Das Gemälde „Der Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich wurde zwischen 1808 und 1810 gefertigt. Das Werk ist mit Öl auf Leinwand gemalt. Es ist 110 cm hoch und 171,5 cm breit. Derzeit wird es in der Alten Nationalgalerie in Berlin ausgestellt. Es wird als modernes Werk der Romantik angesehen.
Dargestellt ist ein dicht bewölkter, zum Horizont dunkel werdender Himmel über einem sehr dunklen Meer. Die Tageszeit ist nicht erkennbar. Vereinzelt sind Schaumkronen auf eher kleinen Wellen angedeutet. Am unteren Bildrand ist ein etwas hügeliges, einen sehr leichten Bogen nach oben schlagendes Dünenufer zu sehen. Der Sand ist weißlich-gelb. Das kahle Dünenufer ragt nach links im stumpfen Winkel ansteigend in das vom Wind bewegte schwarze Wasser eines Sees oder eines Meeres hinein. Die Hügel des Ufers scheinen sich in den Kämmen der Wellen fortzusetzen. Die dunkle Tönung der Wasseroberfläche steigt über der gerade gezogenen Horizontlinie wie Nebel in die Wolkenschichtung auf. Das Bild hat kaum perspektivische Tiefe. Sand, Wasser und Himmel gehen in horizontal überlappenden Schichten ineinander über.
Der Himmel nimmt fast vier Fünftel des gesamten Bildes ein. Sein unterer Teil ist verdunkelt, eine graue bis dunkelgraue, mal dunkelgrün schimmernde Wolkenmasse; es könnte regnen. Dies betont die Gewitterstimmung des unteren Bilddrittels. Im mittleren Bilddrittel horizontal sind klar Gewitterwolken zu erkennen, die sich nach oben zerstreuen und weiter in die rechte obere Ecke des oberen Bildrandes streben, diesen aber nicht erreichen. Die Stimmung in diesem Teil des Bildes wirkt etwas heller. Etwa im Mittelpunkt des Bildes scheint es hinter den Wolken licht zu werden. Möglicherweise scheint die Sonne aus dieser Richtung. Im oberen Drittel ist der tiefblaue Himmel kaum noch mit Wolken behangen, lediglich ein dünner, spärlicher und kaum wahrnehmbarer hellgrauer Wolkenschleier ist zu erahnen. Der obere Bildrand weist von links nach rechts immer deutlichere und dunkler werdende Wolkenfetzen auf, die scheinbar aus dem Bild ziehen. Die nach rechts oben strebenden Wolken im mittleren Drittel sowie die dunkleren Wolkenfetzen am oberen Bildrand deuten die Windrichtung an. Das Wasser wirkt als Negativform des Uferstreifens, die der oben aufreißende Himmel spiegelverkehrt aufnimmt. Ebenso spiegelt sich an der Horizontlinie die Zunahme der Helligkeitswerte.
Am rechten Rand des linken Bilddrittels steht eine einzelne, sehr kleine und scheinbar kahlköpfige Gestalt in einem vom Wind bewegten braunen Mantel, mit dem Gesicht zum Meer an der höchsten Stelle des Strandes. Etwas über Höhe des Kopfes verläuft die dunkle Horizontlinie. Auf den ersten Blick hebt sich die Rückenfigur kaum gegen Himmel und Meer ab. Sie ist das einzige vertikale Element des Bildes
Ohne den Hinweis im Titel, würde man nicht sehen, dass es sich um einen Mönch handelt. Abgesehen vom kahl wirkenden Kopf, deutet auch nichts auf das Geschlecht der Figur hin. Über Identität der abgebildeten Person und über die geografische Lage der Dünen wird in Kunstkreisen immer noch spekuliert. Wie er da so winzig und allein vor dem bedrohlich wirkenden Himmel am Strand steht, erscheint der Mönch verloren und unbedeutend im Vergleich zu den Naturgewalten um ihn herum.
Text: Philipp Zeitler
Bildquelle: Wikimedia
Tolle Bildbeschreibung! Finde ich eine super Idee, Franziska! Weiter so…
Hallo, Danke für dein Kommentar. Die Bildbeschreibungen entstehen im Rahmen unser Fotoseminare mit professionellen Fotografen, Kunstexperten und unseren Blinden und Sehbehinderten Fotografen. Dabei geht es um die Frage was ein gutes Bild ausmacht und wie es berühmt wird. Dazu beschreiben Studierende der Alice Salomon Hochschule in Berlin 100 Meisterwerke, also berühmte Fotografien und Gemälde, die die meisten Sehenden zumindest flüchtig kennen, von denen viele Blinde aber noch keine Vorstellung haben.
Ist wirklich ein tolles Projekt und sehr hilfreich! Ich bin ja selber sehbehindert und liebe Kunst, aber manche Details kann ich einfach optisch nicht erfassen (zu klein, zu viele Details oder dunkle Farben) da ist deine Seite eine echte Unterstützung! Wie geht’s dir eigentlich beim Betrachten von Bildern? LG Lara von Travel sounds …
Hallo Lara,
Die Idee ist blinden und Sehbehinderten Kunst, besonders visuelle Werke wie Gemälde und Fotografien, zugänglich zu machen. Kunstinteressierte können schon viel bei Wikipedia und den Seiten der jeweiligen Ausstellungen über Künstler und Entstehung nachlesen, wissen dann aber oft immer noch nicht, wie das Bild aussieht.
Audio Guides und 3D Modelle im Museum machen viele Ausstellungen schon barriereärmer, aber sie sind nicht überall verfügbar und unsere Beschreibungen kann man sich auch zu Hause durchlesen. Wir hoffen auch Blinden und Sehbehinderten, die Kunst bis jetzt für unzugänglich gehalten haben, eine Vorstellung von bekannten Meisterwerken zu vermitteln und vielleicht damit ihr Interesse zu wecken.
Ich persönlich gehe eher selten in Kunstausstellungen, da man meistens nichts anfassen und auch nicht besonders nah an die Ausstellungstücke ran darf. Manchmal beschrieben mir Sehende einzelne Bilder, aber das würde zu lange dauern und bei abstrakten Bildern wissen die oft selber auch nicht, was abgebildet ist und wie sie es beschreiben sollen. Mit Führung dann schon eher. Die hier beschriebenen Bilder habe ich mir vorher im Internet angesehen, aber ich hätte nie die ganzen Details gesehen, die in der Beschreibung erwähnt werden.
Viele Grüße
Tina
Mein Lieblingsbild von Caspar David Friedrich – und wohl eines der traurigsten Bilder der Kunstgeschichte…. Im Zuge von Restaurierungsarbeiten im Jahr 2015 wurde mittels Röntgenaufnahmen eine Unterzeichnung entdeckt, die zeigt wie Friedrich das Bild ursprünglich geplant hatte: zwei Schiffe links und rechts des Mönches, Pfähle mit Fischernetzen am Ufer… Zwei Jahre arbeitete Friedrich intensiv an dieser Komposition, bis er sich gegen diese klassische Bildkonstruktion und für die radikale Leere und die Einsamkeit des Mönches entschied.
Auf immer, freier Mensch, wirst lieben du das Meer,
Dein Spiegel ist das Meer. Du schaust der Seele Bildnis
Im weiten Wellenspiel der ungeheuren Wildnis,
Gleich ihm ist deine Brust von Bitternissen schwer.
Gern schaust dein Bild du, das die Wellen dir enthüllen,
Mit Auge und mit Arm faßt du es, und dein Herz
Vergißt wie trunken oft den eignen lauten Schmerz
Bei dieses Klagesangs unzähmbar wildem Brüllen.