100 Meisterwerke: 34. „Susanna im Bade“ von Jacopo Tintoretto

Susanna im Bade

Das Bild „Susanna im Bade“ ist ein Gemälde des Venezianischen Malers Jacopo Tintoretto aus den Jahren 1555-56. Es ist im Querformat in der Größe 146cm x 193,5 Zentimeter mit Ölfarben auf Leinwand gemalt und heute im Besitz des Kunsthistorischen Museums in Wien. „Susanna im Bade“ gilt als Tintorettos  berühmtestes Werk.

Auf dem Bild ist de Ausschnitt eine Gartens zu sehen in dem eine nackte Frau an einem Wasserbecken von zwei alten Männern beobachtet wird. Die völlig unbekleidete Frau sitzt im Vordergrund am rechten Bildrand. Ihr Oberkörper ist leicht nach vorne geneigt und sie umfasst mit beiden Armen ihr rechtes Bein, das sie angewinkelt auf dem Boden aufgestellt hat. Die Frau sitzt seitlich, leicht dem Betrachtenden zugewandt. Ihr linkes Bein ist bis zur Wade in das Wasserbecken getaucht. Unter der Wasseroberfläche ist noch ihre Wade zu erkennen, der Fuß allerdings nicht mehr. Das Becken ist aus Stein und rechteckig, wie tief und lang es ist, ist nicht erkennbar.

In Susannas Rücken ist der Teil eines Baumstammes zu sehen,  der in seinem Wuchs der Linie ihres gebeugten Rückens folgt, also schräg wächst. Hinter dem Baumstamm, am rechten Bildrand,  leicht über ihrem Kopf sind Holunderblüten abgebildet. Auf einem Ast des Holunderbusches sitzt eine Elster. Der Badebereich wird durch ein dichtes Rosenspalier mit hellrosa Blüten begrenzt. Es beginnt im äußeren linken Bildrand und steht gegenüber der Badenden.

Auf dem Boden an dem Spalier lehnt, der Frau zugewandt, ein Spiegel, in den die Frau versunken blickt. Der Spiegel ist rechteckig und hochkant. Er hat einen schmalen, vielleicht vergoldeten Holzrahmen und ist von der Größe her eher ein Spiegel, der Gesicht und Büste abbildet. Kein Ganzkörperspiegel. Von der Spiegelung ist nicht viel zu sehen, nur ein wenig Spitzentuch, das direkt davor liegt.

Susanna hat blonde, leicht ins rötlich gehende Haare und eine aufwendige Flechtfrisur mit vielen, eng am Kopf anliegenden Zöpfen. An ihrem Ohr hängt ein Perlenohrring mit einer traubengroßen Perle und an beiden Handgelenken trägt sie goldene Armreifen, die mit Perlen oder Steinen besetzt sind. Sie wirkt sehr jung; hat ein jugendliches und faltenfreies Gesicht mit großen Augen und einer geraden schmalen Nase. Der Mund ist schmal, der Gesichtsausdruck eher ruhig und konzentriert.

Die Figur der Frau ist leicht rundlich und weich, sie hat eine sehr helle, makellose Haut. Es zeichnen sich keine Knochen ab. Der Bauch ist fest und die Brüste, soweit sie nicht von ihren Armen verdeckt sind, eher klein. Ein weißes Tuch mit Spitze und Fransen ist um ihr rechtes Bein geschlungen. Es liegt über ihrem Oberschenkel, das eine Ende kommt auf der dem Betrachtenden zugewandten Seite auf dem Boden zwischen ihren Beinen zum Liegen, verschwindet dann auf der dem Betrachtenden abgewandten Seite und kommt in der Mitte ihres Unterschenkels wieder zum Vorschein. Über ihrem Schienbein liegt noch ein Zipfel des Tuchs, der größte sichtbare Teil des Tuches liegt hinter ihrem rechten bein auf dem Boden und berührt fast den an der Hecke lehnenden Spiegel. Es könnte aus Seide sein, jedenfalls ist es ein leichter Stoff, der sich in viele Falten legt und bauscht.

Vor ihr und um den Spiegel herum liegen ein Kamm, eine Perlenkette, zwei Ringe, eine Hut- oder Kleidernadel und stehend, fast am Beckenrand  befindet sich noch ein gläsernes Gefäß mit Deckel, ähnlich einer Zuckerdose, dessen Inhalt nicht zu erkennen ist. Hinter ihr liegt ein rotes, reich mit goldfarbenen Borten verziertes Kleid, es schaut nur ein Teil des Kleides hervor, eventuell der Arm und Halsauschnitt. Es wirkt nicht wie ordentlich zusammen gefaltet, sondern eher wie ausgezogen und fallen gelassen. Die Frau wird von der Sonne beschienen und ist in der ansonsten eher dunkel gehaltenen Badeszene leuchtend hell gemalt und sticht dadurch besonders hervor. Dieser Hell-Dunkel Effekt wird auch Chiaroscuro- Effekt genannt.

Hinter der Rosenhecke verstecken sich zwei alte Männer, die die Frau beobachten. Einer, mit Glatze und weißem Vollbart, liegt im Bildvordergrund hinter der Hecke und schaut von vorne auf die Badende, der Kopf ragt mit der hell glänzenden Glatze dem Betrachtenden entgegen. Sein Blick ist auf das Wasser des Beckens gerichtet. Der andere mit weißem Kopf- und Barthaar steht in der hinteren Bildmitte am Ende der Hecke, nur leicht von dieser verborgen, im Halbprofil dem Betrachtenden zugewandt. Er hält sich an der Hecke fest um besser dahinter hervorschauen zu können. Beide Männer tragen rote Gewänder, es ist viel gewickelter Stoff zu erkennen, vielleicht handelt es sich um eine Art Mantel. Die Frau scheint nichts von der Anwesenheit der Beiden zu bemerken.

Außerhalb der Badeszene ist im Bildhintergrund eine parkähnliche Landschaft zu erkennen: Bäume, Säulen und ein kleiner Teich mit Enten sind in der Mitte des Hintergrundes zu sehen. Im linken Bildhintergrund steht ein Hirsch und noch weiter hinten sind ganz leicht gezeichnete Gebäude mit großen Steinstatuen an der Fassade erkennbar.

Das Bildmotiv stellt eine Szene aus der Bibel dar. Die Badende ist die Ehefrau eines reichen Mannes und wird von den beiden Alten in ihrem Garten beim Baden überrascht. Sie verlangen von ihr, dass sie sich ihnen hingibt. Über ihre Weigerung erbost, klagen sie sie des Ehebruchs an. Sie wird zum Tode verurteilt, in letzter Sekunde aber durch den Propheten Daniel errettet, der mit einer Einzelbefragung der beiden Alten aufdeckt, dass der Ehebruch nur erfunden war. Diese Geschichte hat Einfluss auf die Rechtsprechung und die getrennte Befragung von Zeugen genommen.

Das Thema wird in den verschiedensten Kunstformen bearbeitet.

Bildquelle: Google Arts Project

Text: Astrid Pruß

 

 

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Eingeordnet unter 100 Meisterwerke, schon beschrieben

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