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100 Meisterwerke: 35. „Bocksay – Ter“ von André Kertész

Bocksay – Ter

Das Original der Fotographie  „Bocksay – Ter“ von André Kertész entstand 1914 im trockenen Gelatineverfahren in Verbindung mit Silbernitrat. Die späteren Abzüge wurden einfach nachgedruckt, bzw. kopiert. Das Bild hat die Maße 18,9 x 24,6 cm und ist damit fast Quadratisch.

Das Foto zeigt von der rechten Seite bis etwas über die Bildmitte ragend, ein großes Haus mit einem Krüppelwalmdach mit Tonziegeln. Der Blick der betrachtenden Person fällt genau auf die verputzte Giebelseite mit den zwei sehr niedrig sitzenden Sprossenfenstern. Auf diese Hauswand ist eine starke und helle Lichtquelle gerichtet, die von schräg rechts und oben zu kommen scheint. Der Rest des Bildes ist eher düster.

Nahe der Hauswand, ebenso von der rechten Seite komment geht eine vermutlich männliche Person mit leicht nach vorne geneigtem Kopf und Körper. Die Person trägt einen langen dunklen Mantel, einen Melonen-Hut, eine dunkle Hose und dunkle Schuhe. Der satt schwarze Schatten der Person, wird durch die starke Lichtquelle vor ihr an die Hauswand geworfen, wodurch es wirkt als verschmelzen beide miteinander.  Die Ränder des Schattens sind scharf gezeichnet. Auf den ersten Blick wirkt es, als ständen dort zwei schwarz umrissene Personen in der selben Pose hintereinander.

Ein weiterer Schatten reicht von der linken Hausecke aus, mit einer trennscharfen Schattenkante in die linke, leicht nach oben gehende Linie im Bild. Die Hausecke unten hat einen Kantenstein.  Etwa in Kopfhöhe, an der linken Seite der Wand, befindet sich ein Schild. Ein weiteres Schild befindet sich am oberen Ende der Hauswand, direkt unter der linken Traufe des Krüppelwalms auf der Giebelseite.

Im unteren Drittel des Bildes ist sehr deutlich eine Bordsteinkante aus handbearbeiteten Steinen zu sehen. Sie beginnt in der rechten unteren Bildecke und zieht sich wie der Schatten der Hausecke leicht nach oben links. Etwa bei einem Meter Überstand über die Hausecke hinweg, macht der Bordstein einen Knick und verläuft ab da parallel zur linken, nicht sichtbaren Hauswand in die Tiefe des Bildes. Die Straße ist ebenfalls mit Steinen gepflastert, der Gehweg vermutlich aus Sand oder Schotter. Ein beträchtlicher Teil des Sands oder des Schotters verteilt sich aber auch auf der Straße. Die hell erleuchtete Hauswand ist von unten her dreckig, vielleicht sogar feucht oder nass.

In der linken oberen Hälfte des Bildes zeichnen sich nur schemenhafte Gegenstände ab. So kann man die Konturen des Schornsteins, von anderen Gebäuden und eines Baumes sehen. Das Bild wirkt insgesamt sehr düster, sogar ein wenig gruselig und geisterhaft.

Bildquelle: Artnet.com

Text: Jolin Hölzel

 

 

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100 Meisterwerke: 31.“Le phénomène de l’extase“ von George Brassaï

Das Phänomen der Extase

George Brassaï (ursprünglich Gyula Halász) gab sich selber den Namen Brassaï was „der aus Brassó stammende“ bedeutet. Er wanderte 1924 von Ungarn nach Frankreich aus und fotografierte dort vorwiegend das Pariser Nachtleben. Er widmete sich somit vor allem der damals noch schwierigeren Fotografie bei Nacht und spielte in seinen Bildern mit Licht und Schatten. Auch auf dem hier beschriebenen Foto „Le phénomène de l’extase“ (dt. „Das Phänomen der Ekstase“) lässt sich das Spiel mit Licht und Schatten deutlich erkennen.

Es handelt sich um eine schwarz – weiß Fotografie aus dem Jahr 1933 und zeigt eine junge Frau um die Mitte bis Ende Zwanzig, die auf einem Bett liegt. Es ist im Querformat aufgenommen und die Frau befindet sich direkt im Mittelpunkt des Bildes.

Das Bett füllt fast das ganze Bild aus, nur auf der linken Seite ist die Bettkante zu erkennen. Das Kopfende des Bettes scheint aus Holz zu sein, ist jedoch aufgrund des unscharfen Hintergrundes nicht klar erkenntlich. Die Frau liegt auf dem Rücken. Ihr Kopf befindet sich auf der linken oberen Seite der Matratze und ihr Oberkörper verläuft quer durch das Bild bis zum rechten Bildrand. Das Bild ist von leicht oben aufgenommen, als würde der Fotograf mit ihr auf dem Bett sitzen und sich leicht über sie beugen um sie zu fotografieren. In der linken oberen Ecke befindet sich eine Lichtquelle, ob es sich um eine Lampe oder ein Fenster handelt ist nicht klar erkennbar. Das Licht scheint auf die obere Bettkante und auf das Gesicht der Frau

Auffällig sind die Haltung der Frau sowie ihr Gesichtsausdruck. Ihr Kopf ist leicht nach rechts geneigt und liegt auf ihrer rechten Schulter. Ihre Augen sind geschlossen und die Augenbrauen sind schmal, dunkel und in einem perfekten Bogen geformt. Ihr schmaler Mund ist leicht geöffnet so dass ihre oberen Zähne zu sehen sind. Ihre Zähne sind gerade, groß und stechen durch ihr strahlendes Weiß besonders hervor. Ihre etwa bis zur Schulter langen, dunklen Haare liegen auf dem Bett und fallen an der linken Bettkante hinunter. Obwohl sie im Bett liegt und ihre Augen geschlossen sind wirkt die Frau keineswegs als würde sie schlafen, sie sieht aus als würde sie sich vollkommen einem Genuss oder einer Fantasie hingeben und als wäre sie regelrecht in Ekstase.

Sie trägt ein dunkles, kurzärmliges Kleid, bei dem der Ärmel der linken Schulter verrutscht ist und ein weißer BH-Träger zum Vorschein kommt. Ihre Arme liegen eng an ihrem Körper. Ihr Körper ist jedoch nur bis ungefähr auf Höhe ihrer Hüften auf dem Bild zuerkennen und wird auf der rechten Seite auch immer dunkler. Nur das weiße, leicht zerschlissene Laken hebt sich von dem dunklen Körper ab.

Insgesamt wirkt das Foto auf mich sehr anziehend und erotisch. Es erweckt eine sinnliche und private Atmosphäre. Auch das Spiel mit Licht und Schatten ist Brassaï auf dem Foto sehr gut gelungen und verstärkt die mystische Stimmung auf dem Bild, da für den/die Betrachtenden nicht klar zu erkennen ist wieso die Frau auf dem Bett liegt und warum sie in Ekstase ist.

Bildquelle: Pinterest

Text: Clara Hoffmann

 

 

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Fotogalerie zur Ausstellung „Die Schönheit der Blinden“ auf der Pariser Fashion Week

BRAILLEDESIGN „La Beauté des Aveugles“ diesen September auf der Fashion Week in Paris.

Fotos: Karsten Hein

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100 Meisterwerke: 29. „Tina on the Azotea“ von Edward Weston

Tina on the Azotea

Die Fotografie „Tina on the Azotea“ stammt aus der Bilderreihe „ Mexico“ des Amerikanischen Fotografen Edward Weston. Weston war bekannt für seine Kunstfotografien in schwarz-weiß. Auch das hier beschriebene Bild aus dem Jahre 1924 mit den Originalmaßen 14,4 x 23,5 cm ist schwarz-weiß. Abgebildet ist Westons damalige Geliebte Tina Modotti, die bei ihm das Handwerk der Fotografie erlernte sowie für ihn Model stand und aus dem Spanischen übersetzte.

Auf dem Foto ist eine nackte  Frau, etwa Anfang bis mitte zwanzig, in Rückenlage zu sehen. Ihr Kopf befindet sich in der unteren, linken Bildecke und ist nur zu einem dreiviertel abgebildet; der Scheitel ist nicht mehr mit auf dem Bild. Ihr Körper liegt fast  diagonal im Bild und endet kurz unterhalb der rechten, oberen Ecke. Die Beine sind nicht ganz im Bild zu sehen, sie enden kurz über den Knien. Die Frau hat den Kopf nach rechts, in Richtung Kamera geneigt und die Augen geschlossen. Ihr Gesichtsausdruck wirkt ruhig aber ernst. Man könnte auch meinen sie schläft. Sie hat lange gerade, schmale Brauen. Ihr Gesicht ist oval und sie hat volle Lippen. Ihre Stupsnase ist weder klein noch groß.

Tina hat dunkle Haare und trägt einen kurzen Pony, ihre restlichen Haare enden knapp unter ihren Ohren. Sie hat eine schlanke Figur und volle Brüste. Den rechten Arm hat sie angewinkelt, als würde sie ihn in ihre Seite stemmen, Die Hand verschwindet aber hinter dem Rücken. Ihr linker Arm ist nicht zu sehen und liegt wahrscheinlich ebenfalls unter ihrem Rücken. Durch die Erhöhung die sich durch ihre Hände beziehungsweise den linken Arm ergibt, drückt Tina ihren Brustkorb etwas in die Höhe. Dadurch treten ihre unteren Rippen leicht hervor. Die Beine hat sie ausgestreckt, wobei ihr rechtes Bein etwas angehoben zu sein scheint. Ihre Haut wirkt hell und ihre Schambehaarung ist dunkel. Das Licht scheint von oben auf ihren schönen Körper zu fallen, sodass Schatten an Rippenbögen, Beckenknochen, Bauch und Oberschenkeln entstehen.

Sie liegt auf einem hellen Steinboden bestehend aus etwa zwanzig x zwanzig Zentimeter großen Quadraten. Nicht alle Fugen sind zu erkennen und es sind ein paar dunklere Flecken auf dem nicht einheitlich hellen Boden zu sehen.

Bildquelle: articulosparapensar.wordpress.com

Text: Jana-Marie Schmidkunz-Gereke

 

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100 Meisterwerke: 24. „Untitled #96“ von Cindy Sherman

Untitled #96 whatculture.com

Cindy Sherman ist eine US-amerikanische Künstlerin und Fotografin. Sie ist vor allem für ihre Fotoserien bekannt, in denen sie sich konzeptuell mit Fragen der Identität, Rollenbildern, Körperlichkeit und Sexualität beschäftigt. Bei dem Foto Untitled #96 handelt es sich um ein Selbstportrait aus dem Jahre 1981. Zu dieser Zeit war die Künstlerin 25 Jahre alt.

Das Foto ist im Querformat aufgenommen und hauptsächlich in harmonisierenden Orangetönen gehalten. Es zeigt ein junges Mädchen mit androgynen Gesichtszügen, das verführerisch in Rückenlage auf einem Fußboden aus braunen oder terrakotta-farbenen Mosaikfliesen liegt. Diese Fließen sind kleine Quadrate und Rechtecke, die scheinbar wahllos aneinander gelegt wurden. Sonst ist vom Fußboden nicht viel zu sehen, da dass Mädchen aus sehr naher Distanz von oben fotografiert wurde. Aus diesem Grund ist auch nicht ihr ganzer Körper auf dem Bild zu sehen. Der / die Betrachtende schaut aus einer Art Draufsicht auf sie herab. Das Mädchen liegt diagonal. Ihr Kopf befindet sich in der rechten oberen Ecke und ihre Beine, bis zur Hälfte der Oberschenkel, in der linken unteren Ecke des Bildes. Der Körper ist durch die Bildränder an allen Seiten abgeschnitten. Das Mädchen hat eine schlanke und eher knabenhafte Figur. Eventuelle kurvenreichere Körperformen sind  durch die locker sitzende Kleidung nicht zu erkennen.

Ihr Kopf ist mit Beginn der Stirn zu sehen. Sie trägt dunkelblonde Haare, die zur Hälfte ihre Ohren bedecken. Der Pony liegt mit einigen Fransen auf der Stirn. Ihr Gesicht ist leicht errötet und ihr Blick geht nach rechts weg vom Fotografierenden, in Richtung der oberen Kante des Bildes. Sie wirkt verträumt. Ihr Mund ist leicht geöffnet, so dass der / die Betrachtende die oberen Schneidezähne erkennen kann. Die Oberlippe ist im Vergleich zur vollen Unterlippe eher schmal. Ihr Gesichtsausdruck wirkt sehr sinnlich. Ihr Gesicht ist oval und zeichnet sich durch weiche Formen aus. Die Augen sind mandelförmig und die Augenbrauen liegen halbrund über den Augen. Die Farbe der Augen ist nicht eindeutig zu erkennen. Die Nase des Mädchens ist gerade. Sie ist ungeschminkt und ihre Haut ist leicht gebräunt.

Am Oberkörper trägt sie einen braunorangefarbenen Pullover, dessen Ärmel sehr sorgfältig bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt sind. Der Pullover reicht ihr bis zum Becken und wirkt nach innen umgeschlagen. Er liegt über dem Rock. Mit der rechten Hand umklammert sie einen zerknüllten Zeitungsausschnitt, auf dem nichts Genaueres zu erkennen ist. Der rechte Arm ist ausgestreckt und die Hand liegt in etwa auf der Höhe ihres Beckenknochens. Den linken Arm hat sie nach oben angewinkelt, so dass ihre linke Hand mit der Handfläche nach oben  neben ihrem Kopf auf Höhe ihres Ohrs liegt. Die Finger sind leicht zur Faust geballt, aber nicht angespannt. Der Ellenbogen ist aufgrund der Bildbegrenzung nicht zu sehen. Ihre Fingernägel sind rot lackiert.

Zu dem orangefarbenen Pullover trägt sie einen weiten,  mit mittelgroßem Blockkaro gleichmäßig orange und weiß karierten – vermutlich knielangen – Rock, der den Großteil ihrer Oberschenkel bedeckt.  Das Orange ist der Farbe des Pullovers sehr ähnlich und geht auch eher in die Richtung eines braunorange. Der breite Rocksaum ist unten über den Schenkeln teilweise hochgeschlagen. Ihre Beine hat das Mädchen angewinkelt nach links fallen lassen; Ihr Oberkörper liegt komplett auf dem Fußboden und ab dem Becken hat sie ihren Körper mit angewinkelten Beinen nach links gedreht. Allerdings sind die Beine aufgrund der Bildbegrenzung nur bis zur Mitte des Oberschenkels zu sehen und es ist nicht zu erkennen, ob sie übereinander liegen. Das Mädchen trägt keine Strumpfhosen.

In der linken oberen Ecke ist noch ein kleiner Teil der linken Ferse mit einem Stück Schuhsohle zu sehen. Die Schuhe sind aus weißem Stoff und haben flache Sohlen. Sie enden unter dem Knöchel. Das schmutzige Weiß lässt vermuten, dass die Schuhe nicht mehr neu sind.

Insgesamt sieht das Bild eher gestellt aus. Es wirkt, als wenn das Mädchen posiert und sich bemüht, dabei verführerisch auszusehen.

Bildquelle: whatsculture.com

Text: Antje Köhn

 

 

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100 Meisterwerke: 20. “The Red Ceiling“ von William Eggleston

The Red Ceiling

Bei „The Red Ceiling“ (dt. „Die rote Decke“) handelt es sich um eine Fotografie im Querformat mit den Massen 35,2 mal 55,1 cm. Das Foto ist auch unter dem Namen „Greenwood, Mississippi, 1973“ bekannt, nach dem Ort und dem Jahr, an dem es aufgenommen wurde. Eggleston wählte oft mondäne Alltagsszenen und Gegenstände als Motive, die auf den ersten Blick nicht weiter bemerkenswert scheinen.

Für dieses Werk fotografierte Eggleston eine einzelne Raumecke bestehend aus der Zimmerdecke, die zwei Drittel der Bildfläche einnimmt, sowie den oberen Teile der angrenzenden beiden Wände, die das übrige Bilddrittel ausfüllen. Sowohl die Wände als auch die Decke sind blutrot gestrichen. In der Mitte der Decke hängt eine goldene Lampenfassung in die eine nackte Glühbirne  eingeschraubt ist. Aus der Fassung baumelt eine kurze weiße Kette bis zum Ende der ausgeschalteten Glühbirne. Über der Lampenfassung an der Decke spiegelt sich ein Licht, eventuell das des Kamerablitzes. Von der Lampenfassung ausgehend verlaufen drei weiße Kabel an der Decke. Das linke Kabel verläuft zur oberen linken Bildecke, das rechte Kabel zur oberen rechten Bildecke und das dritte untere Kabel verläuft im 45 Grad-Winkel zum rechten Bildrand, wo es auf einen länglichen, weiß-schwarzen Gegenstand trifft, der ganz oben an der Wand unter der Decke angebracht ist. Es könnte sich um eine ausziehbare Leinwand handeln.

Unter der Leinwand ist an der Wand ein Bild angebracht, von dem drei rot umrandete Tafeln sichtbar sind, die piktogramm-artig Figuren in verschiedenen Sexstellungen zeigen. Auf der linken Tafel befinden sich rote Schrift und eine rote Figur mit langen Haaren und eine blaue Figur. Auf der mittleren Tafel ist die Schrift grün und die Figuren sind gelb und blau. Auf der rechten Tafel ist die Schrift gelb und beide Figuren sind blau. Der Rest des Plakats ist an den Bildrändern abgeschnitten.

Ungefähr auf der Höhe, auf der das Plakat hängt, befindet sich in der linken Wand ein schwarzer Rahmen einer Tür oder eines Fensters. Darüber hängt am Übergang von Wand zu Decke eine schwarze Leiste.

Bildquelle: Wikimedia

Text: Stef

 

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