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100 Meisterwerke: 61. „Child with Toy Hand Grenade in Central Park“ von Diane Arbus

Junge mit Spielzeug Granate

Bei der Fotografie „Child with Toy Hand Grenade in Central Park“ (dt. Kind mit Spielzeug Hand Granate im Central Park“) von 1962 handelt es sich um eine berühmte Aufnahme der amerikanischen Fotografin Diane Arbus. Arbus erlangte für ihre schonungslosen Darstellungen von Außenseitern und der amerikanischen Gesellschaft große Bekanntheit.

Auf der quadratischen 6 x 6 schwarz-weiß- Fotografie ist zentral ein stehender Junge zu sehen, der mit verzerrtem Gesicht und einer Spielzeuggranate in der Hand für die Aufnahme posiert. Seine Füße beginnen am unteren Bildrand und sein Kopf endet im oberen Bilddrittel. Die Szene spielt sich, wie der Titel verrät, im Central Park New York ab. Im Hintergrund sind unscharf Bäume, Wiesen und Spaziergänger zu erkennen. Links hinter dem Jungen ist jeweils der untere Teil zweier nah beieinander wachsender Baumstämme zu sehen. Am rechten Rand im oberen Drittel ist eine spazierende Familie zu sehen, die in Richtung des Jungen geht. Ein Mann schiebt einen offenen Kinderwagen mit Kleinkind. Links neben ihm geht eine Frau mit schwarzem Mantel, die an ihrer rechten Hand ein weiß gekleidetes Mädchen hält. Direkt hinter dem Kopf des posierenden Jungen ist unscharf eine erwachsene Person zu sehen, die etwa sechs Meter hinter ihm steht. Am linken Bildrand in weiter Entfernung steht eine Gruppe von drei Kindern.

Der schlaksige blonde Junge ist mit einer kurzen schwarzen Trägerhose und einem karierten Hemd gekleidet. Sein linker Träger ist ihm von der Schulter gerutscht. Dazu trägt er dicke, bis zu den Knöcheln gezogene Socken und graue Turnschuhe mit weißen Schnürsenkeln.

Das Auffällige an dem ungefähr 5 bis 7-jährigen Kind ist seine gesamte Körpersprache, die den Betrachter in den Bann zieht: Der Junge steht, die Beine etwa hüftbreit auseinander, auf dem Parkweg. Dabei presst er seine langen dünnen Arme seitlich gestreckt an den Körper.  In seiner rechten Hand hält er zur Kamera gerichtet eine Granatenattrappe, während sich die linke Hand krallenartig verkrampft. Die Granate liegt genau in der Mulde seiner Handfläche und wäre vielleicht ohne den Hinweis im Titel nicht auf den ersten Blick als solche erkennbar.

Der Gesichtsausdruck des Jungen ähnelt einer Grimasse, der Mund ist geschlossen und nach unten verzogen  und die Augen wirken weit aufgerissen. Der Kopf ist leicht zu seiner linken Seite geneigt. Eine Mischung aus Angst, Verzweiflung, Wut und Wahnsinn schlägt dem Betrachter entgegen. Das hagere, fast schon skurril wirkende Gesicht und die Körperhaltung rufen eher Unbehagen als Erheiterung hervor, was die Fotografie einzigartig macht. Das Kind hat nichts Kindliches an sich, sondern entfaltet eine verstörende Wirkung. Die sommerliche Parkidylle, die sich im Hintergrund abspielt, steht konträr zu dem abwesend in die Kamera starrenden Kind.

Das Bild wirkt wie eine Anklage auf den Betrachter, die man so schnell nicht mehr vergisst. Es scheint uns daran zu erinnern, dass Krieg in den Köpfen der Menschen beginnt und der ihn auslösende Hass von Generation zu Generation weitergegeben wird. Irgendwann wird dieses auf den ersten Blick harmlos wirkende Kind vielleicht echte Granaten auf seine Gegner werfen und dafür als Patriot, der seine Pflicht tut, anerkannt werden.

Bildquelle: Wikipedia

Text: Magali Derouet

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100 Meisterwerke: 60. „Madonna im Grünen“ von Rafael

Madonna im Grünen

Raffaels Madonna im Grünen“, Langtitel: „Madonna im Grünen, Szene: Maria mit Christuskind und Johannes dem Täufer“ ist ein im Jahr 1506 auf Holz entstandenes Ölbild, das der Künstler für den Patrizier Taddeo Taddei anfertigte. Es hat eine Höhe von 113 cm und eine Breite von 88 cm und hängt heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.

In der Mitte des Bildes sitzt Maria, etwa 20 Jahre alt, in freier Natur, wie vor einer Kulisse. Sie wendet uns ihre halbrechte Seite zu und hat den Kopf zu ihrer rechten Schulter gedreht. Sie trägt ein rotes Kleid  mit langen Ärmeln aus scheinbar dickerem Stoff. Der flache, an den Schultern abschließende Rundhalsausschnitt hat einen Goldsaum. Um ihren linken Arm, die Hüfte und die Beine ist eine blaue, gold gesäumte Decke geschlungen, sodass der Rock des Kleides nicht zu sehen ist. Darunter lugt nur ein Fuß am rechten unteren Bildrand hervor. Ihre dunkelblond bis rötlichen Harre sind vom Mittelscheitel aus zu zwei Zöpfen geflochten, die jeweils rechts und links über die Ohren und um den Hinterkopf gelegt sind. Der Kopf ist zur linken unteren Bildecke gedreht, ihr Blick ist gesenkt. Die Augen schauen freundlich, aber eher abwesend. Der Mund zeigt ein dezentes Lächeln. Sie hat eine schmale, kleine Nase, wobei der Nasenrücken insgesamt recht lang erscheint.

Maria sitzt leicht erhöht vom Boden, wie auf einem Stuhl oder Stein. Der Gegenstand ist jedoch nicht zu sehen. Ihr Unterkörper ist zur rechten unteren Bildecke gerichtet, ihr rechtes Bein ist leicht gestreckt. Der Oberkörper dreht sich leicht zur linken Bildseite und ist etwas vornüber gebeugt.

Zwischen ihren beiden nach unten greifenden Händen, an der Außenseite ihres rechten Beines, steht ein nackter, zwei- bis dreijähriger Knabe mit kurzem rötlichem Haar in der Mitte der unteren Bildhälfte. Er ist leicht gegen sie gelehnt, hat seine linke Hand auf ihrer rechten Hand abgelegt und hält wiederum mit seiner Rechten

Der Knabe schaut zur linken Bildseite. Sein Blick geht in Richtung eines zweiten, etwas älter wirkenden Knaben mit kurzen roten Locken. Dieser kniet auf seinem rechten Bein, seine einzige Kleidung ist ein gräuliches Tuch, das um die linke Schulter und den Rumpf gebunden ist. Er hält mit beiden Händen ein zierliches, scheinbar hölzernes Lateinisches Kreuz, dessen Längsbalken den Knaben überragt. Der Querbalken am oberen Ende ist eher kurz. Er schaut dem Jüngeren direkt ins Gesicht. Dieser hält mit seiner rechten Hand den oberen Teil des Kreuzes umfasst. Die Blicke der Knaben erscheinen leer, ihr Gesichtsausdruck ist neutral. Die Münder sind geschlossen.

Schräg über beziehungsweise hinter den Köpfen aller Figuren schweben sehr feine goldene Ringe, der „Mittelpunkt“ eines jeden Ringes berührt quasi jeweils einen Hinterkopf wie ein Heiligenschein.

Die Landschaft im Hintergrund ist überwiegend hellbraun bis grün gefärbt. In näherer Umgebung der Figuren sind kniehohe Hügel zu sehen. Rechts von der Madonna, etwa auf Höhe der Bildmitte, wächst eine Mohnblume mit zwei geöffneten und einer geschlossenen Blüte. Am unteren Bildrand sind vielleicht Erdbeerpflanzen zu erkennen. Auf Höhe der Schultern der Madonna verschwinden links ein Baum und rechts ein Busch aus dem Bild. Weiter hinten, leicht verschwommen, wird die Landschaft grüner und bergig. Links kurz vor dem Horizont ist ein kleiner Berg mit einem Tempel oder ähnlichem darauf zu sehen. Das Hauptgebäude ist eher rund und besitzt ein Kuppeldach, daran anschließend steht ein schmaler, runder Turm mit Zeltdach. Am Fuße des Berges stehen weitere Gebäude, vielleicht ein Dorf. Der Berg und die darauf befindlichen Gebäude erscheinen grünlich-grau, das Dorf beige. Dies alles ist eher unscharf gezeichnet; es ist Kulisse. Der Himmel ist sehr hell, unten fast weiß, weiter oben hellblau gefärbt. Es hängen einzelne größere Wolken am oberen Bildrand.

Das rote Kleid Marias und die blaue Decke heben sich deutlich vom Hintergrund ab und bilden einen farbenfrohen Kontrast zu der zwar bewachsenen aber eher karg wirkenden Umgebung.

Bildquelle: zeno.org

Text: Philipp Zeitler

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