Archiv des Autors: katinkah2014

Arnold Böcklin: Die Toteninsel

von 1883, Berlin – Alte Nationalgalerie

Das Gemälde ist ein farbiges Ölbild im breiten Querformat. In feinen klaren Umrissen sehen wir fast realistisch ein Naturbild. Am oberen Bildrand zieht sich ein wild bewegter Wolkenhimmel mit hellen verwischten Wolken quer über das ganze Bild. Im Zentrum darunter drei Viertel des Bildes einnehmend eine Felseninsel mit glatter Wasseroberfläche ringsum. Es sind regelrecht senkrechte Felswände, die massiv ein Halbrund bilden. Der obere Rand ist wenig gezackt, ein wenig grüner Bewuche wächst von der Rückseite herunter. Rechts davon ein einzelner Felsen, rund und schlank, der sich nur zwei Drittel so hoch an das Felsmassiv anzulehnen scheint. Die Felsen haben eine helle Sandfarbe mit blauen und rosa Schattierungen. In den Ritzen sind rötliche Auswaschungen zu sehen, in der Nähe der Wasseroberfläche wachsen grüne Algen. In der Mitte des Halbkreises steht eine Gruppe hochgewachsener schlanker Zypressen eng beieinander. So dicht, dass kein Licht dazwischen dringt.

Die Felsen sind nicht naturbelassen, sondern von Menschen gestaltet. Links und rechts in den senkrechten Wänden gibt es zwei Reihen mit acht sichtbaren rechteckigen Öffnungen wie Türen mit einem Türsturz darüber. Ein Zugang oder eine Treppe ist zwar nicht sichtbar, allerdings ist der Felsen in Höhe der oberen Reihe mit Mauerwerk eingefasst. Ebenso gemauert ist in der Mitte unter den Zypressen eine querlaufende niedrige helle Mauer und mittig eine Treppenöffnung, die direkt zur Wasserkante führt. Links und rechts von diesem Hafenrund gibt es halbhohe Felsen, die die Öffnung etwas verengen. Etwas links von der Mitte dieser Einfahrt befindet sich ein schwarzes Ruderboot mit einem umlaufenden dunkelblauen Streifen. In dem Boot zwei stehende menschliche Figuren, die wir von hinten sehen: hinten im Boot eine Person, die so zierliche Ruder bedient, dass diese fast nicht sichtbar sind. Nur das helle Funkeln des Lichts auf dem aufgewühlten Wasser ist zu sehen. Vorn im Boot eine Person, ganz in weißen Stoff gehüllt, auch der leicht gesenkte Kopf. Wie bei einer Staue laufen die Umrisse von den Schultern schmal nach unten zusammen. Vorn im Boot quer und eckig liegt eine Kiste, die komplett mit einem weissen Tuch bedeckt ist. Auf dem Tuch liegen sorgsam in Halbkreisen drapierte Blumenkränze. Das Boot steuert direkt auf die Treppe der Insel zu. In der glatten Wasseroberfläche unter dem Boot spiegeln sich die weisse Figur und die weisse Kiste. Nach unten zum Bildrand spiegelt sich die ganze Felseninsel. Das Wasser und der Himmel verschmelzen links und rechts von der Insel in blauem Nebel, eine Horizontlinie ist nur hellblau angedeutet.

beschrieben von Katrin Heidorn

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Hörspielworkshop: Kunst Erzählen

Herzliche Einladung an alle Interessierten:

Kunstwerke erzählen Geschichten, die uns berühren können.

Wir werden Gemälde mit Mitteln des Hörspiels erleben und erlebbar machen, indem wir unsere Geschichten dazu erzählen.

Der Workshop findet statt an zwei Terminen:

Am Dienstag, 26.3.2024 19-22 Uhr online auf Zoom

und Samstag 20.4.2024 11-19 Uhr in der Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit WIM e.V. , Crellestraße 19/20, 10827 Berlin-Schöneberg, 2. HH, 4. OG (Aufzug vorhanden)

Wir wählen im Vorfeld des Workshops gemeinsam mit den Blinden Fotografen und Blinden Reportern drei Gemälde aus Berliner Museen aus und informieren uns über deren Aussehen, Malweise und Hintergründe.

Beim Online-Treffen am 26.3. entwickeln wir daraus gemeinsam Hörspiele, die das auf den Bildern dargestellte erzählen und dabei Informationen über Aussehen und Hintergründe des Werks enthalten.

Beim Treffen im WIM-Studio am 20.4. finalisieren wir die Hörspiele und nehmen alles auf.

Im Nachgang zum Workshop werden die Hörspiele fertig produziert und anschließend veröffentlicht.

Ein experimentelles Beispiel mit synthetischen Stimmen nach dem Gemälde „Das Weinglas“ von Jan Vermeer (https://smb.museum-digital.de/object/61685) ist hier zu hören: www.dbsv.org/files/blindheit-sehbehinderung/WeinglasVermeer.mp3

Ein kostenfreies Angebot der WIM e.V. und des DBSV mit Förderung der Aktion Mensch;

Leitung Gerald Pirner und Reiner Delgado

Anmeldung baldmöglichst bei Reiner Delgado, r.delgado@dbsv.org

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Einige Kriterien für Bildbeschreibung

Liebe Blogbesucher*innen,
wir suchen immer nach interessierten Bildbeschreibenden und versuchen dabei, im Austausch mit den Blinden und Sehbehinderten die Kriterien für eine hilfreiche Bildbeschreibung greifbar zu machen.
Vor einiger Zeit hatten wir ein Bildbeschreibungsprojekt mit dem Nietzsche-Archiv in Weimar. Dort wurden Bilder aus dem Besucherheft des Hauses beschrieben. Vorwiegend Bilder von Innenräumen und Architekturfotografien.
Es ergaben sich aus dem Gespräch mit den blinden Teilnehmenden einige interessante Leitlinien für die Bildbeschreibung, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Essentiell ist es, nicht im Bild hin und her zu springen, sondern entweder im oder auch gegen den Uhrzeigersinn das Bild mit dem Blick abzutasten. Bietet es sich von den Motiven her an, ist es gut, das Bild in Viertel einzuteilen. Es kann dann nach und nach bearbeitet werden. Gibt es ein zentrales Bildmotiv, sollte damit begonnen werden. Davon ausgehend sollte die Umgebung in einer Richtung weiter beschrieben werden. Die entsprechende grafische Form wäre die offene Spirale. Dabei auch erwähnen, was die Bildränder begrenzen.
Jedes Bild bildet im Prinzip einen Raum ab, selbst wenn es keine perspektivische Darstellung benutzt. Eine sehende Person kann sich ohne Probleme in den abgebildeten Raum hineindenken. Eine blinde Person kann dies nicht auf Anhieb. Deshalb sollte die Beschreibung der Wanderung des Blickes über die Abbildung folgen. Gerade für Geburtsblinde sind Begriffe, die sich auf die Perspektive beziehen (oft schon die Begriffe Vorder- und Hintergrund) weniger hilfreich. Die Beschreibung sollte sich an der Zweidimensionalität des Bildes orientieren. Die Abbildung eines Raumes durch das Bild wird erwähnt, sollte aber nicht dazu verführen, nur noch den Raum zu beschreiben. Deshalb den Bezug von Gegenständen oder Personen zu einander so beschreiben wie sie auf dem Bild zu sehen sind und nicht, wie sie im abgebildeten Raum zu einander stehen.
Der Raum wird von einer blinden Person mit Hilfe einer guten Beschreibung so in der Vorstellung wieder hergestellt, wie es den Erlebnissen und den Erfahrungen der jeweiligen Person entspricht. Eine spät erblindete Person wird sich den abgebildeten, realen Raum vielleicht wirklichkeitsgetreuer vorstellen können, als eine geburtsblinde Person, die räumliche Erfahrung nur durch Tasten, Hören und Bewegung hat. Bei Allen aber entsteht durch die Beschreibung ein Raum in der Vorstellung und dieser sollte in Ausstattung und Wirkung dem sehenden Erleben des betreffenden Bildes im Idealfall sehr nahe kommen.

Katrin Heidorn

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Kreidefelsen auf Rügen, farbig

Farbiges Querformatfoto einer Felswand in geringer Entfernung mit Pflanzenspuren.
Eingesandt von Katrin Dinges. Bild für das Kostümprojekt von Katrin Dinges und Patricia Walczak.

Ein farbiges Foto im Querformat, das ganz auffällig in zwei Teile geteilt ist. Die obere Hälfte ist von einer leicht welligen Felsoberfläche ausgefüllt, die ockerfarben und grau erscheint. Über den ganzen Fels verteilen sich helle Flecken, fast weiß. Von links nach rechts verläuft eine grünliche Linie in einer sanften Welle. Sie trennt den ockerfarbenen Felsen vom unteren Teil des Bildes. Dieser Teil ist schneeweiß mit einer sehr gewellten Oberfläche, die vom senkrechten Felsen oben in eine waagerechte Fläche übergeht. Es sieht aus wie festgetretener Schnee im Winter. Auf dieser Fläche verteilt finden sich schwarze Flecken wie Schmutz oder Pflanzenreste.

In der linken unteren Bildecke gibt es eine Ansammlung dieser Pflanzenreste, wie in einer kleinen Rinne am Boden. Von dort diagonal bis zur Mitte des Bildes zieht sich eine undeutliche Linie, die durch verstreute schwarze Flecken gebildet wird. In der Mitte des Bildes, direkt unterhalb der geschwungenen grünen Felslinie bilden die schwarzen Flecken eine Art abstraktes Muster und zeigen durch ihre Lage sehr gut, wie gewellt der Untergrund dort ist. Auch am unteren Bildrand sind einzelne schwarze Pflanzenreste zu sehen. In diesem Fall ein fein verästelter Zweig, der wohl von einer Alge stammt. Am linken und rechten Bildrand finden sich ebenfalls kleine schwarze Flecken. Der weiße Untergrund ist übersät mit kleinen Buckeln und Tälern. Die ockerfarbene Felswand bildet in der Bildmitte eine Vorwölbung wie einen Bauch. Am linken oberen Bildrand gibt es einige dunkle Spuren auf dem Ocker. Fast meint man prähistorische Felszeichen zu sehen. Obwohl das Foto insgesamt wenig abbildet, ist es ein lebhafter Gesamteindruck von überbordender Plastizität. Die fotografierten Wellen und Täler sind fast zum Greifen deutlich.

Beschrieben von Katrin Heidorn

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Kreidefelsen auf Rügen, schwarz/weiß

Schwarz/weiß-Foto einer Felswand in großer Nähe mit schwarzen Spuren von Pflanzen.
Eingesandt von Katrin Dinges. Bild für das Kostümprojekt von Katrin Dinges und Patricia Walczak.

Die Schwarzweißfotografie im Querformat soll eine detaillierte Nahaufnahme von Küstenfelsen darstellen und ist in zwei Bildabschnitte aufgeteilt. Der obere Abschnitt ist ein wenig kleiner, doch das Größenverhältnis ist durch die ungerade Begrenzung nicht genau zu erkennen. Die Grenze zwischen beiden Bereichen ist mit unebenem Übergang gesetzt. Dabei geht eine breite Welle, die nach unten gekrümmt ist, über die Mitte des Bildes. Der obere Bildbereich ist dunkel gehalten, während der untere Teil heller erscheint. Oben ist die gesamte Fläche mit vielen grauen und weißen Schattierungen sowie vereinzelt schwarzen Flecken durchmischt. In den jeweiligen Bildecken sind die dunklen Schatten präsent, wohingegen zur Bildmitte die Grautöne heller werden. Dadurch wirkt der dunkle Bereich wie eine abgekühlte Lava, die auf dem Weg erstarrte. Der untere Bereich besteht hauptsächlich aus weißer Fläche, die wie ein zerknülltes Papier von kleinen hellgrauen Elementen durchzogen wird. An der unteren linken Bildecke ist eine größere Ansammlung von schwarzen Klecksen, die wie Tintenflecken aussehen. Sie verlaufen diagonal bis zur Bildmitte, also bis unterhalb des dunklen Bereichs. Am linken und unteren Bildrand treten noch vereinzelt schwarze Kleckse auf. Durch die verschiedenen Schattierungen im gesamten Foto sind Einkerbungen und Erhöhungen zu erkennen. Dies wird vor allem beim Übergang vom hellen zum dunklen Bereich sichtbar, da eine Steigung innerhalb des hellen Bereichs zu sehen ist und sich der dunkle Teil erhöht absetzt.

Beschrieben von Isabelle Siegmund

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„Was du nicht siehst/2“: ohne Titel (Zarte Berührung2) von Susanne Emmermann

Ein geneigter Kopf mit geschlossenen Augen, seitlich zwei Hände ihn berührend.

ohne Titel. Foto von Susanne Emmermann. Originalmaße 60 x 45 cm.

Ein Farbfoto im Querformat mit der Lightpainting-Methode. Wir sehen ein vermutlich männliches Gesicht, das von zwei Händen seitlich an der Wange berührt wird.

Das schwach beleuchtete Gesicht ist genau im Zentrum des Fotos im klassischen Halbprofil. Wir sehen die linke Gesichthälfte der Person. Der Kopf ist geneigt und der Blick nach unten gesenkt. Der Ausdruck ist wie der eines Schlafenden. Das Licht gibt der Haut einen kräftigen Bronzeton, die Linien des Gesichts zeichnen sich deutlich dunkel ab. Dadurch erhält es etwas von einer Skulptur. In Augenhöhe an der Schläfe liegt eine entspannte Hand, die wiederum von einer zweiten Hand berührt und bedeckt wird. Die Hand direkt am Gesicht wirkt weiblich, wir sehen den Daumen, der fast ohne Berührung an der Schläfe liegt. Die zweite Hand scheint eine männliche, wir sehen den behaarten Handrücken, die Handkante und die Fingerknöchel. Diese Hand bedeckt die andere leicht gebeugt wie eine Muschel. Von den Armen ist nur ein Teil unterhalb des Handgelenks zu sehen. Alles weitere verschwindet im schwarzen Hintergrund. Die Hände werfen dunkle, aber schmale Schatten aufeinander und auf das Gesicht. Dies wiederum hat einen hellen Lichtschein oben auf der rechten Stirnhälfte, die fast von innen heraus zu leuchten scheint. Dies ist der hellste Bereich des Bildes. Über der Stirn sind zur Seite gekämmte dunkle Haare sichtbar. Der Mund und ein Teil des Kinns sind gut zu sehen, die schmalen Lippen sind geschlossen. Die Halbprofillinie des Gesichts hebt sich klar vom Hintergrund ab. Ansonsten aber verschmelzen die beleuchteten Partien ganz sanft mit dem Hintergrund. Weil die beleuchtete Haut so viel warmen Goldton ausstrahlt, wirkt der Hintergrund quasi weniger schwarz. Gesicht und Hände wirken wie eine Einheit und sind vom Licht modelliert.

 

beschrieben von Katrin Heidorn

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Eingeordnet unter Ausstellung "Was du nicht siehst/2", Lightpainting, schon beschrieben