbock sind noch deutliche Umrisse von vier Frauen zu sehen, aber nur bei einer erkennt man auch noch konkrete Gesichtszüge. Sie scheint leidend zu den Babys am Stab hinauf zu schauen, oder gen Himmel. Ihr Gesicht ist mit tiefen Falten überzogen und sie ist so verblasst gemalt worden, dass sie eher wie ein Geist aussieht. Sie hat ein weißes Tuch auf dem Kopf. Die übrigen Personen, offenbar Frauen, da sie auch alle eine Kopfbedeckung tragen, sind nicht mehr erkennbar, was ihre Mimik und Gestik betrifft. Sie scheinen weiter in den Hintergrund des Bildes, also tiefer in die abgebildete Landschaft, abzudriften. Es wäre beinahe möglich, dass sie zu den Bergen im Hintergrund werden. Sie sind so fahl und strahlen keinerlei Leben aus, dass man davon ausgehen muss, dass auch sie schon tot und zu Geistern geworden sind.

Bildquelle: artgen.billerantik.de

Text: May Scheller

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