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100 Meisterwerke: 60. „Madonna im Grünen“ von Rafael

Madonna im Grünen

Raffaels Madonna im Grünen“, Langtitel: „Madonna im Grünen, Szene: Maria mit Christuskind und Johannes dem Täufer“ ist ein im Jahr 1506 auf Holz entstandenes Ölbild, das der Künstler für den Patrizier Taddeo Taddei anfertigte. Es hat eine Höhe von 113 cm und eine Breite von 88 cm und hängt heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.

In der Mitte des Bildes sitzt Maria, etwa 20 Jahre alt, in freier Natur, wie vor einer Kulisse. Sie wendet uns ihre halbrechte Seite zu und hat den Kopf zu ihrer rechten Schulter gedreht. Sie trägt ein rotes Kleid  mit langen Ärmeln aus scheinbar dickerem Stoff. Der flache, an den Schultern abschließende Rundhalsausschnitt hat einen Goldsaum. Um ihren linken Arm, die Hüfte und die Beine ist eine blaue, gold gesäumte Decke geschlungen, sodass der Rock des Kleides nicht zu sehen ist. Darunter lugt nur ein Fuß am rechten unteren Bildrand hervor. Ihre dunkelblond bis rötlichen Harre sind vom Mittelscheitel aus zu zwei Zöpfen geflochten, die jeweils rechts und links über die Ohren und um den Hinterkopf gelegt sind. Der Kopf ist zur linken unteren Bildecke gedreht, ihr Blick ist gesenkt. Die Augen schauen freundlich, aber eher abwesend. Der Mund zeigt ein dezentes Lächeln. Sie hat eine schmale, kleine Nase, wobei der Nasenrücken insgesamt recht lang erscheint.

Maria sitzt leicht erhöht vom Boden, wie auf einem Stuhl oder Stein. Der Gegenstand ist jedoch nicht zu sehen. Ihr Unterkörper ist zur rechten unteren Bildecke gerichtet, ihr rechtes Bein ist leicht gestreckt. Der Oberkörper dreht sich leicht zur linken Bildseite und ist etwas vornüber gebeugt.

Zwischen ihren beiden nach unten greifenden Händen, an der Außenseite ihres rechten Beines, steht ein nackter, zwei- bis dreijähriger Knabe mit kurzem rötlichem Haar in der Mitte der unteren Bildhälfte. Er ist leicht gegen sie gelehnt, hat seine linke Hand auf ihrer rechten Hand abgelegt und hält wiederum mit seiner Rechten

Der Knabe schaut zur linken Bildseite. Sein Blick geht in Richtung eines zweiten, etwas älter wirkenden Knaben mit kurzen roten Locken. Dieser kniet auf seinem rechten Bein, seine einzige Kleidung ist ein gräuliches Tuch, das um die linke Schulter und den Rumpf gebunden ist. Er hält mit beiden Händen ein zierliches, scheinbar hölzernes Lateinisches Kreuz, dessen Längsbalken den Knaben überragt. Der Querbalken am oberen Ende ist eher kurz. Er schaut dem Jüngeren direkt ins Gesicht. Dieser hält mit seiner rechten Hand den oberen Teil des Kreuzes umfasst. Die Blicke der Knaben erscheinen leer, ihr Gesichtsausdruck ist neutral. Die Münder sind geschlossen.

Schräg über beziehungsweise hinter den Köpfen aller Figuren schweben sehr feine goldene Ringe, der „Mittelpunkt“ eines jeden Ringes berührt quasi jeweils einen Hinterkopf wie ein Heiligenschein.

Die Landschaft im Hintergrund ist überwiegend hellbraun bis grün gefärbt. In näherer Umgebung der Figuren sind kniehohe Hügel zu sehen. Rechts von der Madonna, etwa auf Höhe der Bildmitte, wächst eine Mohnblume mit zwei geöffneten und einer geschlossenen Blüte. Am unteren Bildrand sind vielleicht Erdbeerpflanzen zu erkennen. Auf Höhe der Schultern der Madonna verschwinden links ein Baum und rechts ein Busch aus dem Bild. Weiter hinten, leicht verschwommen, wird die Landschaft grüner und bergig. Links kurz vor dem Horizont ist ein kleiner Berg mit einem Tempel oder ähnlichem darauf zu sehen. Das Hauptgebäude ist eher rund und besitzt ein Kuppeldach, daran anschließend steht ein schmaler, runder Turm mit Zeltdach. Am Fuße des Berges stehen weitere Gebäude, vielleicht ein Dorf. Der Berg und die darauf befindlichen Gebäude erscheinen grünlich-grau, das Dorf beige. Dies alles ist eher unscharf gezeichnet; es ist Kulisse. Der Himmel ist sehr hell, unten fast weiß, weiter oben hellblau gefärbt. Es hängen einzelne größere Wolken am oberen Bildrand.

Das rote Kleid Marias und die blaue Decke heben sich deutlich vom Hintergrund ab und bilden einen farbenfrohen Kontrast zu der zwar bewachsenen aber eher karg wirkenden Umgebung.

Bildquelle: zeno.org

Text: Philipp Zeitler

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100 Meisterwerke: 59. „Migrant Mother“ von Dorothea Lange

Migrant Mother

Dorothea Lange war eine US-amerikanische Dokumentarfotografin. Sie gilt als Mitbegründerin der Dokumentarfotografie. Bekannt wurde sie mit dem unten beschriebenen Bild „Migrant Mother“. Dabei handelt es sich um eine 1936 entstandene Schwarz-Weiß-Fotografie im Hochformat.

In diesem Foto sind insgesamt vier Personen abgebildet, die fast das komplette Bild ausfüllen. Im mittleren Fordergrund sitzt eine Frau, deren Kopf und Oberkörper zu sehen sind, die Oberschenkel sind nur ansatzweise abgebildet. Sie hat ihren rechten Ellenbogen auf ihren Oberschenkel gestützt und fasst sich mit der rechten Hand an die untere Seite der rechten Wange. Ihren linken Arm sieht man nicht. Auf den Oberschenkeln vor dem Bauch der Frau liegt ein Baby, das in eine viel zu große, schmutzige Jacke eingewickelt zu sein scheint.  Körper und ein Teil des Kopfes sind durch die Stoffschichten zu erahnen. Die Haare des Babys verschwinden hinter einem dunklen Gegenstand unten rechts im Bild, vielleicht einem Stück Wand oder einer Tür.

Das Baby hat die Augen geschlossen und scheint zu schlafen. Die Frau hat ein schmales Gesicht und dunkle, zusammengebundene und nach rechts gescheitelte Haare. Ebenso hat sie schmale Augen und dunkle Augenbrauen. Ihre Nase ist schmal und lang. Die Lippen sind eher voll und auf der rechten Seite vom Kinn ist eine Erhebung oder eine Warze zu sehen. Ihr Gesicht ist von Falten gdurchzogen, besonders an der Stirn und um die Augen. Sie schaut in die linke Seite des Bildes, so dass man nur ihr linkes Ohr sieht. Die linke Gesichtshälfte ist trotzdem zu sehen. Die Frau trägt eine Jacke und darunter eine karierte Bluse. Über ihrem linken Arm und über den Oberschenkeln liegt ein anderes, undefinierbares Kleidungsstück. Die Kleidung ist verschmutzt und hat viele Löcher. Der Ärmel der Strickjacke ist abgerissen.

Links von der Frau lehnt sich ein kleines Mädchen an ihren Rücken. Der Kopf liegt auf der Höhe der Schulter der Frau. Man kann das Kind nur von seitlich hinten sehen. Das Kind hat dunkle Haare, die nur bis zu den Ohren reichen, einen sogenannten Topfschnitt. Das Mädchen trägt eine verschmutzte Jacke. Rechts von der Frau lehnt sich ein weiteres Kind an ihre andere Schulter. Dieses Kind ist vom Kopf bis zur Schulter im Bild. Es hat beide Arme auf die Schulter der Frau gelehnt und darauf den Kopf gestützt. Es schaut nach hinten von der Kamera weg. So sieht man nur einen kleinen Teil der linken Wange und den Hals. Der linke, angewinkelte Arm ist am Oberkörper der Frau zu sehen, die Hand verschwindet auf dem Rücken der Frau. Dafür sieht man die rechte Hand auf der Schulter der Frau. Das Kind hat helle, zerzauste Haare. Sie reichen bis über die Ohren. Auch dieses Kind trägt verschmutzte und kaputte Sachen.

Im oberen Teil des Bildes und damit auch im Hintergrund sieht man eine kahle Wand. Diese scheint schräg nach unten zu verlaufen. Es sieht so aus als sitzt die Frau mit den Kindern auf dem oberen Ende einer Treppe, die in einen Keller führt. Die Frau sieht sehr sorgenvoll aus. Sie scheint sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Wahrscheinlich ist sie die Mutter der Kinder, da diese Körpernähe suchen. Die kleine Familie wirkt erschöpft und niedergeschlagen.

Zur Hintergrundgeschichte dieses Fotos:

1936 wurde Dorothea Lange beauftragt die Lebensverhältnisse in ländlichen Regionen der USA fotografisch zu dokumentieren. „Migrant Mother“ wurde im März in im Zelt einer Erbsenflückerplantage aufgenommen.  Die Frau hieß Florence Owens Thompson und war obwohl sie älter wirkt, erst 32. Sie versuchte sich und ihre Kinder durch den Verkauf von Schrott, erfrorenem Gemüse von den umliegenden Feldern und von den Kindern erlegten Vögeln zu ernähren. Sie ließ sich fotografieren und stellte keine Fragen, da sie hoffte, dass die Fotos ihr helfen würden. Das Bild ist Langes berühmteste Fotografie und nachdem es wenige Tage später in den Medien erschien, wurden Lebensmittel zu den hungernden Menschen der Region gebracht.

Bildquelle: artberlin.de

Text: Lydia Jander

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100 Meisterwerke: 57. „Olympia“ von Édouard Manet

Olympia

„Olympia“ ist ein Ölgemälde auf Leinwand mit den Maßen 130, 5 × 190 Zentimeter. Es ist eines der Hauptwerke des Französischen Malers Édouard Manet aus dem Jahre 1863 und befindet sich heute in französischen Staatsbesitz im Musée d´Orsay.

Im Vordergrund liegt eine nackte, junge Frau ausgestreckt auf einem Bett. Sie hat rotbraunes, hochgestecktes Haar. Auf ihrer linken Seite ziert eine auffällige, große rosa Blume die Frisur. Ihren Oberkörper hat sie auf der linken Bildseite halb aufgerichtet gegen zwei große weiße Kissen gelehnt. Dabei stützt sie ihr rechter Arm, der ein goldenes Armband mit einem kleinen Anhänger trägt. Um den Hals hat sie ein schmales, schwarzes Band, das wie ein Geschenkband zu einer Schleife gebunden ist. An diesem Band ist eine helle Perle oder ein Diamant befestigt. Ihr dezenter Ohrschmuck passt zu diesem Stein.

Die Frau hat ein ovales Gesicht, braune mandelförmige Augen und dunkle Augenbrauen. Ihre Nase passt zu den Proportionen des Gesichtes. Ihre Lippen sind etwas voller. Sie scheint geschminkt zu sein. Ihre Augen wirken betonter, vermutlich durch Mascara und sie hat leicht rötliches Rouge auf den Wangen. Ihre Lippen sind ebenso in einem leichten Rot-Ton geschminkt. Sie schaut nachdenklich oder ernst zum Betrachtenden.

Die linke Hand liegt auf ihrem rechten Oberschenkel und verdeckt ihren Schoß. In dieser Haltung wendet die junge Frau nicht nur ihren Oberkörper, sondern auch ihr Gesicht offen dem der Betrachtenden zu. Ihr Gesäß und die übereinander geschlagenen Beine liegen auf einem cremefarbenen Tuch, das am Rand mit Blüten sowie goldfarbenen Fransen  verziert ist. Das Tuch verdeckt einen Teil des darunter liegenden weißen Bettzeuges. Die Frau hält eine Ecke des Tuches in der rechten Hand. Seitlich unter dem Bettzeug ist die dunkelrote Polsterung des Bettes zu erkennen. Die Frau trägt feine, hellgelbliche Pantoffeln, jedoch ist der rechte Schuh auf das Bett gefallen, so dass der rechte Fuß nackt ist. Allerdings wird er durch das Überschlagen der Beine vom linken Fuß samt seinem Pantoffel verborgen.

Hinter dem Bett steht leicht vorgebeugt eine schwarze Frau. Diese Frau hält vor ihrer Brust einen in weißes Papier gehüllten, üppigen, bunten Blumenstrauß. Sie wendet sich der liegenden Frau zu und blickt sie an. Es scheint als würde sie die nackte junge Frau beobachten. Bekleidet ist diese zweite Frau mit einem rosafarbenen Kleid und einem gemusterten Kopftuch. Man erkennt nur ihr linkes Ohr, an dem sie einen längeren herabhängenden, roten Ohrschmuck trägt. Ihr Gesicht ist schwer zu erkennen, da sich dieses kaum vom dunklen Hintergrund abhebt. Auf dem Fußende des Bettes steht eine kleine schwarze Katze mit hoch emporgerecktem Schwanz, die die den Betrachtenden direkt mit ihren hellen Augen anblickt.

Im Hintergrund sieht man ein in dunklen Farben gestaltetes Zimmer, das fast ohne räumliche Tiefe dargestellt ist. Ein auffälliger, goldfarbener Streifen teilt es vertikal in zwei verschieden große Abschnitte und endet beinahe im Schambereich der liegenden Frau. Dieser Streifen bildet die Zwischenlinie zwischen der braun-goldenen Tapete, die die Wand auf der linken, schmaleren Seite bedeckt und der rechten Seite die mit einem dunkelgrünen Vorhang behängt ist. Auf der linken oberen Seite des Hintergrundes, auf Höhe des oberen Bettendes, ist dieser schwere dunkelgrüner Vorhang nochmal gerafft zu sehen. Der Vorhangstoff findet sich wie eben schon erwähnt auch rechts von der Tapete bzw. dem goldenen Streifen im Bild wieder. In der Mitte ist der Vorhang geteilt und scheint einen Durchgang zu bilden. Der Spalt ist im oberen Teil hell und im unteren Teil dunkel, es scheint als wäre es eine Tür.

Die farbliche Gestaltung des Bildes ist auf wenige Farbtöne begrenzt. Hauptsächlich finden sich Weiß, Schwarz, ein ins Blaue gehendes Dunkelgrün,  Goldbraun und ein Rot-Ton, sowie Beige für die Haut der porträtierten Frau und das Tuch, auf dem sie liegt. Alle Farben bilden Kontraste. Die Umrisse der Katze sowie der Kopf der stehenden Frau verschwinden fast vor dem dunklen Hintergrund der Vorhänge.

Die Stimmung wirkt auf mich eher angespannt und nachdenklich. Nur die Katze scheint unbeschwert zu beobachten. Der Fokus liegt eindeutig auf der nackten Frau, da diese durch ihre helle Hautfarbe und das helle Bettzeug, auf dem sie liegt, sehr hervorsticht. Im Pariser Salon von 1865 löste das Bild einen der größten Skandale der Kunstgeschichte aus.

Bildquelle: Wikipedia.org

Text: Lydia Jander und Wikipedia

 

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100 Meisterwerke: 54. „Bibi Aisha“ von Jodi Bieber

Bibi Aisha

Das im Folgenden beschriebene Bild ist ein Porträt-Foto für das Time-Magazin. Es zeigt die 18-jährige Afghanin Bibi Aisha mit entstelltem Gesicht. Ihr Ehemann hatte ihr auf Anweisung eines Taliban-Gerichts Ohren und Nase abgeschnitten, nachdem sie aufgrund seiner Gewaltexzesse vor ihm geflohen war. Das Foto 2010 wurde von der südafrikanischen Fotografin Jodi Bieber aufgenommen und kurz darauf zum Pressefoto des Jahres gekürt. Jodi Bieber beschäftigt sich fotografisch vor allem mit Afrika, insbesondere mit Porträts von Kindern und Jugendlichen am Rand der Gesellschaft.

Bei diesem Farbfoto in hoher Qualität handelt es sich um das hochformatige Porträt eines jugendlichen Mädchens, dessen Nase abgetrennt wurde. Das Bild wurde leicht seitlich-frontal aufgenommen. Die junge Frau ist mit ihrer rechten Körperseite leicht der Kamera zugewandt. Ihr kompletter Kopf, Hals und Dekolleté sind abgebildet. Sie nimmt ca. 80 Prozent der Aufnahme ein. Der Rest besteht aus einem einheitlich, bräunlich-grau verschwommenen Hintergrund, der die junge Frau zusätzlich in den Fokus stellt. Der Hintergrund ist auf der linken Seite heller und verläuft übergangslos in ein dunkles Braun am rechten Bildrand. Kurz über ihrem Kopf befindet sich der obere Bildrand. Das rechte äußere Sechstel des Bildes, von ihr aus links gesehen, besteht nur aus Hintergrund.

Auf dem Kopf trägt sie ein Tuch, das an den Seiten herabhängt und ihre Schultern sowie die seitlich liegenden Haare halb bedeckt. Da die Aufnahme nur bis zum Beginn der Brust reicht, ist unklar wie lang das Tuch ist. Erkennbar ist jedoch, dass es aus einem festeren, blickdichten Material besteht. Es hat breite Längsstreifen in zwei verschiedenen, sich wiederholenden Lila-Tönen, die jeweils von einem hellen dünnen Streifen getrennt werden. Das Tuch bedeckt neben den Schultern auch die Oberarme der jungen Frau, lediglich in der Mitte der Brust ist ein Stück ihres Oberteils zu erkennen. Es ist in einem warmen, farbintensiven Rot gehalten, dass mit so vielen weiß-silbrigen Pailletten verziert ist, dass das Rot nur leicht durch schimmert.

Die junge Frau hat sehr dunkelbraunes, fast schwarzes, dickes Haar, das leicht lockig-gewellt und etwas länger als schulterlang ist. Es bedeckt ihre Ohren und einen Großteil der Stirn und fällt ihr in ihr ovales Gesicht. Sie trägt einen Seitenscheitel und hat einen leicht gebräunten Teint. Ihre ungeschminkte Haut weist einige Rötungen und Unreinheiten auf. Ihr Mund ist ganz leicht geöffnet. Zwischen den vollen Lippen sind ihre Zähne zu erahnen. Sie lächelt nicht, zieht die Mundwinkel aber auch nicht nach unten. Die dunkelbraunen Augen des Mädchens schauen nicht direkt in die Kamera, vermutlich blickt sie die Fotografin an. Der Blick wirkt eher neutral, doch ziemlich durchdringend. Ihre Augenbrauen sind leicht buschig und nicht gezupft. Von ihrer Nase, die sich fast in der Mitte des Bildes befindet, ist kaum vorhanden.

Beim Betrachten des Bildes fällt sofort auf, dass dieses ansonsten hübsche Mädchen keine Nasenlöcher und keine Nasenflügel hat. Die untere Hälfte ihrer Nase ist ein schwarzes Loch, umgeben von vernarbter leicht geröteter Haut. Die obere Hälfte ist unversehrt. Diese klaffende Wunde in einem ansonsten jugendlichen Gesicht ist schockierend. Man will die Verstümmelung eigentlich nicht sehen und muss trotzdem hinschauen. In dieser gnadenlosen Darstellung der brutalen Realität  besteht die Aussagekraft dieses Bildes.

Bildquelle: i.ytimg.com

Text: Stefanie Rode

 

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100 Meisterwerke: 50. Ohne Titel, undatiert, Schwarz-Weiß-Fotografie auf Barytpapier vonMiroslav Tichý

unbetiteltes Bild

Miroslav Tichý war ein tschechischer Fotograf und Maler. Seine Motive waren in erster Linie Frauen: Junge Mädchen beim Sonnenbaden oder im Park, ältere Frauen auf dem Markt und auf der Straße. So auch das hier beschriebene Bild.

Im Zentrum des hochformatigen Bildes befindet sich eine verschwommene schwarz-weiß Fotografie einer schlanken, jungen Frau. Die junge Frau bildet den Mittelpunkt der Fotografie. Sie ist mit einem dunklen Bikini bekleidet. Das Oberteil ist trägerlos. Sie steht mit der rechten Seite ihres Körpers an einem alten Zaun gelehnt, der von der rechten unteren Ecke der Fotografie in die obere Mitte verläuft und an einem Verschlag endet. Es handelt sich um einen Metallgitterzaun. Am rechten Bildrand ist eine fremde Hand erkennbar, die den Zaun umfasst. Der Zaun wirkt alt und wackelig.

Die junge Frau steht mit ihrem Körper frontal zur Kamera. Ihr linker Arm verläuft vor ihrem Körper und ist auf Höhe des Handgelenks auf dem Zaun abgelegt. In der linken Hand hält sie einen nicht genau definierbaren Gegenstand. Es könnte ein weißes Tuch sein, das über den Zaun hängt. Ihr rechter Arm ist von ihrem Körper verdeckt. Den Kopf hat die junge Frau leicht in Richtung der linken Schulter geneigt. Sie trägt lange braune Haare, die ihr über die Schulter reichen und vorn im Bereich des Brustkorbs enden. Ihre Haare sind offen und am Haaransatz leicht nach links gescheitelt.

Aufgrund der Unschärfe der Fotografie lassen sich die Feinheiten ihres Gesichts nicht gut erkennen. Zu sehen ist jedoch eindeutig, dass die junge Frau mit leicht geöffnetem Mund lächelt. Des Weiteren sind durch leichte Schatten ihre ausgeprägten Wangenknochen und eine waagerechte Vertiefung zwischen Unterlippe und Kinn zu erkennen.

Ihr rechtes Bein hat die junge Frau leicht angewinkelt, das Gewicht lagert auf dem linken Bein. Ob sie Schuhe trägt ist ebenfalls nicht zu erkennen. Sie steht auf einer Wiese. Der Hintergrund ist sehr dunkel. Es könnte sich um eine Art Verschlag handeln, vor dem sie posiert. Die vordere linke Ecke der Fotografie ist weiß und wirkt überbelichtet.

Die Fotografie ist, wie das Gesamtwerk auch, ein Hochformat und wurde auf ein Stück vergilbten Karton aufgeklebt. Es handelt sich um eine Art Passepartout. Der Rahmen ist im Gegensatz zum Foto farbig. Es handelt sich um ein helles Braun. Das Stück Karton wirkt schmuddelig, als hätte der Künstler es gerade auf dem Boden gefunden. Es befinden sich Flecken darauf und die obere Schicht der rechten, unteren Ecke ist abgerissen. Den Rahmen selbst hat der Künstler mit schwarzen und grünen Linien verziert. Er hat quasi auf den Rahmen drei weitere Rahmen gezeichnet: Einen grünen und einen schwarzen dicht an der Fotografie und einen weiteren schwarzen Rahmen am äußeren Rand des Kartons.

Bildquelle: viceland-assets-cdn.vice.com

Text: Antje Köhn

 

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100 Meisterwerke: 44. „Infantin Margarita Teresa“ von Diego Velázquez

Margarita Teresa

Das Bild „Infantin Margarita Teresa“ hat eine Länge von 1270 mm und eine Breite von 1070 mm. Es wurde 1659 von Diego Velázquez mit Öl auf Leinwand gemalt. Das Portrait zeigt die 8-jährige Margarita Teresa von Spanien. Margarita Theresa war Infantin (im Sinne von Prinzessin) von Spanien aus der spanischen Linie der Habsburger und römisch-deutsche Kaiserin. Sie war die erste Gemahlin Kaiser Leopolds I. und Schwester des letzten spanischen Königs aus dem Haus Habsburg, Karl II. von Spanien.

Das Bild zeigt Margarita Theresa in Ganzkörperansicht in einem blauen Barock Kleid mit einem breiten und bauschigen Rock. Sie steht in der Mitte des Bildes und schaut etwas nach links. Sie nimmt einen Großteil des Bildes ein. Im Hintergrund befinden sich eine dunkle, sand- und grünfarbene Wand und auf der linken Seite ein Teil eines Schminktisches.

Margarita Theresa hat lange blonde Haare, die links und rechts von ihrem Gesicht bis zu den Schultern hinabfallen. In den Haaren über ihrem linken Ohr ist eine längliche, olivgrüne etwa 10 cm lange Haarspange befestigt. Da diese aus groben Pinselstrichen besteht, sind Details nicht zu erkennen. Ebenso verhält es sich bei den Ohrringen und der Halskette. Die Ohrringe sind auch olivgrün, allerdings lediglich mit einigen Pinselstrichen angedeutet. Es mutet wie ein Blumenblütenmuster an. Die Halskette ist kaum zu erkennen. Sie sieht wie ein silbernes Collier mit Anhänger aus.

Von Margarita Theresas Haut sind lediglich Hände, Gesicht und Hals bis zum Schulterbein zu sehen. Sie hat einen sehr blassen Teint. Sie trägt Rouge und helles, fast aprikosenfarbenes Lippenrot. Die Augen sind blaugrau und kreisrund geöffnet, wodurch sie leer wirken. Ihr gesamter Gesichtsausdruck vermittelt eine ausdruckslose Ernsthaftigkeit.

In ihrer linken Hand, die sie ausgestreckt auf Hüfthöhe hält, trägt sie ein rechteckiges, circa 30 cm langes Accessoire. Es sieht wie eine braune Fellmuff aus. Die rechte Hand liegt rechtsseitig auf dem Kleid und umfasst den Henkel einer blauen Handtasche in Kornblumenform. Die Tasche liegt auf Hüfthöhe auf dem Kleid. Die Hand selbst ist in einem hellen Braunton gehalten. Es sieht wie ein Handschuh aus.

Das Kleid ist sehr aufwendig gestaltet. Der Grundton ist ein helles Blau. Der Dekolleteebereich und die bis zu den Handgelenken reichenden Ärmel sind hauptsächlich weiß. In der Mitte des Dekolletees ist eine große, blaue blumenförmige Kleidverzierung. In dieser Verzierung befindet sich eine von Blumen umgebene, olivefarbene Brosche mit einer, großen, weißen Perle in der Mitte. Es sind kreisförmig weiße, gelbe und schwarze Tupfer, die an Blumenblüten erinnern in dieser Brosche verteilt.

Eine goldene Schärpe verläuft schräg von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte. Dort wo die Schärpe an der Schulter anfängt, ist das Kleid ebenfalls blau. Es ist eine ca. 10 cm² große Fläche. Auf Hüfthöhe endet die Schärpe auf einem blauen schmetterlingsförmigen Highlight. Die größte Verzierung des Kleides sind die vielen weißen und mit etwas Gold versehenen Streifen, die über das Kleid gehen. Die Streifen sind schätzungsweise jeweils 3 cm dick.  Es gibt zwei verschiedene Bereiche, in denen diese auftreten. Am Dekolleteebereich gehen drei Streifen Richtung Bauchnabel bis zum Hüftbereich. Sie gehen dann kegelförmig auseinander und treffen sich am Hüftbereich, um dann nach hinten zu verschwinden.

Anschließend ist vom unteren Hüftbereich bis in etwa zu den Knien ein Bereich, in dem das Kleid keine Verzierungen hat. Es ist lediglich in einem blauen Grundton gehalten. Weiterhin gibt es noch sieben weiße Streifen mit goldenen Elementen, die im unteren Drittel des Kleides horizontal verlaufen. Sie liegen alle eng aneinander und haben zwischen einem und zwei Zentimetern Abstand zueinander.

Im Hintergrund steht auf der linken Seite der Schminktisch. Er ist aus Holz mit Schubladen und einem ovalen Spiegel, der in runden Holzsäulen eingefasst ist. Auf der rechten Seite des Tisches steht eine kleine, weiße Figur eines sitzenden Pudels. Auf der linken Seite befindet sich eine weitere Figur, die jedoch nicht zu erkennen ist. Hinter Margarita Theresas Kopf befindet sich ein heller Holzrahmen, der bis zum oberen Bildrand reicht. Es könnte ein Fenster sein. Innerhalb dieses rechteckigen Rahmens ist kupferbraune Farbe ohne markante Struktur zu erkennen. Der Rest des Hintergrundes ist Beige und wird nach oben hin zu einem dunklen Braun.

Bildquelle: Wikimedia

Text: John Patzwald

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