Am 10. Mai beginnt unser Fotoseminar für Blinde an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin.
Unser was?! Ja es ist eine seltsame Sache, aber viele Blinde in unserem Umfeld finden die Vorstellung gar nicht so unglaublich wie manche Sehende. Unsere inzwischen dreijährige Zusammenarbeit an diversen Projekten zum Thema Blindheit und Fotografie hat uns schließlich auch zu diesem Seminar gebracht. Es gibt bereits einige blinde Fotografen in unserer Gruppe und da ich nun mal Fotografie unterrichte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis wir auf die Idee für dazu kamen.
Es wird ein interdisziplinäres Seminar, in dem blinde Menschen fotografieren (lernen) können. In diesem Prozess werden ihnen Studenten der ASH assistieren und sie mit Bildbeschreibungen unterstützen.
Auch Blinde leben in einer Welt voller Bilder. Wir möchten den blinden Teilnehmern den Dialog über Bilder ermöglichen. Es macht für Blinde einen enormen Unterschied, ob man ihnen ein Bild beschreibt, das sie gerade selbst fotografiert haben, oder ob man nur neben ihnen steht und beschreibt, was man gerade so sieht. Auch eine blinde Fotografin kann nach der ersten Beschreibung z.B. die Kameraposition ändern und aus der erneuten Bildbeschreibung z.B. etwas über die Wirkung verschiedener Perspektiven erfahren. Und es ist – auch wenn sie es selbst nicht sehen – ihr eigenes Bild, zu dem sie eine eigene Beziehung haben.
Die Studenten lernen durch die Auseinandersetzung mit den Blinden, wie wenig selbstverständlich bzw. eindeutig das ist, was man sieht. Mit Blinden über Bilder zu sprechen, schärft den Blick enorm. Das können wir nach zwei Jahren Arbeit am Bildbeschreibungsblog sagen.
Das absolut zentrale Moment unseres Seminars ist dieser Dialog zwischen blinden Fotografen und sehenden Assistenten, zwischen der Welt der Blinden und der der Sehenden.
Die Ergebnisse des Seminars werden nach und nach hier im Blog erscheinen!
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