Archiv der Kategorie: 100 Meisterwerke

100 Meisterwerke: 17. „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci

Mona Lisa

Das berühmte Portrait der Mona Lisa stammt von dem italienischen Maler Leonardo da Vinci, der auch Architekt, Bildhauer und Naturphilosoph war. Die Mona Lisa gehört zu den bekanntesten Gemälden der Welt. Es ist eines der größten Meisterwerke der Renaissance und wurde etwa 1503 von  da Vinci gezeichnet. Im Mittelpunkt des Portraits steht Mona Lisas Lächeln, das oft als geheimnisvoll bezeichnet wird. Seit 1804 ist das Gemälde im Louvre in Paris zusehen.

Da Vincis Werk beeinflusste die Welt der Kunst nachhaltig, da er neue Techniken und Stile in seine Werke einbezog, welche vor allem die italienische Portraitmalerei prägten. Das Bild ist 77 cm hoch sowie 53 cm breit und es ist auf dünnem Pappelholz mit Ölfarben gezeichnet.

Mona Lisa stellt das Zentrum des Bildes dar, sie sitzt auf einem Stuhl und im Hintergrund ist eine verschwommene Landschaft dargestellt. Ihr Alter ist schwer ein schätzbar, eventuell ist sie Mitte 30. Es wirkt als säße sie dem Maler direkt gegenüber, jedoch leicht nach links gedreht. Ihr kompletter Oberkörper, ungefähr bis zum Becken ist abgebildet. Sie schaut dabei direkt in seine Richtung und die Augen wirken als guckt sie ihn bewusst an. Ihre Ausstrahlung wirkt dabei markant, ruhend und selbstbewusst. Egal aus welchem Blickwinkel das Portrait betrachtet wird, sie schaut den Betrachtenden immer direkt an. So könnte der Eindruck gewonnen werden sie verfolgt einen mit ihren Augen.

Mona Lisa trägt einen Mittelscheitel und hat dunkelbraune schulterlange Haare, die sehr glatt, fast schon platt wirken. Zusätzlich liegt ein durchsichtiger, feiner Schleier auf ihrem Haar. Insgesamt wirkt ihr Gesicht eher rundlich. Sie hat eine breite Stirn und keine Augenbrauen. Dadurch kommen ihre dunklen Augen intensiver zur Geltung, trotzdem sind sie recht klein und schmal geformt. Die Augen sind mit leichten Tränensäcken untermalt. Ihre Wangen sind voll und sie hat eine gerade Nase mit einem recht lang gezogenen Nasenknochen. Ihre Lippen sind eher schmal geformt. Ihr Mund ist geschlossen und deutet ein Lächeln an, welches durch einen leichten Schatten an den Mundwinkeln deutlich wird. Dabei sind ihre Mundwinkel auf gleicher Höhe. Ihr Kinn ist im Gegensatz zu ihren Wangen schmal und leicht spitz geformt. Es wirft Schatten auf den Hals.

Ihre Kleidung ist in verschiedenen Naturtönen im Braunbereich gehalten und schlägt leichte Falten. Sie trägt ein Kleid, das den Ansatz ihres Dekolletees zum Vorschein bringt, und darüber einen Umhang oder Mantel, der offen ist und an den Ärmeln heller wirkt. Ihre linke Hand liegt auf einer hölzernen, braunen Lehne eines Stuhls, dadurch ist der Unterarm waagerecht dargestellt und die langen Finger der rechten Hand liegen auf der Linken.

Im Hintergrund ist eine Landschaft zuerkennen, die erst nach und nach richtig zur Geltung kommt. Dies ist vor allem dem geschuldet, dass sie verschwommen und leicht neblig dargestellt ist. Zusätzlich wirkt die Landschaft einerseits romantisch, andererseits aber auch unwirklich dargestellt. Die Landschaft zeichnet sich ungefähr ab Achselhöhe ab. Links von Mona Lisa führt ein geschlängelter Weg nach hinten in einen See. Auf der rechten Seite dagegen führt ein Fluss in den See, dort ist auch eine Brücke abgebildet. Der See ist nicht komplett zusehen, da er von Mona Lisas Kopf verdeckt wird. Um den See herum sind verschiedengroße Hügel und Berge gruppiert. Die Landschaft hebt sich farblich kaum von der Farbkomposition Mona Lisas ab und ist in braun tönen gehalten.

Model für das Gemälde war vermutlich die Florentinerin Lisa del Gioconda, wobei es auch andere Theorien gibt. Der italienische Originaltitel lautet „La Gioconda“ (dt. die Heitere). Die Bezeichnung Mona ist nicht Teil des Namens, sondern resultierte aus einem Schreibfehler von Monna, das Madonna oder Frau bedeutet, und daher zu Lisas Titel als Ehefrau gehört.

Bildquelle: Wikimedia

Text: Mandy Buchwalsky

 

 

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100 Meisterwerke: 16. „Untitled #21“ von Cindy Sherman

Untitled 21

Das schwarz-weiß Foto wirkt auf den ersten Blick wie eine Situation aus einem Film der 60er Jahre: Eine junge Frau mit starrem Blick, adrett gekleidet, aus der Froschperspektive fotografiert; im Hintergrund Hochhäuser, möglicherweise New York. Welcher Film könnte das sein?

Schnell wird jeder Filmliebhaber feststellen, dass er diese Schauspielerin noch nie in Filmen gesehen hat, denn es ist Cindy Sherman, die Fotografin selbst, die für ihr Foto Modell steht. Das Foto ist Teil einer Serie, der Sherman den Namen „Untitled Film Stills“ (1977-1980) gab. Auf jedem Foto inszeniert sie sich als Schauspielerin in fiktiven Filmszenen.

Untitled #21 ist eine schwarz-weiß Fotografie im Querformat. Im Mittelpunkt ist Cindy Sherman selbst zu sehen. Ihr Körper ist von oberhalb der Brust an aus der Froschperspektive fotografiert. Dadurch sieht der Betrachter die Frau von schräg unten. Ihr Körper ist nach rechts gewendet, während ihr Kopf, aus ihrer Perspektive betrachtet, nach links gerichtet ist.

Sie trägt einen dunklen Blazer und darunter eine weiße Bluse, deren Kragen auf dem Blazer liegt. Auf dem Kopf trägt sie einen hellen Hut mit einer kurzen eingeschlagenen Krempe. Der Hut ist vorn in der Mitte mit einer schwarzen Schleife geschmückt, die aber aufgrund der Perspektive kaum zu sehen ist. Unter dem Hut schauen ihre Ohren und die kurzen blonden gewellten Haare heraus. Sie hat ein schmales feines Gesicht, einen kleinen Mund und eine schmale Nase. Cindy ist schätzungsweise um die 25 bis 30 Jahre alt.

Ihr Gesicht ist geschminkt. Sie trägt Lipgloss, hat Rouge auf den Wangen und ihre dichten Augenbrauen sind fein gezupft und mit einem Stift nachgezogen. Ihre Augen sind schwarz umrandet und dunkel geschminkt. Sie schaut nach links. Ihr Gesichtsausdruck wirkt einerseits leicht verunsichert aber andererseits auch genervt oder gestresst, als wenn sie sich in der Großstadt nicht zurechtfinden würde, oder zu viele Eindrücke auf sie einströmen. Ihr Mund ist leicht geöffnet, sodass sie fast schon einen trotzigen Ausdruck bekommt.

Zwar sind keine Straßen und keine Menschen im Hintergrund zu sehen aber die zwei Hochhäuser, die rechts und links hinter der Frau aufragen, erwecken den Eindruck, dass das Foto in der Innenstadt aufgenommen wurde. Dadurch bekommt man den Eindruck, dass es sich um eine gewöhnliche Alltagssituation in den Straßen einer Großstadt handelt. Von den Hochhäusern ist weder das untere und nur vom linken Hochhaus das obere Ende zu sehen. Auf den beiden Hochhäusern liegt ein Schatten, wahrscheinlich von umstehenden Hochhäusern. Daraus lässt sich schließen, dass das Foto entweder vormittags oder nachmittags zum Sonnenauf- oder -untergang geschossen wurde. Im unteren linken Bildrand ist nur sehr unscharf die Krone eines Laubbaums zu erkennen.

Das Foto könnte auch der Beginn eines Hitchcock-Films der 60er Jahre sein, in dem eine junge Frau das erste Mal in der Großstadt ist und sich den Gefahren, die ihr bevorstehen nicht im Geringsten bewusst ist. Alles in allem ist das Foto sehr gelungen und lässt den Betrachter rätseln, welche Geschichte dahinter stecken könnte.

Bildquelle: tristonrobinson.wordpress.com

Text: Anna Blankenburg

 

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100 Meisterwerke: 15. „Rush Hour“ von Joel Sternfeld

Foto aus der Rush Hour serie

Der amerikanische Fotograf Joel Sternfeld ist für seine künstlerischen Farbfotografien bekannt und prägte den Begriff „New Color Photography“.  Die Serie „Rush Hour“ gehört zu seinen Frühwerken. Hier fotografierte er zwischen 1973 und 1976 verschiedene Szenen aus dem Amerikanischen Alltag. „Rush Hour“ besteht aus 32 mit Blitzlicht aufgenommenen Bildern, die Amerika positiv darstellen. Die Serie soll die vorangegangene, dunkle Zeit der siebziger Jahre, die durch den Vietnamkrieg, den Rücktritt Nixons und die wirtschaftliche Depression geprägt waren, erhellen. Im Folgenden wird eine Kontrastreiche Fotografie aus der Serie beschrieben.

Im Mittelpunkt des Bildes ist eine jung wirkende Frau zu sehen. Sie steht mit dem Rücken zum Fotografen und befindet sich leicht links in der Bildmitte. Sie wartet vermutlich an einer Ampel, ihr Körper ist bis zu den Hüften auf dem Bild zu sehen, über ihrem Kopf ist noch ein kleines Stück Himmel sichtbar. Sie schaut leicht nach rechts, auf den Straßenverkehr, sodass ihr rechtes Profil fast komplett zu erkennen ist. Der Mund ist allerdings nur zu erahnen.

Die schlanke Frau trägt ein leuchtend hellgrünes Kleid. Das Kleid hat einen Kragen und die Ärmel bedecken gerade die Schultern. Um die Taille hat sie einen Gürtel oder ein Band in der gleichen Farbe des Kleides, doppelt gewickelt. Das Kleid ist wahrscheinlich aus leichter Baumwolle. Wie weit es reicht ist nicht zu sehen, da der Bildausschnitt nur bis zur Hüfte reicht.

Ihre Arme sind beide angewinkelt, vermutlich trägt sie etwas in Bauchhöhe vor dem Körper oder sie hält die leeren Hände nah beieinander. Ihre Haare sind dunkelblond und enden kurz über ihren Schultern. Die Spitzen wellen sich leicht und ihr weht eine leichte Brise entgegen. Am Rücken ihres Kleides befindet sich ein kaum sichtbarer, durchgehender Reißverschluss.

Rechts neben der Frau ist ein gelbes Taxi zu sehen, dass gerade die Straße entlang fährt an der sie wartet. Die Spitze des Taxis verschwindet hinter ihrem Körper und das Heck ist nicht mit auf dem Bild, es endet mittig der hinteren Tür. Auf dem Dach des Taxis befindet sich ein blaues Schild mit einer weißen, zweizeiligen Aufschrift. Das obere Wort beginnt mit „S“ ist aber nicht weiter lesbar, weil das ganze Taxi durch die Bewegung der Fahrt unscharf ist. In der zweiten Zeile steht Gilbey’s Gin und rechts daneben ist eine eckige Ginflasche mit rotem Etikett abgebildet. Der Fahrer des Taxis ist ebenfalls unscharf. Er trägt etwas weißes und hat den Arm angewinkelt ins geöffnete Fenster gelegt.

Zwischen der Frau und dem Taxi ist ein runder Gullideckel mit einem Metallrand auf der Straße zu sehen. Hinter dem Taxi sind die Fassade und die Ecke eines modernen Hauses bis zum zweiten Stockwerk erkennbar. Das Haus besteht aus grauen Backsteinen und bodentiefen Fenstern, von denen einige weiße Rollos haben.

Die Frau steht an einer Straßenecke, denn zu ihrer linken schaut man in eine Straßenschlucht. Man sieht auch die Fassade des modernen Hauses auf der anderen Seite der Ecke und die Fassade des gegenüberliegenden Hauses und der Häuser dahinter, viel tiefer in der Straßenschlucht. Diese Häuser sind ebenso für diese Zeit modern und aus Beton gebaut. Noch weiter hinten sieht man, angrenzend an die beschriebenen Häuser, die Silhouette eines Hochhauses, das oben aus dem Bild hinausragt und nicht mehr ganz zu sehen ist. Es ist so weit weg, das es aussieht als wäre es von Nebel oder Dunst umgeben.

Hinter dem Taxi muss eine weitere Straßenspur sein, vermutlich ist es eine Einbahnstraße da es keinen Gegenverkehr gibt. Von dieser weiteren Spur biegen gerade zwei Autos in die Straßenschlucht ab; ein weiteres Taxi und dahinter sieht man nur die Spitze eines weißen Autos. Der Rest dieses Autos verschwindet hinter der Frau.

Dort wo die beiden Autos abbiegen überquert ein vermutlich älterer Mann gerade die Straße. Er trägt ein helles Hemd und eine beige, lange Hose. Es ist nur ein kleines Stück grauer Himmel über dem Kopf der Frau zu sehen. Das Stück Himmel ist rechts und links eingerahmt von den Häusern und unten vom Kopf der Frau. In der Straßenschlucht sieht man in großer Entfernung noch mehr Menschen, wie viele und genauere Details sind nicht zu erkennen. Auf den Straßen, die die junge Frau und der ältere Mann überqueren sind weiße Linien zur Begrenzung aufgemalt, diese sind sehr abgenutzt und kaum noch zu erkennen. Das grüne Kleid der Frau und das gelbe Taxi bilden einen starken Kontrast zum Grau der Straßen und Häuser.

Text: Jana Marie Schmidkunz-Gerecke

Bildquelle: filthyweb.wordpress.com

 

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100 Meisterwerke: 14. „Annie“ von Julia Margaret Cameron

Annie my first success

Das Portrait stammt von der Fotografin Julia Margaret Cameron, die als Englische Pionierin der Fotografie gilt. Dieses Werk aus den Anfängen von Camerons Karriere zählt zu den bedeutendsten Fotografien seiner Zeit. Es entstand 1864, als die Belichtungszeiten im Durchschnitt noch 5 Minuten andauerten und die zum Fotografieren nötigen Chemikalien schnell nach dem Anrühren genutzt werden mussten. Das abgebildete Mädchen hieß Annie Philpot; daher der Titel des Bildes „Annie, my first success“ (dt. „Annie, mein erster Erfolg“. Cameron selbst schrieb auf die Rückseite des Bildes „My very first success in photography.“

Das originale Portrait im Hochformat hat die Maße 17,9 x 14,3 cm und wurde auf Albuminpapier, das für seine detaillierte Darstellung bekannt ist, entwickelt. Nach der Entwicklung wurde es  nochmals mit Eiweiß überzogen, wodurch ein höherer Glanzeffekt entsteht.  Die Qualität des Bildes ist nicht hoch; vor allem der Hintergrund ist unscharf. Dies liegt zum einen an den geringeren technischen Möglichkeiten der Zeit und zum anderen wahrscheinlich an Camerons Bestreben die Portraitierten unverfälscht und weitestgehend ohne Nachbearbeitung abzubilden.

Auf dem Bild ist der Oberkörper eines etwa neunjährigen Mädchens bis kurz unter der Brust zu sehen. Sie ist nicht direkt frontal zur Kamera, sondern aus der Perspektive der Fotografin leicht nach links gedreht. Ihr Blick ist ebenfalls leicht nach Links und daher nicht direkt in die Kamera gewendet.

Annies Kleidung ist kaum zu erkennen; vermutlich hat sie eine dunkle Jacke an, die sie geschlossen trägt. Dies ist durch einen hellen, leicht schattierten Knopf erkennbar. Der Knopf ist nur noch knapp am unteren Bildrand sichtbar. Somit befindet er sich ungefähr auf Brusthöhe. Wahrscheinlich hat die Jacke einen Kragen, da der Hals nicht komplett zu sehen ist.

Das Gesicht ist leicht aus dem Fokus gerutscht, aber trotzdem deutlich erkennbar. Annie besitzt ein natürliches, schlankes, feminin wirkendes Gesicht. Sie hat dabei einen nachdenklich oder traurig bis bedrückten Gesichtsausdruck, welcher vor allem durch die Mund- und Augenpartie zur Geltung kommt. Wobei zu erwähnen ist, dass ihre Augen nicht deutlich sichtbar sind, da ein Schatten darauf liegt. Ihre Augenbrauen sind schmal geformt, passend zur Form der Augen. Ihre Nase ist mit der hellste Punkt auf dem Gesicht, was mit dem Lichteinfall zusammenhängt. Sie hat eine so genannte Stupsnase, welche gut zu ihrem Gesicht  passt. Die Mulde zwischen Nase und Mund ist bei ihr relativ stark ausgeprägt und kommt vermutlich durch das Licht- und Schattenspiel extra zum Vorschein. Ihre Lippen sind gleichmäßig geformt, wobei ihre Oberlippe einen auffälligen Herzbogen hat. Ihr Kinn ist eher eckig.

Das Mädchen trägt die Haare mit einem Mittelscheitel offen. Am Ansatz sehen sie etwas platt gedrückt aus, nach unten hin wirken sie voller.  Die Haare enden auf Schulterhöhe und sind vermutlich dunkelblond bis braun.

Insgesamt hat das Portrait einen wärmeren Bildton und geht eher in die Braun-Sepia Töne, was typisch für die Art des Druckes ist. Der Hintergrund wirkt verschwommen und ist somit unwichtig. Trotzdem beeinflusst er das Bild durch seine Farbgebung. Aus Sicht der Fotografin ist der Hintergrund nahezu zweigeteilt: die rechte Seite des Bildes ist dunkel, fast schwarz – es gibt nur einen hellen Fleck am oberen rechten Bildrand in der Ecke. Die linke Bildseite dagegen ist eher hell-beige meliert.

Es waren hauptsächlich solche von ihrem eigenen Stil geprägten Portraits, die Cameron berühmt machten. Sie setzte es sich zum Ziel, die Persönlichkeit der Abgebildeten ausdrucksstark und gleichzeitig natürlich darzustellen. Gesichtszüge werden durch Licht und Schatten modelliert.

Text: Mandy Buchwalsky

Bildquelle: Wikimedia

 

 

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100 Meisterwerke: 13. „Großinquisitor“ von El Greco

Großinquisitor

Das 171 x 108 cm große Ölgemälde des Großinquisitors wurde um 1600 vermutlich im Spanischen Toledo geschaffen und befindet sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York. El Grecos Signatur des Gemäldes findet sich auf dem zerknitterten Blatt auf dem Boden vor dem Großinquisitor.

Das hochformatige Gemälde zeigt den geistlichen Großinquisitor Kardinal Fernando Niño de Guevara. Er ist in seinen Sechzigern und von schlanker Statur. Der Kardinal sitzt zentral auf einem hölzernen, mit Schnörkeln verzierten Stuhl und nimmt den Großteil des Bildes ein. Sitzfläche und Lehne des Stuhles sind mit rotem Samt bezogen, der mit goldenen Nägeln befestigt ist.

Der Mann sitzt gerade mit leicht geöffneten Beinen auf dem Stuhl. Sein Blick ist aus der Perspektive des Betrachtenden in die rechte Bildmitte gerichtet. Die Arme liegen auf den Armlehnen. Seine rechte Hand hängt locker am Ende der Armlehne hinunter und seine linke Hand wirkt etwas verkrampft an die Lehne geklammert. Er trägt an jeder Hand jeweils zwei prunkvolle Ringe, je am Ringfinger und am Zeigefinger. Seine Hände sehen sehr knochig und dünn aus. Sie sind faltig, blass und von Adern durchzogen.

Der Kardinal trägt hellbraune, geschlossene Lederschuhe, von denen nur die Spitzen zu sehen sind. Des Weiteren ist er mit einem langen, rosa-roten Kardinalsgewand bekleidet. Das Gewand sieht aus wie ein Kleid; unten weit ausladend und oben ist es eine Art Umhang, der bis zur Hüfte reicht. Dieser Umhang ist mit einer geraden Knopfleiste in der gleichen Farbe bis zum Kinn hinauf geschlossen. An den Handgelenken, am Kragen und in der Mitte, wo das Gewand auseinander fällt, blitzt ein gefälteltes Untergewand hervor. Dieses ist gelb-weiß mit schwarzen Schattierungen und an den Rändern mit Spitze versehen.

Auf dem Kopf trägt er eine Kardinalsmütze im Farbton des Obergewandes. Die Form der Mütze erinnert leicht an einen steifen Turban, aber sie ist nicht gewickelt. In der Mitte, sowie rechts und links stehen die Außenkanten etwas eckig ab. Der höchste Punkt der Mütze befindet sich in der Mitte, von wo aus eine Naht senkrecht zum unteren Rand verläuft.

Das schmale Gesicht wirkt müde und erschöpft. Er trägt einen grauen Vollbart, der vorne an der Spitze weiß meliert ist. Er hat schmale, geschlossene Lippen und eine ebenfalls schmale, lange Nase mit einem Huckel. Der Inquisitor trägt eine runde, schwarz umrahmte Brille. Er hat eine hohe, mit Denkfalten versehene Stirn, große, dunkle Augen und dunkle, buschige Augenbrauen, die etwas über dem Brillengestell hervor schauen. Der Kardinal hat große, schmale Ohren und kurze Haare an den Schläfen.

Vor seinen Füßen liegt ein rechteckiges Blatt Papier, an dem die rechte untere Ecke leicht geknickt ist und es scheint schon einmal gefaltet gewesen zu sein. Es sieht bemalt oder beschrieben aus. Die Signatur des Malers, die sich darauf befindet ist nicht zu erkennen. Der Hintergrund ist ungefähr mittig zweigeteilt. Links hinter dem Stuhl steht ein dunkler, rustikaler Holzschrank und rechts scheint die Wand mit gemusterter Goldtapete bedeckt zu sein. Der Boden ist mit hellgrauen und rötlichen und schwarzen Marmorfliesen versehen.

Insgesamt wirkt das Bild ernst und trostlos. Der Kardinal hat einen leeren Blick und wirkt durch die verkrampfte Handhaltung sehr angespannt. Seine Kleidung und der Hintergrund lassen ihn reich und mächtig erscheinen. Wenn man weiß, dass die Spanischen Inquisitoren viele Menschen hinrichten ließen, wirkt sein Gesicht kalt und grausam. Ohne das Kardinalsgewand wäre es eher ein Portrait eines Politikers als das eines Geistlichen.

Das Gemälde diente Stefan Andres als Grundlage für seine 1936 erschienene Novelle „El Greco malt den Großinquisitor“, ein fiktionaler Text der sich mit dem Machtverhältnis von Kirche und Staat, sowie der individuellen Religiosität des Malers befasst.

Text: Jenny Kraus 

Bildquelle: Wikimedia

 

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100 Meisterwerke: 12. „Betende alte Frau“ von Rembrandt

Betende alte Frau

Das Gemälde „Betende Alte Frau“ des Niederländischen Barockmalers Rembrandt Van Rijn wird auch „Rembrandts Mutter betend“ genannt. Das hochformatige Bild mit den Maßen 15,5 x 12,2 cm wurde in Öl auf Kupfer gemalt. Heute ist es in der Residenzgalerie in Salzburg ausgestellt. Insgesamt ist das Gemälde in dunklen Farben gehalten und strahlt Ruhe aus.

Abgebildet ist der Oberkörper einer alten Frau mit zum Gebet gefalteten Händen. Sie wendet dem Betrachtenden ihre linke Seite zu. Es scheint, als würde sie in die linke untere Ecke des Bildes schauen. Die Frau trägt einen Pelzumhang  und ein rotes Kopftuch. Das Tuch ist so weit, dass es sich an den Seiten wölbt wie eine Kapuze und am Hinterkopf ein Zipfel zu sehen ist. Es ist bis in die Hälfte der Stirn gezogen, so dass kein Haaransatz erkennbar ist. Nur an der der dem Betrachtenden zugewandten Seite sind wenige, sehr dünne, längere, grau-weiße Haare zu sehen. Es scheint als ob die Frau von oben beleuchtet wird, da nur der obere Teil des Kopftuches in kräftigem rot erstrahlt; an dieser Stelle sind auch die Pinselstriche deutlich erkennbar. Weiter unten hingegen wirkt der Stoff dunkler.

Das Gesicht leuchtet beige-gelb und ist komplett mit vielen, kleinen Falten überseht. Die Frau scheint Mitte-Ende neunzig zu sein. Da Ihr Blick nach unten gerichtet ist, hat sie ihre Augen nur einen kleinen Spalt breit geöffnet. Augenbrauen sind nicht zu erkennen. Ihre Augenlieder sind breit und lassen mandelförmige Augen erahnen. Die Nase ist gerade und lang. Ihr Mund ist leicht geöffnet und gibt den Blick auf zwei einzelne, faulige Zähne im Unterkiefer frei. Die Oberlippe ist sehr schmal und die Unterlippe gleichmäßig breit und etwas spröde. Ihr Kinn ist rund und kurz. Da ihr Kopf nach unten geneigt ist, bildet sich ein Doppelkinn, welches einen Schatten auf den gelben Schal wirft. Dieser Schal wurde vorne einmal übereinander geschlagen und scheint aus grober Wolle zu sein. Der Schal ist oben gelb-braun vermischt und wird dann dunkelrot.

Durch den voluminösen Umhang ist die Gestalt der alten Frau nicht zu erkennen. Der schwarze Umhang geht nahtlos in den ebenfalls schwarzen Hintergrund über. Nur der Kopf samt Tuch, der Schal und die Hände stechen hervor. Die Hände der alten Frau berühren sich leicht auf Brusthöhe zum Beten. Die Hände ragen bis zum Handgelenk aus dem Umhang heraus. Gut sehen kann man aufgrund der Position der Frau nur ihre linke Hand. Von ihrer rechten Hand ist nur ein Stück Handfläche und Handballen zu sehen. Die gut sichtbare Hand ist mit tieferen Falten überzogen. Die Haut wirkt dünn und fast durchscheinend. Sie hat relativ kurze breite Finger mit kurzen Fingernägeln.Das Bild wird im Ganzen von unten nach oben etwas heller. Es wirkt fast so als werd die alte Frau von oben angeleuchtet. Die Szene wirkt sehr friedlich. Die alte Frau scheint tief ins Gebet versunken zu sein.

Text: Jenny Kraus

Bildquelle: Wikimedia

 

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