An einem der ersten schönen Maitage von Katrin Dinges

STATUS: NOCH ZU BESCHREIBEN

An einem der ersten schönen Maitage gingen wir mit dem
Fotoseminar am Spreeufer spazieren. Dort trafen wir auf eine
majestätische alte Trauerweide. Ich liebe alte Bäume und so habe ich
es genossen, diesen alten Riesen zu betasten. Wenn ich meine Hand auf
die Rinde eines solchen Stammes lege, empfinde ich immer etwas von der
urtümlichen Kraft, die in diesem Pflanzenwesen von der Erde in den
Himmel strömt. Das hat etwas Energisches, Kraft strotzendes an sich,
das jedes Mal, wenn ich so einen alten Baum treffe, auf mich
überzugehen scheint. Oft habe ich das Gefühl, solch einen Baum schon
ewig zu kennen.

Auf diesem Foto habe ich meine Hand beim Tasten abgelichtet. Das ist
etwas, was ich immer wieder tue, weil der Tastsinn mein erster und
wichtigster Zugang zu meiner Umgebung ist. Aber der Tastsinn erstreckt
sich nicht, wie viele glauben, einzig auf die Hände. Die Hände haben
zwar eine besonders stark ausgebildete Tastwahrnehmung, aber sie sind
bei weitem nicht die einzigen Stellen, über die wir Tasteindrücke
wahrnehmen. Die Assistentin, die mit mir das Foto ausgewählt hat,
sagte mir, man könnte darauf gut sehen, dass die Sonne an diesem Tag
geschienen hat. Gerade jetzt in den letzten Wochen habe ich wieder
einmal besonders intensiv die Kraft der wärmenden Strahlen in meinem
Gesicht gespürt. Dieses helle, strahlende, wunderschöne Licht, das den
ganzen Tag draußen zu sehen ist und alles zum Leuchten bringt, ist ein
unendlicher Quell der Freude für mich. Trotz meiner
Blendempfindlichkeit schaue ich ab und zu bewusst direkt in die Sonne,
um ihre wohltuende Kraft nach dem langen, dunklen Winter in mich
aufzunehmen. Ich kann es zwar nur wenige Sekunden am Stück aushalten,
aber diese Sekunden empfinde ich als großes Geschenk. Oder mit bloßen
Füßen tanzen! Auch eine unschätzbare Wohltat. Natürlich hatte ich an
diesem Tag Schuhe an. Aber ich bevorzuge solche mit eher dünnen
Sohlen, durch die man möglichst viel Kontakt zum Boden hat. Der
schlammige Uferweg fühlt sich ganz anders an als beispielsweise die
geteerte Straße dorthin. Oder Gras ist noch einmal ein ganz anderes
Gefühl unter den Sohlen. Oder der Wind, den ich in meinem Gesicht,
meinem Haar, im Rücken, an den Armen und Beinen spüre.

Wir sind durch eine kleine Oase, iein winziges Stück Natur in einer
großen Stadt, gelaufen. Diese alte Trauerweide hat es mir richtig
angetan und so sind an diesem Tag unzählige Aufnahmen von ihr
entstanden. Ich habe mich an ihren Stamm gelehnt und ihre aufstrebende
Kraft und tiefe Verwurzelung direkt an meiner Wirbelsäule
entlangstreichen spüren. Ich habe mit ihren langen Blättern gespielt
und wir haben das Licht in unzähligen Schattierungen auf ihren
Blättern eingefangen. Ich hoffe, dass ich noch ein Bild finden werde,
wo das besonders stark zur Geltung kommt, denn ich möchte diese
Farbnuancen gern einmal so genau wie möglich beschrieben bekommen.

Farben sind etwas, das ich nie wirklich wahrnehmen konnte, da ich von
Geburt an farbenblind bin. Aber natürlich habe ich auch Dinge gehört
wie: „Kirschen sind rot.“ Oder: „Die Wiese ist grün.“ Seit meiner
Farbberatung vor inzwischen vier oder fünf Jahren fasziniert mich das
Thema allerdings und ich lerne stetig mehr darüber. Natürlich habe ich
meine Schwierigkeiten, mir unter bestimmten Farbschattierungen etwas
vorzustellen oder zu verstehen, worin genau die Unterschiede liegen
könnten. Aber das ist ein ganz anderes Thema und auch ein weites Feld.
An diesem Maitag habe ich vor allem die haptischen Erfahrungen
genossen, wie hier in dem Foto ja auch ein klein wenig zu sehen ist.
1030 Hand auf trauerweide an der Spree

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