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100 Meisterwerke: 19. „Stillleben mit rotem Selbstporträt“ von Maria Lassnig

Stillleben mit rotem Selbstportrait

Maria Lassnigs „Stillleben mit rotem Selbstporträt“ von 1969 ist ein Gemälde im Querformat, vermutlich mit Öl auf Leinwand gemalt. Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Werk, wie der Titel schon sagt, um ein konventionelles Stillleben: Von einem erhöhten Standpunkt aus fällt der Blick auf einen rechteckigen Tisch mit weißer Decke, der den zentralen Bildteil einnimmt. Der Tisch steht circa einem 20 Grad-Winkel schräg nach oben zu den Bildrändern. Das Tischtuch wirkt auf den ersten Blick weiß, tatsächlich ist es aber in sehr hellen Grün- und Blautönen gemalt, um Falten und Schattierungen darzustellen. Das Tuch hängt am unteren und am rechten Tischrand in unterschiedlicher Länge über den Tisch. Während drei akkurate, quere Bügelfalten harte Schatten werfen sind die Längsfalten leichter angedeutet.

Es befinden sich nur drei Gegenstände auf dem Tisch: In der Mitte steht eine suppentellerähnliche Schale mit gewelltem Rand. Passend zum Tischtuch ist die Schale weiß mit hellen grünen und blauen Schattierungen. In ihr befinden sich glänzende, dunkelblaue Früchte, die wie Kirschen aussehen. Die Früchte bedecken den Boden, sind aber nicht bis zum hohen Rand aufgeschichtet. Auf einer Linie links neben der Schale liegt ein sattroter Apfel, die Stielseite dem Tisch zugewandt. Oben ist die Blüte als kleine, schwarze Vertiefung angedeutet. Rechts oberhalb der Schale liegt ein zweiter Apfel nahe bei der rechten oberen Tischkante. Dieser Apfel ist gelb-orange und sein blattloser Stiel zeigt nach oben. Alle drei Gegenstände werfen relativ kurze, rundliche, blau-graue Schatten nach rechts auf das Tischtuch.

Von einem konventionellen Stillleben unterscheidet sich dieses Bild jedoch durch die beiden dünen, gebogenen, schwarzen Gestänge, die sich links und mittig an der unteren Längsseite des Tisches in die Platte bohren. An Ihrem unteren Ende halten die Stangen ein rotes, lippenförmiges Objekt, das sich in der linken Ecke und in der Mitte des unteren Bildrandes befindet. Die überdimensionalen, knallroten Lippen stehen in starkem Kontrast zum gedämpften, blaugrünen Rest des Bildes und wirken fehl am Platz. Ober –und Unterlippe erscheinen voll und weich und bilden einen geschwungenen Kussmund, der geschlossen ist. Ein Teil des rechten Unterlippenbogens sowie sein Ende sind am Bildrand abgeschnitten.

Die Gegenstände auf dem Tisch und die Lippen wirken plastisch, fast greifbar. Die Teile des Bildes, die weder vom Tisch noch von den roten Lippen eingenommen werden, sind grünlich-brauner Hintergrund. Ganz am Rand in der rechten oberen Ecke steht „M. Lassnig 1969“ in schwarzer Handschrift.

Bildquelle: 66.media.tumbler.com

Text: Stef

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100 Meisterwerke: 18. „Nighthawks“ von Edward Hopper

Nighthawks

„Nighthawks“ (dt. Nachtfalken, sinngemäß Nachtschwärmer), ist ein 1942 fertig gestelltes Gemälde des amerikanischen Malers Edward Hopper. Es handelt sich um ein farbiges Ölgemälde im Querformat mit den Maßen 84,1 mal 152,5 Zentimetern, auf dem eine spätabendliche Szene in einem amerikanischen Diner der 40er Jahre zu sehen ist. Dabei wird im Betrachtenden der Eindruck erweckt, dass sie oder er selbst auf der Straße steht und von außen in die Bar hineinschaut, in der die Anwesenden wie auf einer Bühne erleuchtet sitzen.

Hintergrund

Es ist sehr dunkel und es sind keine Menschen mehr auf der Straße unterwegs. Im linken Bildbereich ist ein mehrstöckiges Haus zu sehen. Im Erdgeschoss befindet sich ein Geschäft mit großen Schaufenstern, die mit dunkelgrünen Holzrahmen versehen sind. In der ersten Etage sind möglicherweise Wohnungen, bei denen die Rollos zum Teil heruntergelassen sind. Die Fassade ist rot. Von links oben fällt das Licht einer Laterne oder des Mondes auf das Haus.

Vor dem Haus befinden sich ein Gehweg und eine schmale Straße, die sich vom linken Bildbereich durch die Mitte des Bildes zieht. In der Mitte verläuft die Straße hinter einem weiteren Haus, das auf der anderen Seite der Straße steht. Auf dieses Haus fällt das Hauptaugenmerk. Es zieht sich vom rechten Bildrand, über die Mitte des Bildes hinaus kleiner werdend in das Bild hinein, sodass die Straße und das Haus mit der roten Fassade dahinter zum Teil verdeckt sind. Das Haus nimmt in etwa die rechten zwei Drittel des Bildes ein.

Das Diner

Bei diesem zweiten Haus handelt es sich um das Diner. Es ist ein spitzwinkliges Eckhaus mit so großen Fenstern, dass man sowohl von Innen als auch von Außen ungehindert sehen kann, was sich auf der anderen Seite der Scheibe befindet. Die Frontseite der Bar ist zu etwa zwei Dritteln von rechts zu sehen. Am linken Ende knickt das Haus nach rechts ab und liegt an der Straße, die dahinter entlangführt. Das Haus besteht nur aus einer Etage. Der untere und obere Hausrand sind mit einer grünen Holzverkleidung geschmückt. Oben auf dem Haus ist eine rote längliche Tafel angebracht. In gelb steht darauf: PHILLIES (eine zeitgenössige Zigarettenmarke). Links und rechts ist ebenfalls Schrift angebracht, die Worte sind aber nicht zu erkennen.

Im Diner befindet sich ein brauner, den Barbereich umlaufender, Holztresen, davor sind Hochstühle mit runden Sitzflächen aufgestellt. Anders als auf der dunklen Straße herrscht in der Bar ein grelles Kunstlicht,  dass durch die gelbe Wandfarbe noch verstärkt wird. Im Hintergrund rechts ist eine braune Tür mit einem kleinen viereckigen Sichtfenster, die vermutlich zu den Toiletten oder in die Küche führt. Die Raumausstattung ist minimalistisch und symmetrisch wodurch sie anonym und standardisiert wirkt. Hinten auf dem Tresen stehen zwei große zylindrische Getränkespender aus silbernem Metall mit Ablaufhähnen unten. Möglicherweise ist Kaffee darin.

Die Personen

Hinter dem Tresen steht ein Mann. Er trägt eine weiße, langärmlige Kochjacke, eine weiße Kochmütze in Form eines Schiffchens und darunter blondes kurzes Haar. Der Mann beugt sich leicht unter den Tresen, aber es ist nicht sichtbar was genau er mit seinen Händen macht. Er schaut nach oben aber es ist schwer zu erkennen, ob er aus dem Fenster schaut oder die Gäste ansieht, die vor dem Tresen sitzen.

Auf der anderen Seite des Tresens sitzt ein Mann und rechts neben ihm eine Frau. Er trägt ein dunkelblaues Jackett und darunter ein hellblaues Hemd mit einer dunklen Krawatte. Auf dem Kopf hat er einen grauen Hut mit einem schwarzen Hutband. Sein linker Arm ist hinter dem Tresen, mit dem rechten Unterarm stützt er sich auf den Tresen. Er hat eine Zigarette in der rechten Hand. Neben seiner Hand steht eine weiße Tasse.

Die Frau neben ihm trägt ein rotes Oberteil, dass ihre Schultern bedeckt, wahrscheinlich ist es ein Kleid. Sie hat welliges, orangerotes Haar und trägt roten Lippenstift. Ihre Augen sind dunkel geschminkt. Sie schaut auf etwas, das sie mit ihrer rechten Hand vor ihr Gesicht hält, es ist jedoch nicht zu erkennen was es ist. Ihr rechter Ellbogen und ihr linker Unterarm sind auf den Tresen gestützt. Rechts neben der Frau steht ebenfalls eine weiße Tasse.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden sich die rechte Hand des Mannes und die linke Hand der Frau berühren, doch dann erkennt man, dass ihre Hand hinter seiner liegt, in der er die Zigarette hält. Es lässt sich nicht sagen, ob sie sich kennen und ob sie eine Unterhaltung führen oder schweigen. Auch über ihre Gesichtsausdrücke lassen sich nur schwer Vermutungen anstellen.

Abseits der beiden sitzt ein zweiter Mann vor dem Tresen. Er ist mit dem Rücken zum Fenster gerichtet, sodass man ihn nur von hinten sieht. Der Mann trägt ebenfalls einen dunklen Anzug und einen grauen Hut mit schwarzem Hutband. Mit seinen Armen stützt er sich auf den Tresen aber es ist nicht zu erkennen, wie er seine Hände vor dem Oberkörper hält. Rechts neben ihm steht eine ebenfalls weiße Tasse. Alle abgebildeten Personen wirken isoliert und in Gedanken versunken.

Alles in allem drückt die Situation die Stille und Sprachlosigkeit aus, in der die abgebildeten Menschen sich verlieren. Das Gemälde ist nicht umsonst das bekannteste Werk Hoppers. Ihm ist es gelungen die Einsamkeit aufzuzeigen, die sich an einem Ort abspielt an dem die Menschen zusammenfinden und reden könnten.

Hopper begann die Arbeit am Bild im Dezember 1941 kurz vor dem Japanischen Angriff auf Pearl Harbor und nur wenige Tage vor dem Kriegseintritt der USA; einer Zeit die von allgemeiner Bestürzung, Kriegshysterie und Zukunftsangst geprägt war. Hopper stellt die Einsamkeit und Trostlosigkeit der Menschen gelungen in dieser Szene in einem typischen Amerikanischen 40er-Jahre Diner dar.

Das Originalgemälde befindet sich im Art Institute of Chicago. Es diente als Inspiration für ander Künstler in Literatur, Musik und Kunst.

Bildquelle: Wkimedia

Text: Anna Blankenburg

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100 Meisterwerke: 17. „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci

Mona Lisa

Das berühmte Portrait der Mona Lisa stammt von dem italienischen Maler Leonardo da Vinci, der auch Architekt, Bildhauer und Naturphilosoph war. Die Mona Lisa gehört zu den bekanntesten Gemälden der Welt. Es ist eines der größten Meisterwerke der Renaissance und wurde etwa 1503 von  da Vinci gezeichnet. Im Mittelpunkt des Portraits steht Mona Lisas Lächeln, das oft als geheimnisvoll bezeichnet wird. Seit 1804 ist das Gemälde im Louvre in Paris zusehen.

Da Vincis Werk beeinflusste die Welt der Kunst nachhaltig, da er neue Techniken und Stile in seine Werke einbezog, welche vor allem die italienische Portraitmalerei prägten. Das Bild ist 77 cm hoch sowie 53 cm breit und es ist auf dünnem Pappelholz mit Ölfarben gezeichnet.

Mona Lisa stellt das Zentrum des Bildes dar, sie sitzt auf einem Stuhl und im Hintergrund ist eine verschwommene Landschaft dargestellt. Ihr Alter ist schwer ein schätzbar, eventuell ist sie Mitte 30. Es wirkt als säße sie dem Maler direkt gegenüber, jedoch leicht nach links gedreht. Ihr kompletter Oberkörper, ungefähr bis zum Becken ist abgebildet. Sie schaut dabei direkt in seine Richtung und die Augen wirken als guckt sie ihn bewusst an. Ihre Ausstrahlung wirkt dabei markant, ruhend und selbstbewusst. Egal aus welchem Blickwinkel das Portrait betrachtet wird, sie schaut den Betrachtenden immer direkt an. So könnte der Eindruck gewonnen werden sie verfolgt einen mit ihren Augen.

Mona Lisa trägt einen Mittelscheitel und hat dunkelbraune schulterlange Haare, die sehr glatt, fast schon platt wirken. Zusätzlich liegt ein durchsichtiger, feiner Schleier auf ihrem Haar. Insgesamt wirkt ihr Gesicht eher rundlich. Sie hat eine breite Stirn und keine Augenbrauen. Dadurch kommen ihre dunklen Augen intensiver zur Geltung, trotzdem sind sie recht klein und schmal geformt. Die Augen sind mit leichten Tränensäcken untermalt. Ihre Wangen sind voll und sie hat eine gerade Nase mit einem recht lang gezogenen Nasenknochen. Ihre Lippen sind eher schmal geformt. Ihr Mund ist geschlossen und deutet ein Lächeln an, welches durch einen leichten Schatten an den Mundwinkeln deutlich wird. Dabei sind ihre Mundwinkel auf gleicher Höhe. Ihr Kinn ist im Gegensatz zu ihren Wangen schmal und leicht spitz geformt. Es wirft Schatten auf den Hals.

Ihre Kleidung ist in verschiedenen Naturtönen im Braunbereich gehalten und schlägt leichte Falten. Sie trägt ein Kleid, das den Ansatz ihres Dekolletees zum Vorschein bringt, und darüber einen Umhang oder Mantel, der offen ist und an den Ärmeln heller wirkt. Ihre linke Hand liegt auf einer hölzernen, braunen Lehne eines Stuhls, dadurch ist der Unterarm waagerecht dargestellt und die langen Finger der rechten Hand liegen auf der Linken.

Im Hintergrund ist eine Landschaft zuerkennen, die erst nach und nach richtig zur Geltung kommt. Dies ist vor allem dem geschuldet, dass sie verschwommen und leicht neblig dargestellt ist. Zusätzlich wirkt die Landschaft einerseits romantisch, andererseits aber auch unwirklich dargestellt. Die Landschaft zeichnet sich ungefähr ab Achselhöhe ab. Links von Mona Lisa führt ein geschlängelter Weg nach hinten in einen See. Auf der rechten Seite dagegen führt ein Fluss in den See, dort ist auch eine Brücke abgebildet. Der See ist nicht komplett zusehen, da er von Mona Lisas Kopf verdeckt wird. Um den See herum sind verschiedengroße Hügel und Berge gruppiert. Die Landschaft hebt sich farblich kaum von der Farbkomposition Mona Lisas ab und ist in braun tönen gehalten.

Model für das Gemälde war vermutlich die Florentinerin Lisa del Gioconda, wobei es auch andere Theorien gibt. Der italienische Originaltitel lautet „La Gioconda“ (dt. die Heitere). Die Bezeichnung Mona ist nicht Teil des Namens, sondern resultierte aus einem Schreibfehler von Monna, das Madonna oder Frau bedeutet, und daher zu Lisas Titel als Ehefrau gehört.

Bildquelle: Wikimedia

Text: Mandy Buchwalsky

 

 

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100 Meisterwerke: 13. „Großinquisitor“ von El Greco

Großinquisitor

Das 171 x 108 cm große Ölgemälde des Großinquisitors wurde um 1600 vermutlich im Spanischen Toledo geschaffen und befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York. El Grecos Signatur des Gemäldes findet sich auf dem zerknitterten Blatt auf dem Boden vor dem Großinquisitor.

Das hochformatige Gemälde zeigt den geistlichen Großinquisitor Kardinal Fernando Niño de Guevara. Er ist in seinen Sechzigern und von schlanker Statur. Der Kardinal sitzt zentral auf einem hölzernen, mit Schnörkeln verzierten Stuhl und nimmt den Großteil des Bildes ein. Sitzfläche und Lehne des Stuhles sind mit rotem Samt bezogen, der mit goldenen Nägeln befestigt ist.

Der Mann sitzt gerade mit leicht geöffneten Beinen auf dem Stuhl. Sein Blick ist aus der Perspektive des Betrachtenden in die rechte Bildmitte gerichtet. Die Arme liegen auf den Armlehnen. Seine rechte Hand hängt locker am Ende der Armlehne hinunter und seine linke Hand wirkt etwas verkrampft an die Lehne geklammert. Er trägt an jeder Hand jeweils zwei prunkvolle Ringe, je am Ringfinger und am Zeigefinger. Seine Hände sehen sehr knochig und dünn aus. Sie sind faltig, blass und von Adern durchzogen.

Der Kardinal trägt hellbraune, geschlossene Lederschuhe, von denen nur die Spitzen zu sehen sind. Des Weiteren ist er mit einem langen, rosa-roten Kardinalsgewand bekleidet. Das Gewand sieht aus wie ein Kleid; unten weit ausladend und oben ist es eine Art Umhang, der bis zur Hüfte reicht. Dieser Umhang ist mit einer geraden Knopfleiste in der gleichen Farbe bis zum Kinn hinauf geschlossen. An den Handgelenken, am Kragen und in der Mitte, wo das Gewand auseinander fällt, blitzt ein gefälteltes Untergewand hervor. Dieses ist gelb-weiß mit schwarzen Schattierungen und an den Rändern mit Spitze versehen.

Auf dem Kopf trägt er eine Kardinalsmütze im Farbton des Obergewandes. Die Form der Mütze erinnert leicht an einen steifen Turban, aber sie ist nicht gewickelt. In der Mitte, sowie rechts und links stehen die Außenkanten etwas eckig ab. Der höchste Punkt der Mütze befindet sich in der Mitte, von wo aus eine Naht senkrecht zum unteren Rand verläuft.

Das schmale Gesicht wirkt müde und erschöpft. Er trägt einen grauen Vollbart, der vorne an der Spitze weiß meliert ist. Er hat schmale, geschlossene Lippen und eine ebenfalls schmale, lange Nase mit einem Huckel. Der Inquisitor trägt eine runde, schwarz umrahmte Brille. Er hat eine hohe, mit Denkfalten versehene Stirn, große, dunkle Augen und dunkle, buschige Augenbrauen, die etwas über dem Brillengestell hervor schauen. Der Kardinal hat große, schmale Ohren und kurze Haare an den Schläfen.

Vor seinen Füßen liegt ein rechteckiges Blatt Papier, an dem die rechte untere Ecke leicht geknickt ist und es scheint schon einmal gefaltet gewesen zu sein. Es sieht bemalt oder beschrieben aus. Die Signatur des Malers, die sich darauf befindet ist nicht zu erkennen. Der Hintergrund ist ungefähr mittig zweigeteilt. Links hinter dem Stuhl steht ein dunkler, rustikaler Holzschrank und rechts scheint die Wand mit gemusterter Goldtapete bedeckt zu sein. Der Boden ist mit hellgrauen und rötlichen und schwarzen Marmorfliesen versehen.

Insgesamt wirkt das Bild ernst und trostlos. Der Kardinal hat einen leeren Blick und wirkt durch die verkrampfte Handhaltung sehr angespannt. Seine Kleidung und der Hintergrund lassen ihn reich und mächtig erscheinen. Wenn man weiß, dass die Spanischen Inquisitoren viele Menschen hinrichten ließen, wirkt sein Gesicht kalt und grausam. Ohne das Kardinalsgewand wäre es eher ein Portrait eines Politikers als das eines Geistlichen.

Das Gemälde diente Stefan Andres als Grundlage für seine 1936 erschienene Novelle „El Greco malt den Großinquisitor“, ein fiktionaler Text der sich mit dem Machtverhältnis von Kirche und Staat, sowie der individuellen Religiosität des Malers befasst.

Text: Jenny Kraus 

Bildquelle: Wikimedia

 

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100 Meisterwerke: 12. „Betende alte Frau“ von Rembrandt

Betende alte Frau

Das Gemälde „Betende Alte Frau“ des Niederländischen Barockmalers Rembrandt Van Rijn wird auch „Rembrandts Mutter betend“ genannt. Das hochformatige Bild mit den Maßen 15,5 x 12,2 cm wurde in Öl auf Kupfer gemalt. Heute ist es in der Residenzgalerie in Salzburg ausgestellt. Insgesamt ist das Gemälde in dunklen Farben gehalten und strahlt Ruhe aus.

Abgebildet ist der Oberkörper einer alten Frau mit zum Gebet gefalteten Händen. Sie wendet dem Betrachtenden ihre linke Seite zu. Es scheint, als würde sie in die linke untere Ecke des Bildes schauen. Die Frau trägt einen Pelzumhang  und ein rotes Kopftuch. Das Tuch ist so weit, dass es sich an den Seiten wölbt wie eine Kapuze und am Hinterkopf ein Zipfel zu sehen ist. Es ist bis in die Hälfte der Stirn gezogen, so dass kein Haaransatz erkennbar ist. Nur an der der dem Betrachtenden zugewandten Seite sind wenige, sehr dünne, längere, grau-weiße Haare zu sehen. Es scheint als ob die Frau von oben beleuchtet wird, da nur der obere Teil des Kopftuches in kräftigem rot erstrahlt; an dieser Stelle sind auch die Pinselstriche deutlich erkennbar. Weiter unten hingegen wirkt der Stoff dunkler.

Das Gesicht leuchtet beige-gelb und ist komplett mit vielen, kleinen Falten überseht. Die Frau scheint Mitte-Ende neunzig zu sein. Da Ihr Blick nach unten gerichtet ist, hat sie ihre Augen nur einen kleinen Spalt breit geöffnet. Augenbrauen sind nicht zu erkennen. Ihre Augenlieder sind breit und lassen mandelförmige Augen erahnen. Die Nase ist gerade und lang. Ihr Mund ist leicht geöffnet und gibt den Blick auf zwei einzelne, faulige Zähne im Unterkiefer frei. Die Oberlippe ist sehr schmal und die Unterlippe gleichmäßig breit und etwas spröde. Ihr Kinn ist rund und kurz. Da ihr Kopf nach unten geneigt ist, bildet sich ein Doppelkinn, welches einen Schatten auf den gelben Schal wirft. Dieser Schal wurde vorne einmal übereinander geschlagen und scheint aus grober Wolle zu sein. Der Schal ist oben gelb-braun vermischt und wird dann dunkelrot.

Durch den voluminösen Umhang ist die Gestalt der alten Frau nicht zu erkennen. Der schwarze Umhang geht nahtlos in den ebenfalls schwarzen Hintergrund über. Nur der Kopf samt Tuch, der Schal und die Hände stechen hervor. Die Hände der alten Frau berühren sich leicht auf Brusthöhe zum Beten. Die Hände ragen bis zum Handgelenk aus dem Umhang heraus. Gut sehen kann man aufgrund der Position der Frau nur ihre linke Hand. Von ihrer rechten Hand ist nur ein Stück Handfläche und Handballen zu sehen. Die gut sichtbare Hand ist mit tieferen Falten überzogen. Die Haut wirkt dünn und fast durchscheinend. Sie hat relativ kurze breite Finger mit kurzen Fingernägeln.Das Bild wird im Ganzen von unten nach oben etwas heller. Es wirkt fast so als werd die alte Frau von oben angeleuchtet. Die Szene wirkt sehr friedlich. Die alte Frau scheint tief ins Gebet versunken zu sein.

Text: Jenny Kraus

Bildquelle: Wikimedia

 

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100 Meisterwerke: 11. „Die Dame auf dem Pferd“ von Alfred Kubin

Die Dame auf dem Pferd

Das Gemälde von Alfred Kubin mit dem Titel „Die Dame auf dem Pferd“ ist um 1900 entstanden. Es ist heute in der Neuen Galerie New York ausgestellt und hat die Maße 39.7 × 31 cm. Das hochformatige Bild ist in Schwarz-weiß Tönen gehalten. Es zeigt ein Schaukelpferd mit scharfen „Sensen“ als Wippe. Unter den Sensen liegen zertrümmerte Menschenteile verstreut. Auf dem Pferd sitzt eine Reiterin.

Das stolze, weiße Pferd nimmt fast das ganze Bild ein. Es ist dünn und muskulös. Das Tier hat seine spitzen Ohren aufgestellt, die Nüstern weit aufgebläht und die Zähne aufeinander gebissen. Es wirkt als ob es in Angriffsstimmung ist. Die Beine, die auf den Enden der beiden Kufen stehen, sind durchgestreckt. Es trägt ein einfaches, dünnes Zaumgeschirr.

Die Reiterin sitzt im Damensitz auf dem Pferd. Ihre Beine hängen auf der dem Betrachtenden zugedrehten Seite des Pferdes herab. Sie trägt ein schwarzes, langes Kleid, welches ihren gesamten Körper bedeckt. Das Kleid hat lange Ärmel, ist oben sehr eng anliegend und wird nach unten weiter, so dass es den hinteren Teile des Pferdes komplett bedeckt. Der rechte Arm der Frau ist gerade nach vorne ausgestreckt, mit der rechten Hand hält sie die Zügel. Den linken Arm hat sie im rechten Winkel auf ihren linken Oberschenkel gestützt. In der linken Hand hält sie eine Reitgerte, die nach hinten zeigend aus dem Bild hinaus ragt.

Die Dame trägt dunkle Handschuhe und einen hohen, schwarzen Zylinder. Sie hat schwarze Haare, die zum Knoten gebunden sind. Ihren Blick richtet sie über ihre linke Schulter zum rechten Bildrand hin. Ihr Blick wirkt kalt und ernst. Das Gesicht ist weiß-grau und bildet einen starken Kontrast zu ihrer schwarzen Kleidung. Die Frau hat ein spitzes Kinn, einen langen Hals, eine längliche Nase und einen hervorstehenden Kiefer.  Sie ist sehr schlank und es sieht aus als träge sie eine Korsage unter ihrem Kleid, die ihre steife Haltung zusätzlich verstärkt.

Unter den sensenartigen Wippen, auf denen das Pferd steht, liegen graue menschliche Körperteile, hauptsächlich Arme und Beine, die quer über den Boden verstreut sind. Der Bildhintergrund ist aufgeteilt in ein Viertel Boden und der Rest Wand. Der Boden ist grau und die Wand ist schwarz. Um den Oberkörper der Frau und das Pferd herum erscheint der Hintergrund etwas heller.

Insgesamt wirkt das Bild auf mich aggressiv, brutal, düster und mächtig. Als wolle der Maler eine autoritäre Gräfin darstellen, die ihre Gegner oder Untertanen ohne Rücksicht und Erbarmen buchstäblich zermalmt.

Text: Jenny Kraus

Bildquelle: Brooklynrail.org

 

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