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100 Meisterwerke: 33. „Der Kuss am Times Square“ von Alfred Eisenstaedt

Kissing the war goodbye

Das Bild ist eine schwarz-weiß Fotografie im Hochformat. Umgangssprachlich wird es „Der Kuss am Times Square“ genannt, Alfred Eisenstaedt gab ihm ursprünglich allerdings den Titel „V-J Day in Times Square“, wobei „V.J. für Victory over Japan“ steht. Es entstand am 14. August 1945, am Tag der bedingungslosen Kapitulation Japans im zweiten Weltkrieg und wurde am 21. August 1945 als Titelbild des LIVE – Magazins veröffentlicht.

Das Foto zeigt einen Straßenausschnitt in dessen Vordergrund ein sich küssendes Paar zu sehen ist. Das Paar füllt das Bild zu drei Vierteln aus und befindet sich nicht ganz mittig sondern leicht nach links gerückt. Es besteht aus einem Mann in einem schwarzen, oder sehr dunklen, Matrosenanzug und einer Frau in weißem Kleid und Mantel. Auch ihre Schuhe und Strümpfe, die aus Seide oder Nylon sind und hinten eine Naht haben, sind weiß. Es handelt sich um eine Krankenschwesteruniform. Das der Mann einen Matrosenanzug trägt ist an einem kleinen Stück des klassischen, weiß- gestreiften Matrosenkragens, drei weiße Streifen auf dunklem Grund,  und dem Matrosenhut zu erkennen. Dieser gleicht eher einer Kappe. Er ist rund, aus festem weißen Stoff genäht und hat einen hochstehenden Rand von ungefähr 5 cm.

Der Mann steht dem Betrachtenden zugewandt und wird größtenteils von der Frau verdeckt, die ihm in einer Drehbewegung des Oberkörpers seitlich zugewandt steht. Die Beine der Frau stehen fasst parallel zu denen des Mannes. Ihr linkes Bein ist gerade durchgedrückt und ihr rechtes leicht angewinkelt, die Fußspitze aufgesetzt. Der linke Arm ist nach hinten und unten angewinkelt und ihre Hand kommt auf ihrem Oberschenkel zum Liegen. Ihre Finger sind leicht gekrümmt, als wollten sie ihren Mantel vom nach oben rutschen abhalten. Der Daumen ist gestreckt. Ihren rechten Arm hält die Frau stark nach oben angewinkelt vor ihrem Oberkörper, die Hand liegt auf dem Brustkorb des Mannes.

Der Mann ist größer als die Frau und hält sie mit seinem rechten Arm an der Hüfte, seine Hand ist in greifender Haltung, sie an sich heran ziehend.  Seinen linken Arm hat er um den Kopf der Frau geschlungen, ihn nach hinten biegend, wodurch sie sich nach hinten ins Hohlkreuz neigt. Ihr Kopf liegt in der Beuge seines stark angewinkelten Armes. Seine Hand hält nicht den Kopf, sie ist nach hinten angewinkelt in einer lockeren Faust gehalten. Der Hinterkopf der Frau verläuft fast parallel zur Straße, ihr Gesicht parallel zum Himmel. Der Mann steht gebeugt über der Frau, sein Gesicht fast quer zu dem ihren und sie küssend.

Die sich küssenden Münder sind nicht sichtbar, Nase und Arm des Mannes verdecken das Gesicht der Frau fast komplett. Von seinem Gesicht ist nur die rechte Hälfte sichtbar und wenig erkennbar. Er hat eine große Nase, einen Haaransatz mit leichten Geheimratsecken und keinen Bart. Der Matrosenhut sitzt weit nach hinten geschoben auf seinem dunkelbraun bis schwarzen, glatten Haar. Sein rechtes Ohr ist zu sehen. Die Frau hat dunkelblondes Haar und eine geflochtene Frisur, von der allerdings durch den Arm und die Hand des Mannes nicht viel zu sehen ist. Am Hinterkopf trägt sie eine Art weißen Kamm ins Haar gesteckt.

Der Hintergrund des Bildes wird nach hinten immer unschärfer. Es sind viele Menschen auf der Straße: links hinter dem Paar sind zwei weitere Matrosen, rechts davon eine Gruppe von drei Frauen zu sehen. Die Personen, die in Richtung Kamera sehen, lächeln oder lachen. Auf der geteerten Straße liegen weiße Papierschnipsel, manche nur so groß wie Konfetti, andere größer, wie zerrissenes Papier. Rechts und links säumen mehrgeschossige Häuser mit Geschäften die Straße. An einem davon ist eine große, ausladende Markise wie bei einem Hotel oder einem Theater befestigt.

Der Ausschnitt ist so gewählt, dass man nicht erkennen kann, wie hoch die Häuser sind. Sie sind im dritten oder vierten Stock abgeschnitten. Auf der rechten Seite steht ein eingeschossiges Haus mit dem Schriftzug „BOND“ in Großschrift und Blockbuchstaben.  Ganz hinten ist unscharf ein schmales, einzeln stehendes Haus abgebildet. Dieses Haus ist vermutlich höher als fünf Stockwerke, man kann auch keine Stockwerke mehr erkennen, die dahinter liegenden Häuser sind aber deutlich niedriger. An diesem Haus gabelt sich die Straße auf der sich die beschriebene Szene abspielt nach links und rechts.

Das Foto ist laut dem Fotografen Alfred Eisenstaed ein Schnappschuss der die spontane Freude über den Sieg über Japan ausdrückt. Es hat ihn berühmt gemacht und gilt in den USA als ein Symbol für den Frieden. Am 14. August lassen sich jedes Jahr Paare in genau dieser Pose fotografieren.

Bildquelle: flavim.com

Text: Astrid Pruß

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100 Meisterwerke: 18. „Nighthawks“ von Edward Hopper

Nighthawks

„Nighthawks“ (dt. Nachtfalken, sinngemäß Nachtschwärmer), ist ein 1942 fertig gestelltes Gemälde des amerikanischen Malers Edward Hopper. Es handelt sich um ein farbiges Ölgemälde im Querformat mit den Maßen 84,1 mal 152,5 Zentimetern, auf dem eine spätabendliche Szene in einem amerikanischen Diner der 40er Jahre zu sehen ist. Dabei wird im Betrachtenden der Eindruck erweckt, dass sie oder er selbst auf der Straße steht und von außen in die Bar hineinschaut, in der die Anwesenden wie auf einer Bühne erleuchtet sitzen.

Hintergrund

Es ist sehr dunkel und es sind keine Menschen mehr auf der Straße unterwegs. Im linken Bildbereich ist ein mehrstöckiges Haus zu sehen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Geschäft mit großen Schaufenstern, die mit dunkelgrünen Holzrahmen versehen sind. In der ersten Etage sind möglicherweise Wohnungen, bei denen die Rollos zum Teil heruntergelassen sind. Die Fassade ist rot. Von links oben fällt das Licht einer Laterne oder des Mondes auf das Haus.

Vor dem Haus befinden sich ein Gehweg und eine schmale Straße, die sich vom linken Bildbereich durch die Mitte des Bildes zieht. In der Mitte verläuft die Straße hinter einem weiteren Haus, das auf der anderen Seite der Straße steht. Auf dieses Haus fällt das Hauptaugenmerk. Es zieht sich vom rechten Bildrand, über die Mitte des Bildes hinaus kleiner werdend in das Bild hinein, sodass die Straße und das Haus mit der roten Fassade dahinter zum Teil verdeckt sind. Das Haus nimmt in etwa die rechten zwei Drittel des Bildes ein.

Das Diner

Bei diesem zweiten Haus handelt es sich um das Diner. Es ist ein spitzwinkliges Eckhaus mit so großen Fenstern, dass man sowohl von Innen als auch von Außen ungehindert sehen kann, was sich auf der anderen Seite der Scheibe befindet. Die Frontseite der Bar ist zu etwa zwei Dritteln von rechts zu sehen. Am linken Ende knickt das Haus nach rechts ab und liegt an der Straße, die dahinter entlangführt. Das Haus besteht nur aus einer Etage. Der untere und obere Hausrand sind mit einer grünen Holzverkleidung geschmückt. Oben auf dem Haus ist eine rote längliche Tafel angebracht. In gelb steht darauf: PHILLIES (eine zeitgenössige Zigarettenmarke). Links und rechts ist ebenfalls Schrift angebracht, die Worte sind aber nicht zu erkennen.

Im Diner befindet sich ein brauner, den Barbereich umlaufender, Holztresen, davor sind Hochstühle mit runden Sitzflächen aufgestellt. Anders als auf der dunklen Straße herrscht in der Bar ein grelles Kunstlicht,  dass durch die gelbe Wandfarbe noch verstärkt wird. Im Hintergrund rechts ist eine braune Tür mit einem kleinen viereckigen Sichtfenster, die vermutlich zu den Toiletten oder in die Küche führt. Die Raumausstattung ist minimalistisch und symmetrisch wodurch sie anonym und standardisiert wirkt. Hinten auf dem Tresen stehen zwei große zylindrische Getränkespender aus silbernem Metall mit Ablaufhähnen unten. Möglicherweise ist Kaffee darin.

Die Personen

Hinter dem Tresen steht ein Mann. Er trägt eine weiße, langärmlige Kochjacke, eine weiße Kochmütze in Form eines Schiffchens und darunter blondes kurzes Haar. Der Mann beugt sich leicht unter den Tresen, aber es ist nicht sichtbar was genau er mit seinen Händen macht. Er schaut nach oben aber es ist schwer zu erkennen, ob er aus dem Fenster schaut oder die Gäste ansieht, die vor dem Tresen sitzen.

Auf der anderen Seite des Tresens sitzt ein Mann und rechts neben ihm eine Frau. Er trägt ein dunkelblaues Jackett und darunter ein hellblaues Hemd mit einer dunklen Krawatte. Auf dem Kopf hat er einen grauen Hut mit einem schwarzen Hutband. Sein linker Arm ist hinter dem Tresen, mit dem rechten Unterarm stützt er sich auf den Tresen. Er hat eine Zigarette in der rechten Hand. Neben seiner Hand steht eine weiße Tasse.

Die Frau neben ihm trägt ein rotes Oberteil, dass ihre Schultern bedeckt, wahrscheinlich ist es ein Kleid. Sie hat welliges, orangerotes Haar und trägt roten Lippenstift. Ihre Augen sind dunkel geschminkt. Sie schaut auf etwas, das sie mit ihrer rechten Hand vor ihr Gesicht hält, es ist jedoch nicht zu erkennen was es ist. Ihr rechter Ellbogen und ihr linker Unterarm sind auf den Tresen gestützt. Rechts neben der Frau steht ebenfalls eine weiße Tasse.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden sich die rechte Hand des Mannes und die linke Hand der Frau berühren, doch dann erkennt man, dass ihre Hand hinter seiner liegt, in der er die Zigarette hält. Es lässt sich nicht sagen, ob sie sich kennen und ob sie eine Unterhaltung führen oder schweigen. Auch über ihre Gesichtsausdrücke lassen sich nur schwer Vermutungen anstellen.

Abseits der beiden sitzt ein zweiter Mann vor dem Tresen. Er ist mit dem Rücken zum Fenster gerichtet, sodass man ihn nur von hinten sieht. Der Mann trägt ebenfalls einen dunklen Anzug und einen grauen Hut mit schwarzem Hutband. Mit seinen Armen stützt er sich auf den Tresen aber es ist nicht zu erkennen, wie er seine Hände vor dem Oberkörper hält. Rechts neben ihm steht eine ebenfalls weiße Tasse. Alle abgebildeten Personen wirken isoliert und in Gedanken versunken.

Alles in allem drückt die Situation die Stille und Sprachlosigkeit aus, in der die abgebildeten Menschen sich verlieren. Das Gemälde ist nicht umsonst das bekannteste Werk Hoppers. Ihm ist es gelungen die Einsamkeit aufzuzeigen, die sich an einem Ort abspielt an dem die Menschen zusammenfinden und reden könnten.

Hopper begann die Arbeit am Bild im Dezember 1941 kurz vor dem Japanischen Angriff auf Pearl Harbor und nur wenige Tage vor dem Kriegseintritt der USA; einer Zeit die von allgemeiner Bestürzung, Kriegshysterie und Zukunftsangst geprägt war. Hopper stellt die Einsamkeit und Trostlosigkeit der Menschen gelungen in dieser Szene in einem typischen Amerikanischen 40er-Jahre Diner dar.

Das Originalgemälde befindet sich im Art Institute of Chicago. Es diente als Inspiration für ander Künstler in Literatur, Musik und Kunst.

Bildquelle: Wkimedia

Text: Anna Blankenburg

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