Schlagwort-Archive: Cindy Sherman

100 Meisterwerke: 24. „Untitled #96“ von Cindy Sherman

Untitled #96 whatculture.com

Cindy Sherman ist eine US-amerikanische Künstlerin und Fotografin. Sie ist vor allem für ihre Fotoserien bekannt, in denen sie sich konzeptuell mit Fragen der Identität, Rollenbildern, Körperlichkeit und Sexualität beschäftigt. Bei dem Foto Untitled #96 handelt es sich um ein Selbstportrait aus dem Jahre 1981. Zu dieser Zeit war die Künstlerin 25 Jahre alt.

Das Foto ist im Querformat aufgenommen und hauptsächlich in harmonisierenden Orangetönen gehalten. Es zeigt ein junges Mädchen mit androgynen Gesichtszügen, das verführerisch in Rückenlage auf einem Fußboden aus braunen oder terrakotta-farbenen Mosaikfliesen liegt. Diese Fließen sind kleine Quadrate und Rechtecke, die scheinbar wahllos aneinander gelegt wurden. Sonst ist vom Fußboden nicht viel zu sehen, da dass Mädchen aus sehr naher Distanz von oben fotografiert wurde. Aus diesem Grund ist auch nicht ihr ganzer Körper auf dem Bild zu sehen. Der / die Betrachtende schaut aus einer Art Draufsicht auf sie herab. Das Mädchen liegt diagonal. Ihr Kopf befindet sich in der rechten oberen Ecke und ihre Beine, bis zur Hälfte der Oberschenkel, in der linken unteren Ecke des Bildes. Der Körper ist durch die Bildränder an allen Seiten abgeschnitten. Das Mädchen hat eine schlanke und eher knabenhafte Figur. Eventuelle kurvenreichere Körperformen sind  durch die locker sitzende Kleidung nicht zu erkennen.

Ihr Kopf ist mit Beginn der Stirn zu sehen. Sie trägt dunkelblonde Haare, die zur Hälfte ihre Ohren bedecken. Der Pony liegt mit einigen Fransen auf der Stirn. Ihr Gesicht ist leicht errötet und ihr Blick geht nach rechts weg vom Fotografierenden, in Richtung der oberen Kante des Bildes. Sie wirkt verträumt. Ihr Mund ist leicht geöffnet, so dass der / die Betrachtende die oberen Schneidezähne erkennen kann. Die Oberlippe ist im Vergleich zur vollen Unterlippe eher schmal. Ihr Gesichtsausdruck wirkt sehr sinnlich. Ihr Gesicht ist oval und zeichnet sich durch weiche Formen aus. Die Augen sind mandelförmig und die Augenbrauen liegen halbrund über den Augen. Die Farbe der Augen ist nicht eindeutig zu erkennen. Die Nase des Mädchens ist gerade. Sie ist ungeschminkt und ihre Haut ist leicht gebräunt.

Am Oberkörper trägt sie einen braunorangefarbenen Pullover, dessen Ärmel sehr sorgfältig bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt sind. Der Pullover reicht ihr bis zum Becken und wirkt nach innen umgeschlagen. Er liegt über dem Rock. Mit der rechten Hand umklammert sie einen zerknüllten Zeitungsausschnitt, auf dem nichts Genaueres zu erkennen ist. Der rechte Arm ist ausgestreckt und die Hand liegt in etwa auf der Höhe ihres Beckenknochens. Den linken Arm hat sie nach oben angewinkelt, so dass ihre linke Hand mit der Handfläche nach oben  neben ihrem Kopf auf Höhe ihres Ohrs liegt. Die Finger sind leicht zur Faust geballt, aber nicht angespannt. Der Ellenbogen ist aufgrund der Bildbegrenzung nicht zu sehen. Ihre Fingernägel sind rot lackiert.

Zu dem orangefarbenen Pullover trägt sie einen weiten,  mit mittelgroßem Blockkaro gleichmäßig orange und weiß karierten – vermutlich knielangen – Rock, der den Großteil ihrer Oberschenkel bedeckt.  Das Orange ist der Farbe des Pullovers sehr ähnlich und geht auch eher in die Richtung eines braunorange. Der breite Rocksaum ist unten über den Schenkeln teilweise hochgeschlagen. Ihre Beine hat das Mädchen angewinkelt nach links fallen lassen; Ihr Oberkörper liegt komplett auf dem Fußboden und ab dem Becken hat sie ihren Körper mit angewinkelten Beinen nach links gedreht. Allerdings sind die Beine aufgrund der Bildbegrenzung nur bis zur Mitte des Oberschenkels zu sehen und es ist nicht zu erkennen, ob sie übereinander liegen. Das Mädchen trägt keine Strumpfhosen.

In der linken oberen Ecke ist noch ein kleiner Teil der linken Ferse mit einem Stück Schuhsohle zu sehen. Die Schuhe sind aus weißem Stoff und haben flache Sohlen. Sie enden unter dem Knöchel. Das schmutzige Weiß lässt vermuten, dass die Schuhe nicht mehr neu sind.

Insgesamt sieht das Bild eher gestellt aus. Es wirkt, als wenn das Mädchen posiert und sich bemüht, dabei verführerisch auszusehen.

Bildquelle: whatsculture.com

Text: Antje Köhn

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 100 Meisterwerke, schon beschrieben

100 Meisterwerke: 16. „Untitled #21“ von Cindy Sherman

Untitled 21

Das schwarz-weiß Foto wirkt auf den ersten Blick wie eine Situation aus einem Film der 60er Jahre: Eine junge Frau mit starrem Blick, adrett gekleidet, aus der Froschperspektive fotografiert; im Hintergrund Hochhäuser, möglicherweise New York. Welcher Film könnte das sein?

Schnell wird jeder Filmliebhaber feststellen, dass er diese Schauspielerin noch nie in Filmen gesehen hat, denn es ist Cindy Sherman, die Fotografin selbst, die für ihr Foto Modell steht. Das Foto ist Teil einer Serie, der Sherman den Namen „Untitled Film Stills“ (1977-1980) gab. Auf jedem Foto inszeniert sie sich als Schauspielerin in fiktiven Filmszenen.

Untitled #21 ist eine schwarz-weiß Fotografie im Querformat. Im Mittelpunkt ist Cindy Sherman selbst zu sehen. Ihr Körper ist von oberhalb der Brust an aus der Froschperspektive fotografiert. Dadurch sieht der Betrachter die Frau von schräg unten. Ihr Körper ist nach rechts gewendet, während ihr Kopf, aus ihrer Perspektive betrachtet, nach links gerichtet ist.

Sie trägt einen dunklen Blazer und darunter eine weiße Bluse, deren Kragen auf dem Blazer liegt. Auf dem Kopf trägt sie einen hellen Hut mit einer kurzen eingeschlagenen Krempe. Der Hut ist vorn in der Mitte mit einer schwarzen Schleife geschmückt, die aber aufgrund der Perspektive kaum zu sehen ist. Unter dem Hut schauen ihre Ohren und die kurzen blonden gewellten Haare heraus. Sie hat ein schmales feines Gesicht, einen kleinen Mund und eine schmale Nase. Cindy ist schätzungsweise um die 25 bis 30 Jahre alt.

Ihr Gesicht ist geschminkt. Sie trägt Lipgloss, hat Rouge auf den Wangen und ihre dichten Augenbrauen sind fein gezupft und mit einem Stift nachgezogen. Ihre Augen sind schwarz umrandet und dunkel geschminkt. Sie schaut nach links. Ihr Gesichtsausdruck wirkt einerseits leicht verunsichert aber andererseits auch genervt oder gestresst, als wenn sie sich in der Großstadt nicht zurechtfinden würde, oder zu viele Eindrücke auf sie einströmen. Ihr Mund ist leicht geöffnet, sodass sie fast schon einen trotzigen Ausdruck bekommt.

Zwar sind keine Straßen und keine Menschen im Hintergrund zu sehen aber die zwei Hochhäuser, die rechts und links hinter der Frau aufragen, erwecken den Eindruck, dass das Foto in der Innenstadt aufgenommen wurde. Dadurch bekommt man den Eindruck, dass es sich um eine gewöhnliche Alltagssituation in den Straßen einer Großstadt handelt. Von den Hochhäusern ist weder das untere und nur vom linken Hochhaus das obere Ende zu sehen. Auf den beiden Hochhäusern liegt ein Schatten, wahrscheinlich von umstehenden Hochhäusern. Daraus lässt sich schließen, dass das Foto entweder vormittags oder nachmittags zum Sonnenauf- oder -untergang geschossen wurde. Im unteren linken Bildrand ist nur sehr unscharf die Krone eines Laubbaums zu erkennen.

Das Foto könnte auch der Beginn eines Hitchcock-Films der 60er Jahre sein, in dem eine junge Frau das erste Mal in der Großstadt ist und sich den Gefahren, die ihr bevorstehen nicht im Geringsten bewusst ist. Alles in allem ist das Foto sehr gelungen und lässt den Betrachter rätseln, welche Geschichte dahinter stecken könnte.

Bildquelle: tristonrobinson.wordpress.com

Text: Anna Blankenburg

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter 100 Meisterwerke, schon beschrieben