Archiv der Kategorie: 100 Meisterwerke

100 Meisterwerke (70): Arnold Böcklin: Die Toteninsel

von 1883, Berlin – Alte Nationalgalerie

Das Gemälde ist ein farbiges Ölbild im breiten Querformat. In feinen klaren Umrissen sehen wir fast realistisch ein Naturbild. Am oberen Bildrand zieht sich ein wild bewegter Wolkenhimmel mit hellen verwischten Wolken quer über das ganze Bild. Im Zentrum darunter drei Viertel des Bildes einnehmend eine Felseninsel mit glatter Wasseroberfläche ringsum. Es sind regelrecht senkrechte Felswände, die massiv ein Halbrund bilden. Der obere Rand ist wenig gezackt, ein wenig grüner Bewuche wächst von der Rückseite herunter. Rechts davon ein einzelner Felsen, rund und schlank, der sich nur zwei Drittel so hoch an das Felsmassiv anzulehnen scheint. Die Felsen haben eine helle Sandfarbe mit blauen und rosa Schattierungen. In den Ritzen sind rötliche Auswaschungen zu sehen, in der Nähe der Wasseroberfläche wachsen grüne Algen. In der Mitte des Halbkreises steht eine Gruppe hochgewachsener schlanker Zypressen eng beieinander. So dicht, dass kein Licht dazwischen dringt.

Die Felsen sind nicht naturbelassen, sondern von Menschen gestaltet. Links und rechts in den senkrechten Wänden gibt es zwei Reihen mit acht sichtbaren rechteckigen Öffnungen wie Türen mit einem Türsturz darüber. Ein Zugang oder eine Treppe ist zwar nicht sichtbar, allerdings ist der Felsen in Höhe der oberen Reihe mit Mauerwerk eingefasst. Ebenso gemauert ist in der Mitte unter den Zypressen eine querlaufende niedrige helle Mauer und mittig eine Treppenöffnung, die direkt zur Wasserkante führt. Links und rechts von diesem Hafenrund gibt es halbhohe Felsen, die die Öffnung etwas verengen. Etwas links von der Mitte dieser Einfahrt befindet sich ein schwarzes Ruderboot mit einem umlaufenden dunkelblauen Streifen. In dem Boot zwei stehende menschliche Figuren, die wir von hinten sehen: hinten im Boot eine Person, die so zierliche Ruder bedient, dass diese fast nicht sichtbar sind. Nur das helle Funkeln des Lichts auf dem aufgewühlten Wasser ist zu sehen. Vorn im Boot eine Person, ganz in weißen Stoff gehüllt, auch der leicht gesenkte Kopf. Wie bei einer Staue laufen die Umrisse von den Schultern schmal nach unten zusammen. Vorn im Boot quer und eckig liegt eine Kiste, die komplett mit einem weissen Tuch bedeckt ist. Auf dem Tuch liegen sorgsam in Halbkreisen drapierte Blumenkränze. Das Boot steuert direkt auf die Treppe der Insel zu. In der glatten Wasseroberfläche unter dem Boot spiegeln sich die weisse Figur und die weisse Kiste. Nach unten zum Bildrand spiegelt sich die ganze Felseninsel. Das Wasser und der Himmel verschmelzen links und rechts von der Insel in blauem Nebel, eine Horizontlinie ist nur hellblau angedeutet.

beschrieben von Katrin Heidorn

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100 Meisterwerke (69): Bildnis des Dr. Gachet

Farbiges Gemälde eines an einem Tisch sitzenden Mannes. Kopf auf die Hand gestützt, auf dem Tisch Bücher und Blumen.
Portrait des Doktor Gachet. Ölgemälde von Vincent van Gogh aus dem Jahr 1890. 68 x 57cm. 1. Fassung.

Ein Gemälde im Hochformat. Das Portrait eines an einem Tisch sitzenden Mannes füllt das Bild, vom runden Tisch am unteren Bildrand ist nur ein Stück zu sehen. Im linken oberen Viertel das Gesicht des Doktors, uns zugewandt mit weicher heller Schirmmütze auf den kurzen, feuerroten Haaren. Der Mund ist geschlossen und von einem hellen kurzen Bart auf Oberlippe und Kinn umrahmt. Die Mundwinkel zeigen abwärts, das alterslose Gesicht ist zerfurcht von beige und grün gemalten Stirn- und Wangenfalten. Der Blick geht ins Leere, seine rechte Wange ist auf die rechte Faust gestützt. Der so leicht seitwärts geneigte Oberkörper ist bekleidet mit einem dunklen Jackett mit drei hellgrünen Knöpfen. Am rechten Bildrand, leicht abgeschnitten, der angewinkelte linke Arm des Mannes. Die kräftige Hand liegt flach auf der Tischkante mit der orange-gemusterten Tischdecke. Am mittleren unteren Bildrand ein Wasserglas mit zwei blühenden Zweigen einer bläulichen Wiesenblume, sehr wahrscheinlich Fingerhut. Links neben dem Glas auf dem Tisch zwei aufeinanderliegende gelbe Bücher. Hinter dem Mann ein Hintergrund aus drei verschieden grau-blauen Flächen mit türkisfarbenen Strichakzenten. Die Flächen sind durch geschwungene Linien wie ein hügeliger Horiziont getrennt.

Die kräftigen Farben sind vor allem das dunkle Grau des Jacketts und das helle Gelb der Haut, Mütze und Bücher sowie das Orange der Tischdecke und Haarbüschel neben der Mütze. Das ganze Gemälde durchziehen ausserdem grüne Akzente. Sie beleben als waagrecht und schräg laufende kürzere Pinselstriche den Hintergrund und das Jackett der Person. Aber auch die aufgerissenen traurigen blaugrauen Augen haben hellgrüne Augenringe unter den hochgezogenen Brauen. Das Grün findet sich wieder in den Blättern der Blume und dem Muster der Tischdecke. Keine Fläche ist nur einfarbig, alles ist durchzogen mit den für van Gogh typischen kurzen kräftigen Pinselstrichen, die die Flächen miteinander verbinden und überall Farbakzente hinterlassen. Die Fläche des Ölbildes erhält dabei eine an Flechtwerk erinnernde Struktur. Die Linien, die die Flächen umranden, sind kräftig gezogen, aber so geschwungen, dass keine Waagerechte oder Senkrechte entsteht.

Beschrieben von Katrin Heidorn

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100 Meisterwerke (68): Pieter de Hooch – Der Hinterhof

Hier eine weitere Bildbeschreibung von Schülern der 9b der Hebelschule:

Pieter de Hooch, Der Hinterhof, Öl auf Leinwand, 60 x 74 cm, 1658

Das Bild heißt „Der Hinterhof“ und wurde von Pieter de Hooch gemalt. Es entstand im Jahre 1658 in London, und hängt heute in der National Gallery.
Das Bild ist eher in Gelb- und Brauntönen gehalten.

Im Mittelpunkt sieht man eine Dame. Sie trägt eine weiße Bluse, einen hellblauen knöchellangen Rock und darüber einen dunklen Umhang. Auf dem Kopf trägt sie eine weiße Kappe. Ihre Schuhe sind braun. In der rechten Hand hält sie einen Teller. In der anderen hält sie die Hand eines Kindes. Die beiden schauen sich in die Augen. Sie gehen gerade ein paar Stufen herunter. Rechts von ihnen am Bildrand, ist eine Backsteinmauer, sie sieht sehr alt aus, und in ihr ist ein Fenster. In der rechten Ecke sieht man vorne einen Holzeimer und einen Besen. Der Besen liegt in einem hellgrünem Gestrüb. Auf der linken Seite sieht man eine Art Tunnel, in dem eine Frau, mit rotem Rock und schwarzer Haube steht. Der Tunnel ist kurz und schmal.Über dem Tunnel sieht man ein Schild und ein kleines Guckfenster und davor einen Drahtzaun. Der Himmel rechts oben ist hellblau, mit einer großen Wolke. Unter dem Himmel, sieht viel durcheinander gewachsenes Gestrüb. Es ist gelblich.

Im Großen und Ganzen sieht das Bild sehr friedlich aber auch sehr alt aus.

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100 Meisterwerke (67): Jackson Pollock, Number 33

Da ich von dem Bild keine gemeinfreie Darstellung im Internet gefunden habe, hier der Link:

https://bombmagazine.org/articles/1985/01/01/number-33/

Ein abstraktes Gemälde in Schwarz und Weiß. Auf einem hellgrauen Untergrund breitet sich ein schwarzes Gewirr aus Linien und Klecksen aus. Darüber legen sich weiße Schlieren einer zähflüssiger wirkenden Farbe. 

Das schwarze Liniennetz ist in der Bildmitte sehr dicht, so dass es eine Fläche ergibt, zu den Bildrändern hin dünnt es sich aus. Man erkennt die einzelnen dünnen und weniger dünnen Linien. Die Linien verlaufen kreuz und quer in alle Richtungen. Sie sind zumeist gerade, nicht gekrümmt, wie Farbspritzer. 

Darüber die weißen Linien sind hingegen geschwungen, manche bilden Schleifen, manche verlaufen fast parallel zueinander, auch sie von unterschiedlicher Stärke. Die Kleckse wirken wie Verdickungen. 

Wenn wir abstrakte Bilder beschreiben, merken wir, wie uns dafür die Worte fehlen. Unsere Sprache ist eminent gegenständlich. Aber auch gegenständliche Bilder, sogar Fotografien, haben einen malerischen Aspekt. Wie grob oder fein, scharf oder unscharf sie sind, wie ihre Farbigkeit beschaffen ist oder wie kontrastreich ihr Schwarzweiß ist, trägt zur Wirkung des Bildes bei. Den abgebildeten Gegenstand können wir bis ins Detail beschreiben, aber wenn wir es dabei belassen, behalten wir den blinden Lesern die Wirkung und damit wahrscheinlich die Bedeutung des Bildes vor.

In der Beschreibung oben habe ich versucht, Wörter zu vermeiden, die gegenständliche Assoziationen hervorrufen, Assoziationen von Gegenständen, die ja nicht im Bild sind. Daher habe ich mich auf die Materialität der Farben verlegt oder jedenfalls dessen, was ich davon auf der zweidimensionalen Abbildung sehe. Das erscheint mir in diesem Fall eine gute Lösung zu sein, da Jackson Pollock die Materialität des Bildes durch die sichtbaren Überlagerungen von Farben sichtbar unterschiedlicher Konsistenz selbst betont.

Worüber ich sonst schreiben kann, ist die Wirkung des Bildes auf mich. Dies jedoch in einer Sprache zu tun, die im Leser keine gegenständlichen Assoziationen hervorruft, ist kaum möglich. 

Es kann sein, dass Jackson Pollock es auch nicht wünschenswert gefunden hätte. Er hat dem Bild nur eine Nummer, keinen Titel gegeben, wissend, dass die Vorstellung des Betrachters sich daran wie an den sprichwörtlichen rettenden Strohhalm klammern würde. Er malte in einem Trance ähnlichen Zustand ohne Pinsel, indem er vornüber gebeugt die Farbe auf den am Boden liegenden Malgrund tropfte und spritzte. Es kann daher sein, dass er sich wünschte, dass der Betrachter das Bild auch sozusagen begriffslos betrachtet, ebenfalls wie in einer Trance. Reines Schauen. Dieses ist jedoch per definitionem nicht in Worte zu fassen.

Dies vorausgeschickt, versuche ich, dem blinden Leser meine Assoziationen zu beschreiben. Als Leser dieses Blogs wissen Sie, dass das, was ich sehe, ohnehin nicht identisch ist mit dem, was ein anderer in dem Bild sieht. Umso mehr aber bei einem abstrakten Bild. Linien und Kleckse, wie gesagt.    

Das erste, woran mich das schwarze Liniengewirr erinnerte, war ein Gestrüpp. Und da die dünnen Farbspritzer teilweise von den etwas stärkeren abzuzweigen scheinen, ein Dornengestrüpp. Dann fiel mir auf, dass es sich von der flächigen Mitte aus in alle vier Richtungen ausdünnt, wie eine Luftaufnahme einer Stadt mit Ausfallstraßen und Vororten, dachte ich.  

Die weißen Linien darüber sind viel weicher, wie organische Verzierungen, schwungvolle Ranken und Schlingen, die sich über die Stadt legen. Im linken Teil des Bildes bilden sie ahnungsweise eine Form – oben zwei Auswölbungen, links und rechts, in der Mitte eine Vertiefung, von den Auswölbungen aus zwei nach innen geschwungene, nach unten auf einander zulaufende Linien, die sich jedoch nicht berühren, da sie über den Bildrand hinausgehen, so dass die Form unten eine Öffnung behält. Die Form war tatsächlich das erste, was mir an dem Bild ins Auge fiel, das ungefähr Gegenständlichste eben, und schlagen Sie mich, aber mein erster Gedanke war: wie die schematische Darstellung eines Muttermunds. Ohje, und mit diesem Bild im Kopf lasse ich Sie nun zurück:-)

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100 Meisterwerke: 66. „Der Kuss“ von Gustav Klimt

Der Kuss

Gustav Klimt‘s „Der Kuss“ ist ein Ölgemälde im Jugendstil auf einer Leinwand in der Größe 180cm x 180cm. Es entstand 1908/1909 in Klimt‘s „Goldener Periode“ und steht heute im Belvedere Museum in Wien.[1]  Der Hintergrund des Bildes ist in einem bräunlich-gräulichem Ton gehalten, der von ganz kleinen gelben Punkten durchsäht ist und an einigen Stellen dunklere Schattierungen aufweist.

Auf dem Bild ist ein umschlungenes Liebespaar auf einer Blumenwiese zu sehen. Die Blumenwiese beginnt auf der linken Seite des Bildes und verläuft schräg nach rechts oben, wo sie bei etwa drei viertel der Bildbreite abschließt und mit einer leichten Welle zum unteren Bildrand verläuft. Auf der linken Seite nimmt die Blumenwiese ungefähr ein Viertel der Gesamthöhe des Bildes ein und nach dem Abschluss der Steigung dann ein Drittel der Gesamthöhe. Die Blumenwiese besteht aus vielen blauen, gelben und lilafarbenen Blumen, wobei die lilafarbenen Blumen größer sind als die anderen. Bei ihnen könnte es sich um Tulpen handeln und bei den anderen um Stiefmütterchen, was durch die ungenaue Zeichnung allerdings nicht so leicht zu beurteilen ist. Vereinzelt sind auch rot-bräunliche Tupfer zu sehen.

Die verschiedenen Grüntöne der Stiele und Blätter dominieren die Blumenwiese auf der linken Seite. Mittig dominieren die Blüten, vor allem die lilafarbenen, die in diesem Bereich der Wiese nicht nur in geschlossener Form zu sehen sind, wie auf der linken Hälfte der Wiese, sondern hauptsächlich in offener Form mit einem gelben Blütenstempel und einem schwarzen Punkt darin. Die rechte Seite der Wiese ist übersäht von gelbgoldenen Schlieren, die aus dem Gewand des Liebespaares bzw. nur aus dem Teil der Frau herabfallen und sich in Form von ganz vielen kleinen gelbgoldenen Dreiecken an dünnen Schnüren über diesen Teil der Wiese legen.

Das Liebespaar steht bzw. hockt mittig im Bild auf der Blumenwiese. Links ist der Mann zu sehen, der dem Anschein nach steht. Sein Teil des Umhangs geht bis hinunter zur Wiese und bedeckt, vom Hals ab, seinen kompletten Körper, einschließlich der Füße. Er hat auf dem gelbgoldenen Untergrund diverse Rechtecke in verschiedenen Farben und Größen. Es handelt sich dabei um weiße Rechtecke mit schwarzer Umrandung, schwarze Rechtecke mit weißer Umrandung, graue, schwarze, weiße und braune Rechtecke mit und ohne Umrandung. Außerdem unterscheiden sie sich in ihrer Länge und Breite. Von kleinen schmalen Rechtecken bis hin zu großen breiten Rechtecken ist alles dabei. Hinzu kommen winzige Quadrate in den selben Farbmustern und ein paar ganz kleine weiße Kreise mit schwarzen oder grauen Punkten darin. Dabei liegen stets zwei oder drei dieser Kreise senkrecht übereinander.

Der Mann hält die Frau fest umschlungen mit beiden Händen um ihren Hals und Kopf. Von ihm sind fast ausschließlich sein langer breiter Hals und der Hinterkopf zu erkennen. Seine Haare bedecken die Ohren und reichen fast bis zum unteren Teil des Gesichts. Sie sind schwarz und gewellt mit ein paar grünen Blättern darauf. Bei näherem Hinsehen könnte es sich um einen Haarkranz handeln. Sein Gesicht ist kaum zu erkennen. Lediglich sein rechtes Profil ist angedeutet dargestellt. Sichtbar sind eine dunkle breite Augenbraue und eine relativ groß wirkende Nase. Die Wange wirkt eingezogen, so wirkt es trotz der nicht sichtbaren Lippen, als würde er die Frau auf die Wange küssen.

Der Kopf der frau liegt im rechten Winkel auf ihrem Hals auf, angelehnt auf ihre linke Schulter. Ihr rechter Arm greift um den Hals des Mannes, ihr linker Arm ist angewinkelt nach oben und umgreift mit der Hand die rechte Hand des Mannes. Der Mann berührt mit seiner rechten Hand die linke Wange der Frau und umgreift ihren Kopf mit der linken Hand, so dass seine Fingerspitzen neben ihrem linken Auge liegen. Durch seinen Kuss bedeckt er einen kleinen Teil der rechten Gesichtshälfte der Frau. Der Rest ihres Gesichts ist deutlich zu erkennen. Ihre Augen sind geschlossen. Es wirkt, als hätte sie leicht bläulichen Lidschatten aufgetragen. Es könnte aber auch sein, dass lediglich die Adern bläulich durch die dünne Haut durchschimmern, da die Frau viel blassere Haut hat als der Mann und ihre Nasenpartie auch leicht bläulich erscheint. Ansonsten hat sie eine gerade Nase, rote Wangen und geschlossene rote Lippen. Ihre Augenbrauen sind weder breit noch schmal. Sie sind bogenförmig und in einem dunkleren Braunton als ihr Haar. Dieses ist rotbraun und voluminös, allerdings in der Struktur schwer zu erkennen. Es sieht aus, als hätte sie einen durchgehend breiten Kranz um, der in der unteren Hälfte aus blauen und weißen Blüten mit kleinen grünen Blättern besteht und in der oberen Hälfte, gleich geformt, aus ihrem Haar, wobei in dem Haar vereinzelt auch die gleichen Blumen zu sehen sind.

Das Gewand der Frau ist verschmolzen mit dem Gewand des Mannes. Auf ihrer Hälfte sind jedoch weniger eckige Muster zu sehen, sondern mehr kreisförmige. Bis auf wenige kleine Quadrate im Oberarmbereich und winzige Fünfecke im Rumpfbereich, besteht der Hauptteil der Musterung aus verschiedenfarbigen Kreisen in unterschiedlichen Zusammenstellungen. Die Silhouette der Frau zeichnet sich trotz des einteilig wirkenden Gewandes ab. In diesem Bereich sind einzelne Kreise zu sehen, die mit einer dünnen blauen Umrandung den gelbgoldfarbigen Stoff umschließen und in ihrer Mitte einen braunen Punkt tragen. Des Weiteren sind vereinzelt weiße Kreise mit ebenfalls dünner blauer Umrandung zu sehen, die verschieden groß sind und mal einen kleinen grünen Punkt in sich tragen, mal einen größeren oder auch mal ausschließlich weiß sind. Am auffälligsten sind jedoch die insgesamt sieben bunten großen Kreise, die teilweise ganz, teilweise aber auch nur zum Teil abgebildet sind und aus vielen kleinen Kreisen bestehen. Bei zwei Kreisen überwiegt eindeutig der rote Farbton, bei den restlichen eher die blaue und grüne Farbe. Die einzelnen kleinen Kreise haben alle eine farbige Umrandung mit einem andersfarbigen Kern, wobei ungefähr die Hälfte der Kreise noch einen schwarzen Punkt in sich trägt. Die Farben Weiß, Gelb, Hellrot, Dunkelrot, Rosa, Lila, Grün und Blau wurden bei den Kreisen unterschiedlich kombiniert.

Der Teil des Gewandes der Frau, der nicht ihre Silhouette umgibt, sondern darüber hinausgeht, besteht ebenfalls aus runden Formen. In diesem Bereich sind es verschieden große Kreise, die mehrere Ringe in sich tragen, alle dünn gezeichnet, so dass die Kreise insgesamt einfarbig wirken, nämlich gelbgolden, in der Farbe des restlichen Gewandes. Die einzigen Farbakzente werden durch die zum Teil größeren und zum Teil kleineren Punkte im Inneren der Kreise gesetzt. Diese sind hauptsächlich rot, aber auch weiß und grau.

Im Gegensatz zum Mann, bei dem lediglich der Hals, der Kopf und die Hände nicht vom Gewand bedeckt sind, gibt es bei der Frau weitere sichtbare Hautpartien. Es handelt sich dabei um ihr linkes Schulterblatt, ein großer Teil des linken Ober- und Unterarms sowie ihre Unterschenkel und ihre Füße, die aus dem Gewand hervorgucken und durch ihre auf den Knien hockende Position, über den Rand der Blumenwiese hinausgehen.

Bildquelle: wikipedia.de

Text: Esther Khiveh

[1] https://www.wien.info/de/sightseeing/museen-ausstellungen/top/belvedere 23.04.2017 19:33

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100 Meisterwerke: 65. „Das Jüngste Gericht“ von Wassily Kandinsky

Das jüngste Gericht

„Das jüngste Gericht“ von Kandinsky ist ein Gemälde mit den Maßen von 30cm x 50 cm und wurde 1910 fertig gestellt. Es ist hochkant ausgerichtet und leuchtet in kräftigen Farben. Auf den ersten Blick wirkt dieses Werk eher wie eine Farbmischplatte eines Künstlers als ein abgeschlossenes Werk. Kandinsky hat hier einige dutzend verschiedener Farben verwendet. Die obere Bildhälfte wirkt insgesamt wärmer und freundlicher als die untere. Das kommt vor allem daher, dass er dort mehr warme Farbtöne verwendet hat, vor allem Gelb- und Rottöne.

Mit etwas Phantasie und ruhigem Blick erkennt man aber doch deutlich herausgearbeitete Motive und eine Art Landschaftsmotiv, das sich über das gesamte Werk erstreckt. In der rechten, oberen Ecke hat Kandinsky ein Gesicht im Profil gezeichnet, wenn auch abstrakt. Man erkennt nur ein riesiges Auge, mit einer tiefschwarzen und eher leblos wirkenden Pupille. Das Profil der Nase ist ebenfalls erkennbar. Anstelle des Mundes formt sich hier aber eine Trompete, die das Gesicht auch mit einem Arm, dessen Ursprung außerhalb des Bildbereiches liegt, hält. Die Trompete entspricht nicht der gewöhnlichen Form, ist jedoch in sattem goldgelb gehalten und wurde am Trompetenende noch mit einer Art rotem Haken versehen. Als Musikinstrument ist es nur zu erkennen, weil sich das Mundstück an der Stelle des Gesichts oben rechts befindet, wo der Mund sein sollte.

Das Gesicht hat darüber hinaus rote Bäckchen, vermutlich aufgrund der Anstrengung beim Spielen des Instruments. Von der Stirn abgehend sind leuchtend rote, kräftige Linien zu sehen, die an eine symbolische Darstellung einer Sonne erinnern, deren Lichtstrahlen die Erde treffen.  Ein hellblauer Fleck in der Ecke deutet auf einen blauen Himmel hin.

Insgesamt ist das Werk sehr unübersichtlich und wirkt unsauber gearbeitet. Alle Farben scheinen willkürlich verwendet worden zu sein, da überall nur wenig mit einer Farbe, aber mit vielen Farben allgemein gearbeitet wurde. Eine klare Kontur hat, beziehungsweise ein deutlich erkennbares Objekt ist, ein verzerrtes Rechteck in der oberen Bildmitte. Es sieht aus wie ein Haus auf einem Hügel, nur eben ohne Dach und allem was ein Haus ausmacht. Der Hügel auf dem das Haus steht, ist in einem sehr dunklen Rot gemalt. Mit schwarz intensiviert Kandinsky diesen Eindruck noch.

Das Haus hat ein rotes, ausgemaltes Viereck im ersten Quadranten des „Gebäudes“ und an Stelle des Dachs ragen dünne Zylinder aus dem Gebäude. Die Zylinder wirken zusammen mit dem Rechteck wie ein Gefäß für Pinsel und Stifte. Einer der „Pinsel“ ist allerdings wie ein Bumerang geschwungen. Die goldene Trompete teilt das Bild in zwei sichtbar unterschiedliche Bereiche. Alles unterhalb der Trompete macht einen eher düsteren Eindruck. Verstärkt wird dieses Empfinden dadurch, dass Kandinsky dort eine Person im Profil gezeichnet hat, die fast zwei drittel in der Größe misst und im Profil dargestellt wurde. Die Person hat ein geschlossenes Auge, an dem ein dunkelgrüner Punkt direkt unterhalb des Lids liegt und an eine Träne erinnert. Die Haare sind streng nach hinten gemalt worden, als würde ein kräftiger Wind von vorn in das Gesicht blasen. Der Kopf ist leicht gesenkt und die Person wirkt traurig. Die Geschlechtsidentität der Person ist nicht auszumachen, da sie auch statt gewöhnlicher Kleidung eine Art Nachthemd trägt. Das Nachthemd ist im oberen und unteren Bereich hauptsächlich mit Weiß ausgearbeitet worden, wohingegen der Bauchbereich mit Grau und vier fast parallel verlaufenden, horizontalen Strichen gelber und grauer Farbe gemalt wurde.

Nach langer Betrachtung erscheint die Person zu knien und sie hält sich die Ohren zu, mit ihren dünne, langen Fingern, die ebenfalls kreidebleich sind. Die vier Parallelen könnten eine Andeutung von Rippen sein. Unterhalb des Rumpfes ist an der Rückseite der Person noch eine starke, schwarz konturierte Ausbeulung zu sehen, die an ein Gesäß erinnert. Die Proportionen des Körpers stimmen an keiner Stelle mit denen eines normalen Menschen überein. Die Person ist sehr in die Länge gezogen und der Oberkörper ist im Verhältnis zum Unterkörper dreimal so groß. Die Beine bilden den unteren, rechten Bildrand des Bildes. Parallel zur Ausbeulung auf Gesäßhöhe sind vier dicke, kurze Linien gezeichnet worden. Die erste in einem kräftigen Gelb, die weiteren in Rot. Direkt oberhalb dieser Linien ist eine weitere, rote Linie zu erkennen, welche parallel zum Rücken verläuft und doppelt so lang ist, wie die Linien darunter.

Aus dem Mund der Person kommt eine Art weißer Wolke, die an eine Sprechblase erinnert. Um diesen Fleck herum wurde mit viel dunklem Grün und Blau gearbeitet, wenngleich sich auch zwei weitere weiße Flecken anschließen, die in der Mitte zwei gelbe Flecken haben. Zusammengenommen sieht es aus, als wären es zwei Spiegeleier, die ineinander verlaufen. Unterhalb der Eier sind ungenaue Farbverläufe zu sehen. An dieser Stelle wurde auch bewusst mit dunkleren Tönen gearbeitet, auch wenn es ein absolutes Chaos zu sein scheint. Es gibt hier rote, blaue, grüne, violette, schwarze und rosa Flecken. Die gemalte Person wirkt, als suche und brauche sie dringend Ruhe. Das Gesicht mit der Trompete bläst allerdings mit voller Kraft.

Bildquelle: Wikipedia.de

Text: Max Scheller

Anmerkung der Redaktion: Hier ist durch eine Verwechslung ein anderes Bild beschrieben worden. Zu finden ist das hier beschriebene „Jüngste Gericht“ von Kandinsky unter folgendem Link: https://www.kandinskywassily.de/werk-469.php

Die Kompostion 5 hat laut Wikipedia von Kandinsky ebenfalls den Untertitel „Das jüngste Gericht“ erhalten, daher die Verwirrung. Wir entschuldigen uns.

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